Goldrausch bei Kindermilch
Handel
Eigene Marktbeobachtung für Kindermilch in China
Spezielle Milch für Kinder in den ersten 12 Lebensmonaten
erlebt einen ökonomischen Goldrausch in China. Entsprechendes Milchpulver, das
in Kanada für 22 Dollar zu haben ist, erzielt auf dem chinesischen Markt
derzeit 44 Dollar.
Hintergrund sind die zahlreichen Lebensmittelskandale,
die den Chinesen das Vertrauen in eigene Produkte verlieren lässt. Vor allem Gift
in Kindermilch hat in den letzten Jahren zu toten und kranken Kindern geführt.
Stillen ist in China kein langfristiger Ernährungshabitus, erklärte die
britische Presse ihren Lesern im April. Besorgte Mütter griffen lange Zeit auf
japanische Produkte zurück und weichen seit Fukushima auf amerikanische
Produkte aus. Wer immer es sich leisten kann, ziehe ausländische Ware den
heimischen Produkten vor.
Die Chinesen üben daher einen starken Druck auf den
Weltmarkt für Kindermilchprodukte aus. In Hongkong ist er Verkauf rationiert,
weil viele Chinesen zum Kindermilch-Shopping einreisen. Wer mehr als zwei Dosen
am Tag kauft, wird mit hohen Geldbußen und mit Gefängnis bestraft.
Europäische Milch gefragt
Das berichtet
auch die britische „Dairy Markets“. In England sind mittlerweile auch
Produktionsengpässe aufgetreten, wie in Deutschland und Österreich zuvor. „Die
Chinesen kriebe nicht genug Kindermilch aus europäischer Produktion“. Eine Dose
Kindermilch kostet in England rund neun, erzielt auf dem chinesischen Markt hingegen
25 britische Pfund.
Deshalb haben die Marktberichterstatter dem Marktverlauf
eine eigene Beobachtungsreihe eingeräumt. Abonnenten können mit den Preisreihen
das Marktgeschehen auf einem speziellen Markt präzise verfolgen. Die
Marktberichte werden nach Mike Moss, Preisanalyst bei Dairy Markets, als Durchschnittspreise
anhand des verkauften Volumens errechnen. Die Preise basieren auf Produkten aus
Neuseeland, den Niederlanden und dem chinesischen Markt. Mehr als zehn Produkte
von großen Molkereien und Nahrungsmittelherstellern sind im
Beobachtungsportfolio.
Im letzten Jahr hatte der Markt für Kindermilch einen
neuen Rekord von 748 Millionen Euro erzielt. „In den ersten beiden Monaten 2013
haben europäische Hersteller rund 60 Prozent ihres Kindermilch-Exports nach
China verkauft“, berichtet Analyst Richard Dillon. Neben diesen Fertigprodukten
kommt noch der Verkauf von Milchpulver für die Zubereitung hinzu. Das nahe
gelegene Neuseeland kann die Nachfrage nicht mehr decken.
Peking hat mittlerweile die Importzölle für
Kindermilchprodukte gesenkt und fordert die heimische Milchproduktion heraus.
Große chinesische Molkereien investieren im Ausland und ausländischer Technik,
um verloren gegangene Reputation wieder zu bekommen [1]. Der Kindermilchmarkt
in China wird wird weiterhin interessant bleiben“, so Moss.
Lesestoff:
[1] China modernisiert mit ausländischer Hilfe seinenMilchmarkt
Roland Krieg