Grenzüberschreitender Umweltschutz

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Für reine Luft im Erzgebirge

Am Montag traf Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt seinen tschechischen Amtskollegen Richard Brabec auf der Burg Hnévin in Most. Thema und Ziel eines Arbeitsbesuches ist der Chemiestandort Litvonov gewesen, der rund zehn Kilometer südlich von Sachsen in Sichtweite des Erzgebirges liegt.

Mercaptan im Erzgebirge

Mercaptane sind Schwefelverbindungen, die an „Katzendreck“ erinnern, und vor allem im Winter „durch die Täler des Erzgebirges“ wehen. Lange war unbekannt, welche Aromen den Gestank hervorriefen, bis das Umweltamt bei Messungen zwischen September 2015 und April 2016 den Mercaptanen auf die Spur kam. Im Spielzeugdorf Seiffen wurden in dem Zeitraum 75 geruchsauffällige Tage gezählt. Leicht ist die Ursachenidentifikation nicht, denn auf tschechischer Seite soll es nicht riechen. Außerdem mussten erst Messmethoden für die Detektion der flüchtigen Stoffe entwickelt werden. Möglicherweise entstehen die Verbindungen zeitabhängig erst bei der Verdriftung nach Norden. Zudem fehle noch der eindeutige Zusammenhang zwischen Mercaptanbefunde und Geruchsauffälligkeit. Der Bericht des Umweltamtes wurde ins tschechische übersetzt. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll diesen jetzt auswerten und Abhilfe schaffen. Bis 2017 wird die Mercaptan-Messung auf der Messstation Schwartenberg, die genau in der Norddrift liegt, fortgeführt werden.

Wasserressourcenbilanzierung

Eingebettet ist der Bericht in das gemeinsame Umweltprogramm „OdCom“ (Objektivierung der Geruchsbeschwerden im Erzgebirgskreis und Bezirk Ùsti), in dem für den Zeitraum 2014 bis 2020 rund 1,6 Millionen Euro aus dem Kooperationsprogramm Sachsen-Tschechien zur Verfügung gestellt werden. „OdCom“ soll aber nicht nur die Luft prüfen, sondern ausgeweitet werden. Als erstes Beispiel gilt das Projekt „Resibil – Wasserressourcenbilanzierung und –resilienzbewertung im Ostteil des sächsisch-tschechischen Grenzraums“.

Birkhuhn

„Das Ende des Waldsterbens im Erzgebirges ist eine sehr positive Entwicklung und Ergebnis gewaltiger Anstrengungen bei der Luftreinhaltung“, erklärte Minister Schmidt. „Allerdings waren durch das Waldsterben auch Lebensräume entstanden, in denen sich eine europäisch bedeutsame Birkhuhnpopulation entwickelt hat. Ich bin mir mit Minister Brabec einig, dass der Erhalt von Birkhuhnlebensräumen zur dauerhaften Sicherung der Art nur gemeinsam grenzübergreifend möglich ist“. Eine enge Zusammenarbeit der Naturschutz- und Forstverwaltungen zum Birkhuhnschutz auf beiden Seiten der Grenze, soll dazu beitragen.

Staustufe Décin

Beim Übertritt der Elbe an der deutsch-tschechische Grenze südlich von Dresden, bildet sie die Westgrenze des gemeinsamen Nationalparks „Sächische Schweiz und „Ceske Svycarsko“ Im vorgelagerten Décin wollen die Tschechen eine Staustufe bauen. Die Bundesrepublik hat dazu schon zweimal und zuletzt 2012 Stellung genommen, weil  sie grenzüberschreitende Auswirkungen auf den Gewässer-, Arten und Naturschutz befürchtet. Die Möglichkeit besteht im grenzüberschreitenden Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung. „Darüber hinaus sieht die Bundesregierung keine rechtliche Möglichkeit, auf dieses Projekt Einfluss zu nehmen“, sagte das Bundesumweltministerium im April dieses Jahres mit. Thomas Schmidt hat die Beschwerden bei seinem Arbeitsbesuch erneut vorgetragen und bestätigt, dass die Tschechischen Vorhabensträger die Dokumentation zur Umweltverträglichkeitsprüfung erneut überarbeiten.

Roland Krieg

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