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Nur wenig für 800 Millionen Menschen

„Die aktuelle Finanzkrise bedroht das Wohlergehen von Milliarden Menschen.“ UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte am Ende vergangener Woche auf dem UN-Gipfel zur Armutsbekämpfung mahnende Worte an die Weltgesellschaft. Die Finanzkrise in den USA kann dramatische Folgen für die Elendsbekämpfung haben und die Armut von 1,4 Milliarden Menschen noch verschlimmern.

Wenig für Milleniumsziele
In wenig mehr als sieben Jahren soll die Zahl der Hungernden Menschen halbiert, den Menschen eine bessere Ausbildung gewährleistet sein, und der Kampf gegen Aids, Malaria und andere Krankheiten nach den Millenniumszielen deutliche Fortschritte gemacht haben. Insgesamt 16 Milliarden US-Dollar haben die Teilnehmer des UN-Gipfels versprochen, die Ziele noch erreichen zu wollen. Nur ein Bruchteil der 700 Milliarden US-Dollar, die innerhalb weniger Tage in den USA zur Bekämpfung der Bankenkrise bereitgestellt wurden.
Bilder von hungernden Menschen schocken die Welt nicht mehr. Im Frühjahr 2008 mussten brennende Barrikaden der Hungerrevolten das Elend der Welt wieder in die Schlagzeilen bringen, beklagt sich Dr. Renée Ernst, Repräsentantin der deutschen UN-Millenniums-Kampagne in rural 21. Jetzt flimmert die Not der Wall Street über die Mattscheibe und die ersten Vergleiche zwischen der Hilfe nach oben und der Hilfe nach unten werden gezogen.
„Ein kleines Meeting vom Notenbankchef, Finanzminister und Präsidenten der USA“ hat die große Summe schnell beschlossen, vergleicht Peter Spiegel, Mitinitiator der Global Marshall Initiative, in seinem Kommentar auf der Seite von Franz Alt. „Es geht nicht um eine Hilfsaktion für den verhungernden Teil der Welt, es geht um den Hunger am oberen Ende der Pyramide.“
Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul rief auch zu mehr Hilfe auf: Wenn es möglich sei „zur Rettung des amerikanischen Bankensystems 700 Milliarden Dollar zu mobilisieren, muss es wohl möglich sein, die notwendigen Mittel zu mobilisieren, die Welt vor Armut und Hunger zu retten“.
Doch stagniert die Hilfe aus dem Norden seit Jahren. Im ganzen Jahr 2007 hat der Norden nach Angaben der UN lediglich 104 Milliarden US-Dollar als Entwicklungshilfe spendiert und bleibt damit rund die Hälfte hinter seinen Versprechen zurück, 0,7 Prozent seines Einkommens zu überweisen. Nur Dänemark, Luxemburg, Schweden, die Niederlande und Norwegen haben das Ziel bereits erreicht. Die restlichen Industriestaaten, inklusive Deutschland, überweisen gerade einmal 0,28 Prozent ihres Einkommens.

Klima, Energie und Banken
Seit Lehman muss die Weltöffentlichkeit neben Klima, Nahrungsmittel und Energie auch das Thema Banken als Herausforderungen für die Zukunft begreifen. Die an der Wall Street ausgeschütteten Bonus-Milliarden an die Broker dürften wohl als gigantische Fehlallokation vorhandener Ressourcen verbucht werden.
Alleine 156 Millionen Kinder leiden weltweit unter chronischer Unterernährung, die ihre Lebenserwartung deutlich verkürzt, stellt Patricia Kariger vom Kinderentwicklungsprogramm der Weltbank fest. Wenn Peter Spiegel die Lösung darin sieht, die gleiche Summe der amerikanischen Bankenhilfe in die andere Richtung zu investieren, dann hat er eine Alternative parat: Über die Grameen-Bank des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus haben bereits 110 Millionen Menschen Kleinkredite erhalten und können ihren Lebensunterhalt bestreiten. Nach local Food und dezentraler Energieversorgung kommt jetzt local banking.

Sechs Milliarden für das Klima
Am Freitag abend hat die Weltbank mitgeteilt, dass Repräsentanten aus zehn Industrienationen auf einem Meeting in Washington 6,1 Milliarden US-Dollar an den Climate Investment Funds überweisen. Der Fond ist Teil der Instrumente für Entwicklungsländer, den Anstieg der Treibhausgase zu reduzieren und mit den Folgen des Klimawandels fertig zu werden. Weltbank-Präsident Robert Zoellick: „Heute haben wir im Kampf gegen den Klimawandel zusammengestanden. Ich möchte allen Geberländern für ihre generöse Hilfe in Höhe von 6,1 Milliarden US-Dollar für den Klimafonds danken.“ Zoellick hofft, dass durch diesem Anfang ermutigt sich auch andere Länder an dem Fonds beteiligen. Der Klimafonds wurde erst am 01. Juli beschlossen und die ersten Gelder sollen Anfang 2009 ausgezahlt werden können.

Lesestoff:
Den Kommentar von Peter Spiegel können Sie auf www.sonnenseite.com nachlesen.
Die neustes Ausgabe von rural 21, dem internationalen Journal für ländliche Entwicklung beschäftigt sich mit dem Thema: „The ultra poor – neglected resource, future potential: www.rural21.com

Roland Krieg

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