Getreidebörsen regulieren

Handel

Germanwatch fordert Regulierung der Getreidebörsen

Die Getreideernte war selten so spannend wie in diesem Jahr. Nach dem langen Winter kam der heiße Juli und der regnerische August hat die Ernte gestoppt. Wird es genug Getreide für alle geben? Müssen die Brötchenpreise steigen?
Russland hat nach den verheerenden Bränden einen Ausfuhrstopp verhängt, weswegen dem Weltmarkt rund sieben Millionen Tonnen Getreide fehlen. Die Preise an den Börsen folgen den Schlagzeilen der Zeitungen. Liegt es nicht nahe, dass Spekulanten die Nachrichtenlage ausnutzen und die Preise zusätzlich anheizen? Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) hat vor kurzem anhand des gehandelten Kontraktvolumens den Rohstoffpreisen einen spekulativen Anteil zugeschrieben.

Undramatische Verknappung ausnutzen
Germanwatch fordert nun die Bundesregierung auf, Regulierungen gegen Spekulationen an den Getreidebörsen aufzustellen. Nach Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, lassen sich die Preisexplosionen an den Börsen nicht durch die Brände und das Ausfuhrverbot in Russland erklären. Mit 190 Millionen Tonnen Weizen seien die weltweiten Lagerbestände immer noch hoch genug und die Ernten in den USA und Argentinien können das Fehlen der russischen Getreidemenge kompensieren. Spekulationen haben nach Ansicht der Nichtregierungsorganisation zwar die Preisspirale nicht ausgelöst, aber doch beschleunigt. „Finanzinvestoren machen sich die global gesehen undramatische Verknappung des Angebots durch regionale Wetterextreme zunutze, indem sie Getreide in riesigen Mengen auf Termin kaufen, so die Stimmung an den Börsen anheizen, um dann Kasse zu machen“, so Bals. Die meisten Termingeschäfte hätten keine reale Waren mehr zum Gegenstand.
Die EU sei gefordert, weil die USA im Rahmen der Finanzmarktreform Limits für Terminkontrakte eingeführt hat.
Der Bonner Agrarökonom Joachim von Braun hatte im Spiegel eine Verteuerung von Spekulationen gefordert, um das kurzfristige rein- und rausspringen in den Markt, um Gewinne mitzunehmen, gemindert werde. Eine virtuelle Getreidereserve mit eine Volumen von bis zu 30 Milliarden US-Dollar könne eine Funktion wie eine Zentralbank übernehmen. Spielten die Preise verrückt, so könnte der Kapitalfonds zur Preisregulierung eingesetzt werden. Das Volumen reiche aus, um etwa die Hälfte des Weltgetreides zu kaufen.

VLE

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