Geschäftsmodell Nachhaltigkeit
Handel
Fruit Logistica im Zeichen der Nachhaltigkeit
Der Trendreport der Rabobank zur Fruit Logistica in Berlin setzt 2020 den Begriff der Nachhaltigkeit über alles. Risiken für die Nachhaltigkeit werden zu Risiken für das Geschäft, erklärte Autorin Cindy van Rijswick auf dem Frischeforum einen Tag vor Messebeginn. Obst und Gemüse sind schon als Produkt selbst nachhaltig und versprechen eine gesunde Ernährung. Erzeuger, Verarbeiter und Händler versprechen sich von nachhaltigen Aspekten eine Kostenreduktion, vielleicht auch einen Premiumpreis. Letzterer wird in Europa nicht immer gezahlt, sei schwer durchzusetzen, erklärt die Niederländerin.
Dennoch. Das grüne Investment für die Branche nimmt zu. Ben Horsbrugh von GlobalG.A.P. prognostiziert sogar, dass es bald nur noch ein Investment gibt, wenn Nachhaltigkeitskriterien vorliegen. Fünf Kategorien bezeichnet der Trendbericht als prioritär: Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität, Verringerung von Lebensmittelverschwendung, Recycling von Verpackungen, der Austausch fossiler durch erneuerbare Energien sowie soziale Aspekte.
Die Flut an verschiedenen Labeln verdeckt, dass es noch keine einheitliche Nachhaltigkeits-Matrix von Kriterien gibt. Oft konzentrieren sich Firmen auf vier bis fünf Punkte, weil alle Aspekte nicht gleichzeitig umgesetzt werden können. Dabei kommt es durchaus zu Zielkonflikten. So spielen bei einem brasilianischen Melonen-Projekt Transportkosten für den ökologischen Fußabdruck so gut wie keine Rolle, werden aber für Europäer als sehr hoch bewertet, berichtet van Rijswick. Auch hier hilft Horsbrugh weiter: Am effektivsten wirkt Nachhaltigkeit, wenn sie von den Firmen nach eigenen Kriterien umgesetzt werden. Als Erfüllung für Kundenwünsche taugen sie nichts.
Standards müssen in die Breite gebracht werden. Sonst bleibt der Effekt lokal hängen. Für die Firmen ist die Datensammlung vom Erzeuger bis zum Kunden derzeit auch eine Kostenfrage. Die von Rijswick geforderte einheitliche Matrix könne Kosten einsparen.
Warenpräsentation
Die Lust auf Obst und Gemüse haben viele Projekte der letzten Jahre nicht wirklich erhöht. Erfolgreicher scheint der Handel selbst zu sein. Simon Wainwright vom Institute of Grocery Distribution (IGD) aus dem englischen Watford zeigte Bilder von Geschäften weltweit, von Kanada bis Indonesien, die offenbar nach den RED-Prinzipien erfolgreich sind: Relevant aus Sicht des Käufers, Efficient aus Sicht des Händlers und Different gegenüber den Wettbewerbern. Handelsgeschäfte mit Marktatmosphäre, Markthallen mit lokalen Landwirten, Obst und Gemüse kindergerecht präsentiert und vielleicht auch in direkter Nachbarschaft zu Nahrungsergänzungsmitteln als „Gesundheit für unterwegs“ setzen sich durch. In dem Maß, in dem Obst und Gemüse in Asien vermehrt in die Läden wandert, bauen die Inhaber Warenpräsentationen im Straßenmarkt-Stil nach. Obst und Gemüse sind bunt, aufgeschnittene Früchte machen Lust und exotische Ware auch einmal in den Vordergrund für die Neugierigen stellen: Das spricht die älter werdende, in Singlehaushalten lebende Kundschaft an. Mit kleiner werdenden Haushaltsgröße lässt das Einkaufsinteresse in der Großfläche nach, erläutert Wainwright.
Ideen sind gefragt. Ein Geschäft bietet ein Produkt in drei Optionen an: Im Imbiss (Eat it), für unterwegs (Take it) und als Zubereitung für zu Hause (Make it). Nur wer sich ständig ändert überlebt in der Handelswelt, sagt der Marktforscher. Die Frischebranche handelt mit der Grundlage der Innovation selbst.
Der rote Apfel
Alan Guindi von der Richard Hochfeldt Gruppe hat gezeigt, wie der neue Sunburst-Apfel nach acht Jahren konventionelle Zuchtarbeit britischen Kunden einen neuen Geschmack mit neuer Farbe auf den Tisch bringt. Der Apfel ist saftig, hat eine knusprige Textur und rotes Fruchtfleisch. Die Eltern waren die Gartensorte Falstaff und der purpurfarbene Pink Pearl. Bislang wachsen die Bäume nur in Großbritannien. Bis 2024 soll die Ernte aber weltweit von 200.000 Äpfeln stammen.
Roland Krieg; Fotos: Volkmar Otto / Messe Berlin GmbH
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