Gibt es zu viele Biosiegel?
Handel
Siegelvielfalt Ausdruck der Kundenwünsche
So viele Biosiegel, so viel Standards. Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit, weswegen Begriffe wie „Wildwuchs“ und „Dschungel“ die Runde machen. Prof. Dr. Ulrich Nöhle von der Technischen Universität Braunschweig fordert sogar die Reduzierung der Standards auf den Codex Alimentarius, damit die Umsetzung für die Bauern einfacher und kostengünstiger wird.
Vielfalt der Wünsche
Dr. Peter
Schaumberger, Geschäftsführer des Instituts für Marktökologie (IMO) in der
Schweiz hingegen fragt zurück, ob „Wildwuchs“ der richtige Begriff sei? Es gibt
für die Konsumenten eine Vielzahl an Marken und Produkten. Der mündige
Verbraucher könne seine individuelle Auswahl treffen. Sie könne emotional,
dezentral oder rational getroffen werden, der Schwerpunkt beispielsweise auf
dem Umweltabdruck des Produkts oder der gesunden Ernährung liegen.
Die
verschiedenen Zertifikate und Standards geben den Kunden Auskunft über die
Inhalte der Produktion, sie sind Entscheidungskriterien oberhalb eines „Tüv-Siegels“,
so Dr. Schaumberger zu Herd-und-Hof.de. Die Reduzierung auf den Codex
Alimentarius vergleicht Dr. Schaumberger mit dem Trabbi als staatlich
verordnetem Automobil, dass nach der Wende niemand mehr haben wollte, als die
Auswahl möglich wurde.
Letztlich
entscheidet der Kunde mit seiner Wahl, welche Label sich in den Regalen
durchsetzen können.
Mit ConCert
baut das IMO den verschiedenen Standards und Zertifikaten eine Brücke und
verbindet bei Reduzierung von Handelshemmnissen über das Produkt den
Konsumenten der Industrieländer mit dem Produzenten in den Entwicklungsländern.
ConCert ist ein neuer Service für die Qualitätssicherung, der den
internationalen Handel im Biosektor nachhaltig stärken soll. Speziell für
Importeuer werden mit diesem Konzept die Qualitäten der Produkte bis zum Feld
nach individuellen Standards sichtbar. So sind transparente Warenflüsse auch
von mittleren und kleinen Betrieben möglich.
Notwendige Harmonisierung
Mittlerweile exportieren mehr als 100 Länder Bioprodukte, die von fast 500 öffentlichen und privaten Zertifizierungsorganisationen begutachtet werden. Das Handelsvolumen steigt jährlich zwischen 15 und 20 Prozent. Daher hat auch die „International Federation of Organic Agriculture Movements" (IFOAM) mit „Global Organic Mark“ den Versuch unternommen, ein einheitliches Zeichen zu kreieren, das den Akteuren im Welthandel Sicherheit geben will. Es bekommt, wer zu einem der von der IFOAM akzeptierten nationalen Standardorganisationen gehört. Auch das dient dem leichteren Marktzugang für Produzenten und Händler.
Lesestoff:
www.imo.ch
www.ifoam.org