Größtes Wachstum an Konsumtempeln in der Türkei
Handel
Online-Wachstum verlangsamt Neubau von Shopping-Centern
Die Studie der Immobilienberater Cushman & Wakefield weist ein verlangsamtes Wachstum bei Shoppingcentern aus. In ganz Europa wuchs die Fläche im ersten Halbjahr 2017 um 1,2 Millionen Quadratmeter auf 160,8 Millionen qm. Der Zuwachs lag aber elf Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Die Bautätigkeit sei durch den zunehmenden Wettbewerb und dem Wachstum im Online-Handel gebremst.
Osteuropa holt auf
Zwei Drittel der Gesamtfläche von Shoppingcenter liegen in Westeuropa. Doch beim Fertigstellungsvolumen hat der Osten den Westen im ersten Halbjahr klar hinter sich gelassen. In Osteuropa wurden 825.000 qm, im Westen lediglich 344.000 qm neu eröffnet. Die neue Fläche befindet sich in 34 neu gebauten und in 21 erweiterten Objekten. Spitzenreiter ist die Türkei. Dort wurden mit 566.000 qm 46 Prozent der neuen Flächen eröffnet. Dahinter folgen Russland mit 186.000 und Italien mit 107.000 qm.
Qualität der Fläche steigt
Bis Ende 2018 sollen noch einmal 8,6 Millionen qm Einkaufsfläche in ganz Europa hinzukommen. Gigantische Zahlen, die Silvia Jodlowski als Autorin des Cushman & Wakefield Reports näher zu analysieren weiß: „Auf Grund der Entwicklungen im Einzelhandel sind Shoppingcnter derzeit einem starken Wandel unterworfen. Es geht jetzt mehr darum, für den Kunden ein ansprechendes, inspirierendes und ergebnisorientiertes Umfeld zu schaffen, dass sich online nicht vollständig nachbilden lässt. Vermieter reagieren darauf, indem sie bestehende Einkaufszentren erweitern und revitalisieren und einen Mietrmix zusammenstellen, der die Bedürfniss der Kunden vor ort berücksichtigt. Viele Einkaufszentren integrieren Dienstleistungen und neue Technologien, während die Mieter weiterhin neue Konzepte und Formate testen.“
Westeuropa
Mitte des Jahres betrug der Gesamtflächenbestand 109,1 Millionen Quadratmeter. Trotz der verhaltenen Bautätigkeit in den drei größten Märkten Großbritannien, Frankreich und Deutschland blieb die Bautätigkeit in Südeuropa hoch. Italien war der aktivste Markt mit über 100.000 Quadratmeter neuer Fläche, was über 30 Prozent des gesamten Flächenzuwachses im westeuropäischen Markt im ersten Halbjahr 2017 entspricht.
Obwohl die Shoppingcenter-Dichte in den nordischen Ländern Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark bereits hoch ist, wird die Dynamik weiter durch das starke Bevölkerungswachstum in den Ballungsräumen und die gestiegenen Konsumausgaben gestützt. Über 500.000 Quadratmeter befinden sich derzeit im Bau und sollen bis Ende 2018 fertiggestellt werden, rund 40 Prozent davon in den Hauptstädten Kopenhagen, Helsinki, Oslo und Stockholm.
In Deutschland betrug der Bestand an Shoppingcenterflächen am Ende des ersten Halbjahres 2017 rund 14,75 Millionen Quadratmeter und blieb gegenüber dem Jahresanfang damit unverändert. Im zweiten Halbjahr kommen 46.600 Quadratmeter neuer Shoppingcenterfläche hinzu. Das „Loom Bielefeld“ (26.000 Quadratmeter) und der zweite Bauabschnitt der „Huma Einkaufswelt“ (20.000 Quadratmeter) wurden im Herbst 2017 bereits eröffnet. Für 2018 erwartet Cushman & Wakefield in Deutschland 132.500 Quadratmeter neuer Shoppingcenterfläche durch Neubau und Erweiterungen.
Mittel- und Osteuropa
Istanbul verzeichnet die höchste Shoppingcenter-Bautätigkeit in Europa. Die Stadt trug mit 35 Prozent zum Flächenzuwachs in der Türkei bei. Trotz einer Abschwächung auf dem Vermietungsmarkt ist von einer weiterhin regen Bautätigkeit auszugehen.
Mit 1,7 Millionen Quadratmetern ist die Pipeline in Russland für das zweite Halbjahr 2017 und 2018 in Europa am größten und stellt rund ein Viertel des gesamten Flächenzuwachses dar. Moskau macht lediglich 13 Prozent davon aus, während die Bautätigkeit in Regionen wie Wladiwostok, Chabarowsk und Grosny an Fahrt gewinnt.
Trotz einer verhaltenen Bautätigkeit in Polen im ersten Halbjahr 2017, ist auch hier die Pipeline mit 600.000 Quadratmeter im Bau befindlicher Fläche sehr gut gefüllt. Knapp ein Drittel hiervon befindet sich in Warschau, wo ein überdurchschnittliches Flächenangebot sich nicht hemmend auf die Bautätigkeit auswirkt.
Roland Krieg