Go, Britain, go!

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Vom Empire zum Narrenparlament

In den letzten nahezu drei Jahren hat Großbritannien die eigene Politik vernachlässigt. Die Planung für den Brexit hätte in dieser Woche in keinem größeren Chaos enden können. Mehrheitlich im britischen Unterhaus abgesichert gilt: Es gibt keinen Deal von Premierministerin Theresa May. Es gibt keinen Brexit ohne Deal. Es gibt keinen Brexit am 29. März. Es gibt kein zweites Referendum.

Ja, was gibt es denn dann? Heiko Maas, deutscher Außenminister, spricht von einer Ehrenrunde, also einer Verschiebung des Austritts. Wie auch immer die Frist gesetzt werden sollte, die Briten werden sich weiterhin nicht einigen können. Sollte die Frist über die Europawahl Ende Mai hinausgehen, wählen die Wähler im rechtlich verbindlichen Status eines EU-Landes ein Parlament voller Brexiteers? Die dann auch noch über die später im Jahr neu zu besetzenden Kommissionen abstimmen sollen? Sollten in einem für die Briten nicht mehr vorgesehenen Parlament am Ende Europabefürworter unter dem Türrahmen stehen und einen Platz suchen?

Die Berichterstattung der letzten Wochen lag auf dem britischen Schwerpunkt. Jetzt aber heißt es auch mal, an die 27 verbleibenden EU-Mitgliedsländer zu denken. Der innige Wunsch, Londons zum Verbleib in der EU zu stimmen, wurde überstrapaziert. Die EU muss sich jetzt um die eigenen Angelegenheiten kümmern. Go, Britain, go! „Davon geht die Welt nicht unter“, wusste schon Zarah Leander [1]. „Einmal wird sie wieder bunter, Einmal wird sie wieder himmelblau.“ Auch für die Briten.

Lesestoff:

[1] Das Lied hatte sich der homosexuelle Nazi-Gegner Bruno Balz zur Aufmunterung im Gestapo-Gefängnis geschrieben: https://www.deutschlandfunk.de/zarah-leander-fuer-fans-und-kritiker.730.de.html?dram:article_id=102812

Roland Krieg

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