Hausmittel helfen nicht gegen SARS-CoV-2

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Knoblauch hilft eher gegen Vampire als gegen SARS-CoV-2

Pandemische Zeiten sind gut für Hexenverbrennungen. Ein Virus, mit menschlichem Auge nicht sichtbar, macht suspekt. Donald Trump und Xi Jinping werfen sich gegenseitig vor, das Virus in die Welt gebracht zu haben (China-Virus vs. Eintrag durch US-Sportgruppe). Die Wahrheit, dass das Virus eine Zoonose ist, die zwischen Mensch und Tier springt, ist zu einfach. Die EU informiert mit einer eigenen Seite mit Wissen gegen Verschwörungstheorien [1].

SARS-CoV-2 duldet keine Haushaltstipps

Nicht allzu lange ließen die ersten „Tipps“ aus der Haushaltsmedizin auf sich warten. Gegen diese zum Teil gefährlichen Tipps hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ein Kompendium erstellt. Die Warnung ist eindeutig: „Es gibt derzeit kein Haus- oder Nahrungsergänzungsmittel, das eine Infektion mit dem Virus verhindern kann“. Im Wortlaut:

„Nahrungsergänzungsmittel und Pflanzenstoffe: Derzeit werden Heilmittel die Pflanzenstoffe enthalten – etwa Vitalpilze, Zistrosenextrakt, Rhodiola (Rosenwurz) oder Grüntee, aber auch Bienenprodukte wie Propolis –, verstärkt beworben. Die Stoffe sollen vor einer Infektion mit dem Corona-Virus schützen oder eine Weiterverbreitung verhindern. Sich auf solche Botschaften zu verlassen, ist jedoch gefährlich. Da das Virus erst seit kurzer Zeit bekannt ist, gibt es keine Studien, die eine Wirksamkeit von bestimmten Pflanzen, Vitaminen oder Mineralstoffen belegen. Ratsuchende sollten deshalb jedem Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel misstrauen, das mit dem Begriff „Corona“ wirbt. Ein Gesundheitshinweis auf solchen Produkten – etwa "schützt vor Viren" – ist strikt verboten.

„Zwiebeln und Ingwer – keine virenabtötenden Knollen: Aufgeschnittene Zwiebeln in der Wohnung verteilen, ist Humbug.  Die Knollen saugen keine Bakterien und Viren aus der Luft auf! Zwiebeln, wie auch Knoblauch enthalten zwar Sulfide, die zu den gesundheitsfördernden sekundären Pflanzenstoffen gehören und sich positiv auf das Immunsystem auswirken können. Als regelmäßige Zutat beim Kochen sind sie bestens geeignet, aber das Virus vertreiben können sie nicht. Gekochter Ingwer auf leeren Magen gegessen kann ebenfalls nicht helfen, eine Coronaviren-Erkrankung zu heilen. Dieser Aussage wurde schon Anfang des Jahres von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) widersprochen. Wer Ingwer mag, kann ihn gerne essen, als Zutat im Tee trinken oder als Gewürz verwenden.

„Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel: Schokolade oder Joghurt mit Keksen, Brot, Nudeln oder panierte Schnitzel können die Darmwände porös machen, weil sie vielfach den Klebestoff Gluten enthalten? Das ist eine starke Behauptung, die sich im Internet und in sozialen Netzwerken hartnäckig hält. Die angebliche Begründung: Da die Darmschleimhäute mit den Schleimhäuten der oberen Atemwege in Verbindung stehen, wären diese ebenfalls durch die Aufnahme glutenhaltiger Nahrungsmittel geschwächt und anfälliger für Viren. Hierzu fehlt der Beweis!

„Virenabwehr durch Kokosöl und ayurvedische Gewürze: Morgens und abends je einen Teelöffel Kokosöl auf der Zunge zergehen lassen, diese vorbeugende Maßnahme soll helfen, Coronaviren zu vertreiben. Diese Behauptung ist Unsinn. Gewürze wie Safran, Kurkuma, Zimt oder auch Zitronengras dürfen gerne ins Essen, einen Schutz oder Hilfe vor dem schlimmen Virus bieten sie nicht.

