"Ich bin eine Dose"

Handel

Marktperspektive aus Sicht der Dosenverpackung

In Zeiten, in denen vielfältige Plastikverpackungen manchmal kaum zu öffnen sind und Faltschachteln den Altpapiercontainer verstopfen erlebt die Dose als Verpackung für Lebensmittel einen lautlosen Aufschwung. Bewarb vor einigen Jahren noch die Werbekampagne „Ich war eine Dose“ das Recycling der 1830 eingeführte Dose, so sprach heute die Veranstaltung „Zukunftsperspektive der Lebensmitteldose“ der „Dosenköche“ auf der Anuga selbstbewusst für ein eigenständiges Sein: „Ich bin eine Dose“. 220 Millionen Liter in Dosen verkauften Inhalts im vergangenen Jahr können nicht irren.

Die Dosenköche
Die Initiative der Dosenköche wurde 2000 als Zusammenschluss der Material- sowie Dosenhersteller und namhaften Unternehmen der Lebensmittelbranche gegründet. Die Dose hatte ein schlechtes Image und die drei Branchen wollten ihr ein Image verleihen. „Canned Food“-Initiativen gibt es weltweit. Vor drei Jahren hat sich die Initiative in „Die Dosenköche“ mit eigener Webpräsenz umbenannt und zielt genau auf ihre Zielgruppe ab:
Allen Bemühen, Einkaufen auf dem Markt wiederzubeleben und mit Kochdatings jungen Menschen ebendieses wieder nahe zu bringen, zum Trotz, gibt es einen wachsenden Anteil von Menschen, die „convenient“ leben und kochen wollen. „Die Lebensmitteldose kann helfen, die mangelnden Kochkenntnisse zu überspielen“, sagte Klaus Weber, Marketingleiter der Buss GmbH Fertiggerichte. Das mag den einen nicht gefallen, aber kommt vielen unausgesprochen wohl entgegen.
Daher ist die Dose auch kein Wettbewerbsprodukt auf dem Frischemarkt, sondern bedient ein eigenes Segment, stellte Christian Pürschel von Rasselstein Marketing gegenüber Herd-und-Hof.de klar.
AnugaDie Dosenkonsumenten wollen vor allem eines: Kaufen, öffnen, erwärmen und verzehren. Daher gibt es mittlerweile mehr als nur Grundnahrungsmittel in den abgeschlossenen Kurzröhren. Sie beinhalten Fertiggerichte jeglicher Couleur und bringen mit so genanntem Ethno Food auch Exotisches in die Küche. Lagerfähig allemal.
Das Institut für Lebensmittelqualität der Hochschule Niederrhein hat den Inhalten sogar vergleichbare Vitamingehalte bescheinigt, wie deren Frischepartner.
Convenience ist einer der Megatrends in der Küche. Verzehrfertige Doseninhalte daher auf die Wünsche zugeschnitten. Auf Verbraucherseite hat die Dose nicht nur zeitliche Spareffekte, sondern erwärmt sich rund 20mal schneller als herkömmliches Essen: Spart auch Energie auf Haushaltsebene.
Für den Markt gibt es nicht nur taillierte Dosen, die mit ihrem Erscheinungsbild auf ihren kalorienreduzierten Inhalt aufmerksam machen, so Klaus-Dieter Feldmann, Sprecher der Dosenköche, sondern mittlerweile auch flache Dosen mit großem Durchmesser. Optimal angepasst für die Erhitzung in der Mikrowelle.

Recycling: Nur Belgien ist besser
Die Dose kommt aus der Stahlindustrie, die für den Herstellungsprozess von Dosen den Energieaufwand in den letzten 25 Jahren um die Hälfte reduziert hat. Auch beim Materialaufwand wurde einiges verbessert. Die 850 ml-Standarddose wiegt bei einer Blechdicke von mittlerweile nur noch 0,18 mm gerade einmal 85 Gramm.
In modernen Fertigungsstraßen kommen geschichtete Weißblechplatten in die Laufbänder, werden an der Naht getrocknet, gebördelt, an den Rändern elektrostatisch gegen Korrosion beschichtet und werden am Boden „geneckt“, ein wenig verjüngt, so dass sie besser in einen Stapel passen. Dosen haben charakteristische Rillen. Diese „Sicken“ werden bei der Entstehung der Dose eingearbeitet, damit sie im Stapel großen Belastungen standhalten. Convenient gilt auch für den Handel: Stapelbar und für den Verkauf braucht man kein Regal.
Die nur noch von einem Menschen bedienbare Fertigungsstraßen schaffen 800 Dosen pro Minute. So schnell, das die einzelne Dose mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen ist. Ein einzelner Lkw transportiert 80.000 Dosen. Mittagessen für eine kleinere Stadt. Dosen gibt es in den Größen von 80 bis 10.200 ml.
Nach Feldmann weist die EU25 für die Weißblechdose einen Recyclinganteil von 63 Prozent auf. Deutschland presst, schmelzt, gießt und walzt 86 Prozent seiner Dosen wieder zu neuen Konserven oder Autoteilen. Nur Belgien schafft mit 94 Prozent ein höheres Weißblechrecycling.

Kompromisslose Dose
Dosen sind eine kompromisslose Verpackung. Einfach zu handhaben, und sie halten, was sie versprechen. Im Frischbereich arbeitet die Verpackungsindustrie an Frischesensoren. Das ist bei Dosen nicht notwendig, sagte Pürschel im Gespräch. Der Wunsch des Kunden ist haltbare Ware. Die ist in der Dose. In England gibt es Dosen mit einem Temperaturanzeiger, damit der Kunde weiß, wann das Bier die richtige Temperatur hat. Mehr braucht die Dose aber nicht.
Auf die Frage wo die Initiative die meisten Zukunftsperspektiven sieht, ist Pürschel entschieden: Im privaten Singlehaushalt. Zwar könne die Dose auch für den Außer-Haus-Verzehr mit Salaten punkten – aber wichtiger ist der Privatkunde.
Seit 1830 sind noch folgende Meilensteine zu erwähnen: Seit 1967 gibt es den Vollaufreißdeckel und mittlerweile auch Dosenöffner, die keine scharfen Kanten mehr hinterlassen und die Dose zum Teil sogar wieder verschließbar hinterlassen.

Lesestoff:
Mehr über die Dose gibt es unter www.die-dosenkoeche.de

Roland Krieg

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