GroKo Garant für die Energiewende?

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Energiewende-Markt braucht Taten

Die Energieeffizienzrichtlinie der EU wird sachgerecht umgesetzt. Dieser heute für die große Koalition gefasste Satz im Koalitionsentwurf gilt Oliver Krischer, energiepolitischer Sprecher von Bündnis 90 / Die Grünen als Worthälse der, als Non-Kommunikation, als Werbung mit Selbstverständlichem. Ähnliches stand im letzten Koalitionsvertrag und hat dennoch zu sinkenden Zertifikatspreisen im Emissionshandel, zu Ablehnung der steuerlich geförderten Gebäudesanierung und dem leeren Energie- und Klimafonds geführt. Auch das Auf und Ab des Marktanreizprogrammes für die Wärmesanierung habe die Beteiligten eher gelähmt als ermuntert. Solange die große Koalition nicht in der Lage sei, konkrete Maßnahmen für die Umsetzung der Energiewende festzulegen, bleibt Krischer skeptisch.
Auf der Abendveranstaltung der neuen Initiative Erdgas in Berlin konnte Thomas Bareiß, Koordinator für Energiepolitik bei der CDU/CSU nicht viel nachlegen. Aber auf den Bundesrat verweisen, der nun mit einer satten Mehrheit die Beschlüsse der neuen Koalition beschleunigen werde. Der Förderdreiklang Marktanreizprogramm, KfW-Förderung und steuerliche Begünstigung sollen die Wärmewende bringen.

Die Energiewende in den Keller bringen

Es geht um viel. 20,5 Millionen Wärmeerzeuger stehen in Deutschland, die 40 Prozent des Energiebedarfes verbrauchen. 75 Prozent der Heizungen sind mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren dringend auszutauschen. Nur 15 Prozent der Anlagen sind in der Lage neue Energien zu nutzen. Die Energiewende hat die Masse noch nicht erreicht. Den vielen Ankündigungen fehlen die Taten, beschreibt Manfred Greis, Präsident des Bundesenergieverbandes Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH). Werde hier nicht endlich seit dem ersten Energiegipfel in Meseberg 2006 die Energiewende praktisch umgesetzt, werde Deutschland seine Klimaziele 2020 nicht erreichen.
Der BDH startet im Januar 2014 die neue Kampagne „Die Hauswende“, die aus einer speziellen Dach- und zwei Unterkampagnen für Anlagen und Gebäudehüllen besteht. Wer hier Zeichen setzt, investiert in das Handwerk, generiert Umsatz und Steuereinnahmen, anstatt Geld für Energieimporte auszugeben, so Greis.
Ingo Malter, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“, ist skeptisch. Power to Gas, Power to Heat, innovative Speichertechnologien hörten sich zwar gut an – aber die Politik vergesse, dass am Ende vor allem die Mieter mit kleinen Einkommen die Last auch bezahlen können müssen. Malter mahnte eine Balance zwischen Miet- und Energiepolitik an.

Biogas bleibt wichtig

Gas bleibt ein wichtiger Energieträger. Dr. Timm Kehler, Vorstandssprecher der seit sechs Monaten existierenden Initiative „Zukunft Erdgas“. Sieht in den Landwirten neue und verlässliche Partner für die Bereitstellung, Verteilung und Nutzung von Bioerdgas, der veredelten Variante des Biogases.
Davon will auch die große Koalition nicht lassen. Die Bauern seien angesichts hoher Pachtpreise nicht alle für das Biogas, aber Abfall- und Reststoffe werden die neuen Substrate für die Biogasanlagen sein und die Situation entschärfen. Für Manfred Greis kann die Energiewende nur ernsthaft umgesetzt werden, wenn auf keine Potenziale verzichtet wird. Oliver Krischer will die Akzeptanzprobleme ernst nehmen und stellt sich eine bedarfsgerechte Produktion ohne Einspeisevergütung vor.

Roland Krieg

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