Happy Birthday Fidel
Handel
Reformprozess in Kuba
Am Samstag feiert Fidel Castro seinen 85. Geburtstag. Anlass für Germany Trade und Invest (GTAI) auf den zaghaften Reformprozess hinzuweisen und die Chancen für die deutsche Wirtschaft auf der karibischen Insel auszuloten. Dazu hat GTAI ein neues Heft „Tipps für das Kuba Geschäft“ herausgebracht.
„Aktualisierung“ der Wirtschaftspolitik
Im April hat die Partei auf
Kuba eine „Aktualisierung“ der Wirtschaftspolitik beschlossen, die immerhin
eine Reihe von Liberalisierungsschritten vorsieht. Staatsunternehmen erhalten
mehr Autonomie, die staatliche Zuteilung von Gütern des täglichen Bedarfs wird
aufgehoben, Brachflächen werden an Kleinbauern verteilt und die Bürokratie soll
reduziert werden.
Wohin aber die Reise geht, ist
nach Ansicht von Peter Buerstedde von GTAI noch ungewiss: „Aber durch mehr
privates Unternehmertum und bessere Finanzierungsmöglichkeiten eröffnen sich
bereits heute neue Absatzmärkte auf der Insel“. Die neuen Unternehmer brauchen
Ausrüstungsgegenstände. Seit Oktober 2010 wurden mehr als 1,8 Millionen
Staatsbedienstete in private Tätigkeiten transferiert. Die GTAI weist auf die
staatliche Deckung durch Hermesbürgschaften hin. Nach Buerstedde sind die
Zeichen für eine Fortführung des Reformprozesses ermutigend.
Landwirtschaft modernisieren
Deutsche Unternehmen sind im
Bereich der Agrarwirtschaft schon unterwegs. Kuba hat die Modernisierung der
Infrastruktur sowie der Agrarwirtschaft zu einem prioritäten Thema erklärt. Das
scheint auch nötig.
Rund die Hälfte der
landwirtschatlichen Fläche liegt brach. Noch stehen aber staatliche Mengen- und
Preisvorgaben einer Ertragssteigerung entgegen, so die Analyse der GTAI. Die
Zuckerernte lag im Jahr 2010 bei nur 1,1 Millionen Tonnen, wobei rund 400.000
Tonnen nach China exportiert werden. Die Kaffeeernte war historisch niedrig.
Wurden 1959 noch gut 60.000 Tonnen Kaffee geerntet, waren es im letzten Jahr
nur noch 5.500 Tonnen. Für 2011 werden immerhin 6.500 Tonnen erwartet.
Bedenklicher ist die Lage beim
Reis. Nachdem die Ernte 2009 um 50 Prozent zum Vorjahr auf 282.000 Tonnen
gestiegen ist, fiel sie im letzten Jahr wieder auf 247.000 Tonnen zurück. Aber
selbst im Jahr 2009 musste Kuba noch 512.000 Tonnen Reis für 240 Millionen
US-Dollar aus Vietnam importieren. Der Importbedarf in diesem Jahr soll noch
höher werden.
Joint Ventures
Die Lebensmittelimporte verzehren
rund die Hälfte der Deviseneinnahmen des Landes. Kuba versucht, die lokale
Produktion zu stärken und greift immer öfter auf internationale Joint Ventures
zurück, die nach Ansicht der GTAI auch für deutsche Firmen interessant sein
könnten. So ist die kubanische Grupo Empresarial de la Industria Alimenticia
(GEIA) für die Sektoren Bier und Getränke, Fleisch, Milcherzeugnisse, Kaffee
und Frucht- und Gemüsekonserven, Mühlen und Bäckereierzeugnisse sowie für die
Fischerei zuständig. Die GEIA sucht nicht nur ausländische Technik, sondern
auch Kapital. In Havanna plant die GEIA eine neue Brauerei mit einer Kapazität
von einer Million Hektoliter, die 2015 in Betrieb gehen soll. Die Brauerei soll
mit neuen Marken kooperieren und auch den Export forcieren, weiß die GTAI. Eine
Dosenabfüllanlage für 24.000 Dosen am Tag steht zurzeit still. Kuba importiert
Bierdosen zur Abfüllung aus Mexiko.
Auch andere Bereiche stehen
ganz oben. Ein Drittel der Ernte geht mangels Lagertechnologie in dem heißen
Klima verloren. Vor allem im Fleisch- und Milchbereich. Es fehlt eine effektive
Kühlkette für Milch. GEIA verhandelt mit Tetra Pak über Getränkeverpackungen
für Fruchtsäfte. Gerade die vorstädtischen Kleinbauern (Agriultura suburbana)
mit ein bis drei Tonnen Jahresproduktion brauchen kleine lokale Lösungen.
Lesestoff:
www.gtai.de
roRo