„Wohltuende Wirkung von Thymian- und Salbei-Tees: Diese Tees sind traditionelle Pflanzenarzneimittel bei Erkältung. Eine Infektion mit dem Coronavirus ist jedoch schwerwiegender und keine Erkältung! Die Arznei-Tees dienen der Linderung von Beschwerden bei Husten und Schnupfen und eignen sich nicht zur Vorsorge.

„Reichlich heißes (Knoblauch-)Wasser trinken: Heißes Wasser (mit mehr als 60 Grad Celsius) führt eher zu Verbrennungen in Mund und Speiseröhre, bevor es Viren im Magen-Darm-Trakt erreicht! Auch das Gurgeln mit einer Essig-Salz-Lösung schützt nicht vor Infektion. [Das Trinken von heißen Getränken ist übrigens nach Einteilung der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC genauso krebserregend wie Glyphosat und gemeinsam in der Gefährdungsgruppe A2 aufgelistet; Roland Krieg]

„Was derzeit wirklich hilft: Ratsuchende sollten bei Empfehlungen auf den Absender achten und diese mit dem gesunden Menschenverstand abklopfen. Die offiziell verkündeten Hygienevorschriften – wie Distanz und Abstand zueinander halten, regelmäßiges, gründliches Händewaschen mit Seife und solo Sonne tanken bei einem Spaziergang, auf dem Balkon oder am geöffneten Fenster – sind einfache, aber wirksame, wenn nicht gar derzeit wirklich lebensrettende Tipps, um das schlimme Virus abzuwehren. 

Weitere Mythen

Auch das Wissenschaftsmagazin Spektrum hat mit etlichen Mythen aufgeräumt. In der vergangenen Woche meldete sich ein zweifelhaftes Hygiene-Institut und bezeichnete Geld und Münzen als große Übertragungsgefahr. Die Pressemeldung ist mittlerweile verschwunden, der Bezug auf eine Studie zu abiotischen Übertragungswegen hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung längst in seine Antworten aufgenommen. Spektrum spezifiziert, dass das Virus nur unter Laborbedingungen auf Türklinken lange bleibt. Außerdem sind die möglichen Tröpfchen deutlich kleiner als die von Infizierten ausgehusteten. Zudem erklärt Virologe Christian Drosten, haben Zellkulturflüssigkeiten andere Eigenschaften als menschliche Sekrete.

Es ist nach Auskunft des Robert-Koch-Instituts gegenüber Herd-und-Hof.de völlig unklar, ob SARS-CoV-2 „im Sommer Pause“ macht, wie behauptet wird. Warme und feuchte Luft hindert das Virus an der Ausbreitung. Dennoch trifft es weiterhin auf Menschen, die keine Immunität besitzen.

Es gibt nach Untersuchungen der US-amerikanischen Seuchenbehörde keinen Nachweis, dass sich Hunde und Katzen als derzeit ständige Begleiter der Menschen mit dem Virus infizieren. Bei einem Hund aus Hongkong wurden geringe Erregerspuren nachgewiesen, doch das Friedrich-Loeffler-Institut von der Insel Riems bezweifelt eine aktive Infektion. Es könnte sich um eine passive Verunreinigung durch Streicheln gehandelt haben. Das Abschlecken lassen vom Gesicht sollten Menschen auch im Normalfall unterlassen.

Trinkwasser ist sicher, weiß das Umweltbundesamt. Auch wenn das Virus über den Stuhl in die Kläranlage gelangt, findet die Trinkwasseraufbereitung virensicher statt.

Lesestoff:

[1] http://euvsdisinfo.eu/

Die VZ NRW beantwortet spezielle Fragen zum Virus unter anderem per E-Mail unter www.verbraucherzentrale.nrw/corona )

FAQ gibt es beim Robert-Koch-Institut und dem Bundesinstitut für Risikobewertung. https://www.rki.de  und  https://www.bfr.bund.de/de/start.html Das Imperial College London hat neben einem eigenen Newsletter die wichtigsten Portale rund um die Welt zusammengestellt: https://www.imperial.ac.uk/mrc-global-infectious-disease-analysis/news--wuhan-coronavirus/covid-19-information/

Roland Krieg

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