Größte Bananenhändler-Fusion

Handel

Chiquita und Fyffes gehen zusammen

Alles Banane? Chiquita hat am Montag mitgeteilt, dass sie sich mit Fyffes zum weltgrößten Bananenhändler zusammenschließen. Beide Firmen sind weltweit ebenfalls im Bereich verpackter Salate, Melonen und Ananas bedeutend. Vor Steuern wollen die beiden Händlerriesen bis Ende 2016 mehr als 40 Millionen US-Dollar Kosten einsparen und werden künftig auch namentlich verschmelzen: ChiquitaFyffes plc wird ihre bisherigen Marken aber auch getrennt beibehalten. Beide Händler werden auf einen Wert von mehr als 1,07 Milliarden US-Dollar geschätzt.

24.000 ha, 1,07 Mrd. $D

Aktionäre von Chiquita erhalten einen Anteil von 50,7 Prozent der neuen Aktien, die von Fyffes 49,3 Prozent Anteile. Bis Ende 2014 soll die Fusion abgeschlossen sein und einen jährlichen Umsatz von 4,6 Milliarden US-Dollar generieren.
Chiquita sitzt in den USA und bearbeitet rund 70 Länder. Fyffes mit Sitz in Dublin bearbeitet neben dem europäischen auch den Markt in den USA und Lateinamerika. Für Ed Lonergan, Geschäftsführer bei Chiquita, ist die Fusion ein Meilenstein. Sein Counterpart bei Fyffes, David McCann, sieht neue Marktchancen und die Sicherung von Arbeitsplätzen in beiden Firmen. Die beiden übernehmen auch den Vorsitz des neuen Bananen-Riesen, der jährlich mehr als 160 Millionen Bananenkisten versendet. Als Grund für die Fusion wird die geplante Synergie gegenüber dem Lebensmittelhandel angegeben. Auf mehr als 24.000 Hektar eigenen oder geleasten Landes wachsen demnächst ChiquitaFyffes-Bananen, was die Managementkosten verringern soll. Außerdem soll sich der ökologische Fußabdruck verbessern und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Zertifizierungsorganisationen wie Fair Trade, Rainforest Alliance oder Global G.A.P. und Ökoverbänden ausweiten.

Nur noch vier große Händler

Bislang war Dole der weltweit größte Bananenhändler. Chiquita mit 22 Prozent auf dem zweiten Platz hat sich nun mit zusätzlichen sieben Prozent von Fyffes an die Spitze fusioniert. Daneben sind nur noch Del Monte mit 15 und Noboa aus Ecuador mit fünf Prozent von Bedeutung. Alle anderen Händler zusammen kommen auf 25 Prozent. Vor allem Chiquita hat sich vertikal organisiert und betreut neben dem Anbau auch die Logistik, Reifezentren und – in den USA - die Verteilung in den Handel. Von den Verkaufserlösen gelangen nur 12 Prozent in die Erzeugerländer und die Bauern erhalten zwischen fünf und sieben, die Plantagenarbeiter nur ein bis drei Prozent.

Druck auf die Kleinbauern

Alistair Smith, internationaler Koordinator bei der britischen Nichtregierungsorganisation „Banana Link“, sieht die Fusion mit Sorge. „Kleinbauern verspüren Druck von allen Seiten und große Unternehmen wie dieses lässt sie sich mehr über ihren Lebensunterhalt sorgen. Große Firmen glauben nur, sie seien effizienter als kleine Unternehmen.“ Immerhin habe Fyffes die weitere Zusammenarbeit mit Fair Trade angekündigt. Smith hofft, dass beide Firmen auch unter dem neuen Namen soziale Verantwortung zeigen und im World Banana Forum aktiv sind.

World Banana Forum

Das WBF ist bei der FAO angesiedelt und ist ein Dialogforum entlang der Wertschöpfungskette Banane für alle vom Kleinbauern bis zur Zivilgesellschaft in den Industrieländern, den Händlern und dem Lebensmittelhandel. Ziel ist die Nachhaltige Bananenerzeugung.
Das Forum wurde 2009 nach einer Bananen-Tagung der FAO gegründet. Bananen sind die weltweit das am meisten gehandelte Frischobst mit einem Jahresumsatz von sieben Milliarden US-Dollar im Jahr 2008. Die größten Importeure von Bananen sind die EU-27 und die USA mit jeweils etwa 27 Prozent, gefolgt von Russland mit acht Prozent der weltweit gehandelten Bananen.

Chiquita

1870 verkaufte Captain Lorenzo Baker 160 Bananenbündel, die er in elf Tagen von Jamaica nach Jersey transportierte. 15 Jahre später gründete er die Boston Fruit Company, aus der 1899 die United Fruit Company wurde. Der Name Chiquita wurde 1944 zusammen mit einem Erkennungsjingle und Miss Chiquita eingeführt und hat in den 1960er Jahren eine der größten Markenkampagnen der USA durchgeführt. Drei Jahre später kamen die ersten Chiquita nach Europa. 1990 hat die Firma ihren Markennamen angenommen und konnte in 2000 einen Bankrott abwenden. Bis dahin hatte Chiquita einen schlechten Ruf, weil sie keine Gewerkschaften zuließen und für Nichtregierungsorganisationen indiskutable Arbeitsbedingungen auf ihren Plantagen duldeten. Mittlerweile sind die Kritiker vorsichtig optimistisch. Im Jahr 2000 kam die Zertifizierung der Rainforest Allianz und 2002 die Mitgliedschaft in der Ethischen Handels-Initiative (ETI)

Fyffes

Fyffes handelt seit mehr als 120 Jahren mit Bananen. 1884 hatte Edward Wathen Fyffe auf den Kanaren die Banane zunächst für sich und seine kranke Frau entdeckt und brachte sie schließlich als Sohn eines Teehändlers auch nach England. Vier Jahre später warf er den Tee aus den Regalen und handelte fortan mit den gelben Früchten. Fyffes holte 1900 die ersten Bananen mit einem Kühlschiff aus Jamaica nach Europa und kreierte 1929 die Marke Fyffes, die ab 1963 weiteres Obst und Gemüse in das Sortiment aufnimmt. Die irische Firma konzentrierte sich auf den Handel innerhalb Europas. Fyffes ist Gründungsmitglied von Global G.A.P. und Mitglied in der britischen ETI. Die Firma hat einen Codex für die gute fachliche Praxis eingeführt. Seit 1999 steht aber auch Fyffes unter Beobachtung, weil sich in Belize, wo die Iren der einzige Exporteur sind, Berichte über schlechte Arbeitsbedingungen häufen.

Lesestoff:

Die Spirale der überregionalen Zusammenarbeit findet auch im Lebensmittelhandel statt: Vier europäische Handelsunternehmen kooperieren

www.chiquita.com

www.bananalink.org.uk

Roland Krieg; Foto: roRo

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