Hilfe gegen Malaria ist einfach

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„Kein Kind muss an Malaria sterben“

In den Millenniumszielen hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, die Sterblichkeit bei Kindenr unter fünf Jahren um zwei Drittel zu senken, die Sterblichkeitsrate von Müttern um drei Viertel zu senken und die Ausbreitung der Malaria zum Stillstand zu bringen.
Ziele, die angesichts der folgenden Zahlen unerreichbar scheinen: Jährlich sterben immer noch 660.000 Menschen an Malaria. 90 Prozent der akuten Malaria sind in Afrika südlich der Sahara zu verzeichnen, wo jährlich eine Million Menschen an den Folgeerkrankungen sterben. 85 Prozent der Opfer sind Kinder.
Am Montag berichtete Essohanam Comla Paka, Botschafter der Republik Togo, im Bundestag über die aktuellen Zahlen aus seinem Land: Malaria ist die Hauptursache für die Sterblichkeit bei Kindern, Malaria ist zu 42 Prozent Ursache für einen Arztbesuch, zu 28 Prozent Ursache für einen Krankenhausaufenthalt und 58 Prozent der Toten sind Kinder unter fünf Jahren.

Leichte Vorsorge

In Togo war auch die Schauspielerin Anke Engelke im Januar unterwegs. Sie ist seit zehn Jahren Botschafterin des Deutschen Medikamentenhilfswerks action medeor und berichtete über ihre Erfahrungen vor Ort. Die Medikamentation gegen Malaria kostet umgerechnet nur einen Euro. Am wirksamsten ist der Schutz mit einem imprägnierten Moskitonetz. Das wissen auch die Menschen vor Ort, doch nicht alle können sich ein Moskitonetz leisten. Oft sind die Netze auch mangelhaft angebracht. Sie müssen unter der Matratze umgeschlagen werden, damit für die Anopheles-Mücke kein Durchkommen ist. Doch nicht immer reicht das aus. Kinder machen am frühen Abend ihre Hausaufgaben unter dem Netz, um in der Dämmerung, wenn die Mücke fliegt, nicht mehr draußen zu sein. Wenn sie dann noch spielen, ragt schon mal ein Arm oder Bein unter dem Netz hervor.
Die Moskitonetze müssen alle zwei bis drei Jahre ersetzt werden. Sie weisen dann doch Löcher auf und die Imprägnierung lässt nach.
Christa Arent vom Globalen Fond zur Bekämpfung von AIDS, Malaria und Tuberkulose ist dennoch nicht unzufrieden. Der Global Fund hat in den Kampf gegen Malaria in den letzten zehn Jahren in 150 Ländern rund 5,2 Milliarden Euro investiert. Hatten zu Beginn lediglich drei Prozent der Haushalte ein Moskitonetz, so sind es heute bereits 53 Prozent. 80 Prozent sollen es sein, um die Millenniumsziele zu erfüllen, die Weltgesundheitsorganisation schlägt zwei Netze je Haushalt vor.

Medikamente, Netze und mehr…

action medeor geht es aber nicht nur um Medikamente und Netze. Vorstandssprecher Bernd Pastors will die Regionen in die Lage versetzen, sich selbst zu helfen. Die Länder sollen selbst Medikamente herstellen und Pharmazeuten ausbilden. So hat die Organisation im Dezember 2011 im tansanischen Arusha eine Produktionsanlage nach WHO-Standard eröffnet, die seit 2012 Medikamente gegen Malaria und AIDS herstellt. Rund 100 Millionen Tabletten für 100.000 Menschen sollen es werden. Zusammen mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der WHO werden Seminare für die „Gute Herstellungspraxis“ durchgeführt. Mehr als 60 Fachkräfte aus mehreren Ländern haben den Kurs bereits absolviert.
Die Hilfe ist nur möglich, wenn Hilfsorganisationen, die deutsche Politik sowie Partner und Regierungen vor Ort an einem Strang ziehen. Das wird künftig noch wichtiger, sagte Dagmar Wöhrl (CDU), Vorsitzende des Entwicklungsausschusses im Bundestag. Vor Ort müssen die Gesundheitsstrukturen reformiert werden. Zudem steht die Entwicklung neuer Antibiotika aus, weil die Anopheles-Mücke schon Resistenzen ausbildet.

Qualitätsmanagement

In der aktuellen Ausgabe von Entwicklung und Zusammenarbeit (E+Z) streicht Flora Kessy vom tansanischen Ifakara Health Institute das Qualitätsmanagement in der Arbeit gegen Malaria besonders heraus. Oftmals glauben Mütter, dass ihre Kinder von bösen Geistern befallen sind, wenn sie Malaria-Fieber bekommen und suchen den Geistheiler auf. Aufklärung ist nötig und immer mehr Menschen nehmen die Dienste der lokalen Gesundheitszentren wahr. Zur Aufklärung über die Krankheit gehört auch das Wissen über den Schaden. Wer an Malaria erkrankt verliert sein volles Arbeitspotenzial und kann sich oft nicht mehr selbst versorgen. Nach Angaben der WHO verursacht die Malaria direkte Kosten in Höhe von jährlich 12 Milliarden US-Dollar.
Zum Qualitätsmanagement gehört auch eine Art Krankenversicherung. In Tansania können die Menschen Mitglied in einem Community Health Fund werden, aus dem sie die Dienstleistungen der Gesundheitszentren bezahlen können. Flora Kessy berichtet, dass die preiswerten Mikroversicherungen erfolgreich sind.

Pestizide

Moskitonetze gelten als Prävention im Kampf gegen Malaria-Erkrankungen. Prävention im Kampf gegen die Mücke hingegen ist nach Aussage von Bernd Pastors ein „komplexes Thema“. In der Vergangenheit wurde in den Brutgebieten DDT versprüht. Umweltorganisationen kritisieren den Gebrauch in manchen Ländern. Pastors beruft sich auf die WHO, die eine flächige Anwendung von DDT ablehnt, aber ein gezielte, wie auf Hausinnenwänden, erlaubt.
DDT ist eines der Pflanzenschutzmittel, die im Rahmen der Stockholm Konvention als „dreckiges Dutzend“ auf der Verbotsliste stehen [1]. Anfang Dezember 2012 tagte die DDT-Gruppe mit der WHO und erlaubte den gezielten Einsatz des Pflanzenschutzmittels als Vektorkontrolle gegen die Mücke, um die menschliche Gesundheit nicht zu gefährden. Das Treffen formulierte vier weitere Punkte: Suche nach Alternativen wegen beginnender Resistenz gegen DDT, generelle Entwicklung alternativer Mittel im Zusammenarbeit mit der Revisions-Gruppe der dauerhaften organischen Verschmutzungsmittel, Umwidmung von DDT zu einem Mittel zur Vektorenkontrolle und der Aufbau eines Entscheidungswerkzeugs zur Vektorenbekämpfung. Die DDT-Gruppe betonte, dass in einigen Regionen, der Einsatz von DDT weiterhin nötig sei.

Lesestoff:

Am 25. April ist Weltmalariatag www.who.org

Das Deutsche Medikamentenhilfswerk finden sie unter www.medeor.de

Für Wissenschaftler gibt es ein englischsprachiges Online Magazin rund um die Forschung: www.malariajournal.com

[1] Stockholm Konvention: Zuletzt wurde Endosulfan auf die Liste gesetzt

Roland Krieg (Fotos: roRo)

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