Hauptstadt der Bio-Supermärkte
Handel
BB: Nachholbedarf bei Bio-Verarbeitung
Das Wachstum des Biomarktes ist trotz der Krise gut. Noch besser ist es in der Metropole Berlin. In Berlin-Brandenburg wächst nach Angaben der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau (FÖL) die Branche sogar überdurchschnittlich. Vor allem Bio-Supermärkte können hier punkten. Der Marktführer Bio-Company mit 13 Filialen in Berlin und einer in Potsdam ist sogar um 12 Prozent gewachsen. Auf den vorhandenen Verkaufsflächen erzielten die Bio-Supermärktler sogar ein Plus von fünf Prozent. Mit 41 Biosupermärkten weist die Hauptstadt die größte Dichte dieser Geschäftsform auf.
Wachstum
Das allerdings geht zu Lasten der traditionellen Naturkostladner. Gemäß dem Motto: „entweder vergrößern, spezialisieren oder aufgeben“. Der Gesamtumsatz der Branche beziffert sich auf rund 100 Millionen Euro. Der Expansionspfad wird deutlich durch die Ausweitung der Lagerfläche bei Terra Naturkost, dem größten Zwischenhändler in Berlin. Durch zwei weitere Anbauten hat der Händler jetzt 14.000 Quadratmeter Nutzfläche in seinem Neuköllner Lager. Den Kunden können so 50 Prozent mehr Waren angeboten werden.
Grenzen
Ganz ungetrübt ist das Wachstum aber nicht. Die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Brandenburg ist kaum gewachsen und stagniert seit rund sechs Jahren um die 130.000 Hektar. Hingegen fand bei den Verarbeitern ein deutliches Wachstum statt. Die Zahl der Betriebe stieg in Brandenburg von 163 auf 199 in Berlin sogar von 238 auf 289.
Trotzdem kann es noch viel mehr sein, denn Michael Wimmer von der FÖL sieht Angebotsdefizite bei frischem Gemüse, Tafel- und Beerenobst sowie bei Produkten aus geschütztem Anbau wie Tomaten, Gurken, Paprika, Salate und Kräuter. Auch wenn Rindfleisch und Roggen in der Region ausreichend vorhanden sind, könnten auch hier mehr Verarbeitungsbetriebe ihren Markt finden.
Ausblick
Michael Wimmer erwartet von der neuen Regierung die Umsetzung der Koalitionsaussagen. Demnach sei ökologisches Handeln eine Frage der Gerechtigkeit und die Landesregierung hat sich zum Ausbau der lokalen Verarbeitungsstandorte verpflichtet. Gut für den ländlichen Raum wäre vor allem der Ausbau arbeitsintensiver Kulturen wie Obst und Gemüse, um eine hohe Wertschöpfung zu erzielen. Die Versprechen kämen zeitgemäß angesichts des Klimawandels, denn viele Studien zeigen relative Vorzüglichkeiten der ökologischen Wirtschaftsweise beim Schutz von Boden, Wasser und Bindung von Kohlendioxid.
Der Deutsche Bauernbund als Vertreter der ostdeutschen Familienbetriebe forderte auf der Grünen Woche eine Rekommunalisierung der Weiterverarbeitung. Die Konzentrationsprozesse in den neuen Bundesländern müssten aufhören. Michael Wimmer hört das gerne. Auf der Grünen Woche höre man überall, die Uhr wider zurückdrehen zu wollen. Regionalität wird ein entscheidender Marktfaktor. Und wenn Lidl die Hälfte seines Sortiments auf regionale Marken umstellen wolle, dann gebe das den kleinen Strukturen eine große Chance.
Die umstrittene CMA hatte jahrelang Kooperationsbörsen veranstaltet, Bioerzeuger und Caterer zusammen zu bringen. Das Vakuum wird nicht auszufüllen sein, doch die FÖL veranstalte einen jährlichen Stammtisch, um Marktteilnehmer zu vermitteln und zu vernetzen. Es gebe noch strukturellen Nachholbedarf, so Wimmer.
Den Bio-Gemeinschaftsstand finden Sie in der Halle 21a Stand 134 bis 138
Roland Krieg
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