IFC-Gastkommentar zur Landwirtschaft

Handel

Jin-Yong Cai über Landwirtschaft in Entwicklungsländern

Die International Finance Corporation (IFC) ist Mitglied der Weltbankgruppe und die größte weltweite Entwicklungsagentur, die sich auf den privaten Sektor in Entwicklungsländern konzentriert.

Der chinesische Ökonom Jin-Yong Cai ist stellvertretender Generaldirektor und Geschäftsführer der IFC. Seit 1990 arbeitet er bei der Weltbank und ist seit einem Jahr beim IFC.

In einem Gastkommentar auf Herd-und-Hof.de macht sich Jin-Yong Cai Gedanken über die Landwirte als Investoren:

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Die Landwirtschaft muss für Entwicklungsländer Priorität genießen

Fast eine Milliarde Menschen leiden täglich an Hunger in der Welt. Die meisten von ihnen leben in Entwicklungsländern. Die Herausforderung ist immens. Wetter, Schädlinge und Pflanzenkrankheiten, Bodenverschlechterung und Marktversagen machen die Landwirtschaft ein grundsätzlich risikobehaftetes Unterfangen. Reiche Ernten sind keine Garantie für Wohlstand, wenn fehlende Lagermöglichkeiten die Landwirte zum Verkauf zwingen, obwohl die Preise zur Ernte am niedrigsten sind oder eine unzureichende Infrastruktur die Absatzmöglichkeiten begrenzt. Allzu oft haben Landwirte auch keinen Zugang zu Arbeitskapital, um Saat und Dünger zu kaufen, oder in Produktivitätssteigernde Ausrüstung zu investieren. Es ist an der Zeit, den kleinen und mittelgroßen Landwirten mehr zu helfen, ihre Risiken zu steuern und Investitionen zu erschließen, um ihr produktives Potenzial zu erreichen.

Für die IFC, ein Mitglied der Weltbankgruppe, ist Landwirtschaft von höchster Priorität und wir erhöhen unsere Investitionen mit Hochdruck. 2012 haben neue Zusagen 4,2 Milliarden US-Dollar erreicht; mehr als doppelt so viel wie 2011. Letztes Jahr erreichten IFC-Kunden mehr als eine Million Landwirte. Das ist nur ein kleiner Bruchteil von den hunderten Millionen Landwirten, die Zugang zu Krediten und anderen Leistungen benötigen. Die IFC-Investitionen zeigen jedoch, dass die Barrieren der Landwirte durch Innovationen überwunden werden können, und selbst die kleinsten Landwirte in einer nachhaltigen Weise profitieren. In Zusammenarbeit mit Finanzinstitutionen, Handelsfirmen, verarbeitenden Betrieben, Züchtern und Pflanzenschutzmittelherstellern, Regierungen, Zivilgesellschaft und den Landwirten selbst, können wir die Anzahl der unterstützten Landwirte exponentiell vervielfachen und den Einfluss und die Wirkung unserer Investitionen erhöhen.

Das Global Agriculture and Food Security Program (GAFSP), ein multilateraler Fonds für die Verpflichtungen der G20-Länder zur Nahrungsmittelsicherheit, unterstützt landwirtschaftliche Entwicklungsstrategien in den ärmsten Ländern. Das GAFSP Privatsektorfeld vereint Geberfinanzierung mit kommerziellen Krediten, um Investitionen für die ländliche Beschäftigung zu schaffen und kleine Landwirte in die Agrar-Wertschöpfungskette zu integrieren. So liehen IFC und GAFSP im Januar zum Beispiel Root Capital zehn Millionen US-Dollar. Root Kapitals Landwirte sind zuverlässige Lieferanten für mehr als 120 internationale Firmen wie General Mills und Whole Foods Market. Die neue finanzielle Hilfe unterstützt Root Capitals Expansion in Afrika und erreicht in den nächsten vier Jahren 300.000 neue Landwirte. Geber, größtenteils Regierungen der Industrieländer, haben GAFSP 1,3 Milliarden Dollar zugesagt. Es wird erwartet, dass der Nahrungsmittelkonsum in den Schwellenländern in den nächsten Jahrzehnten in die Höhe schnellen wird. Daher ist die Unterstützung der GAFSP im Interesse der Geberländer.

Währenddessen bedroht Wasserknappheit die Produktion in vielen der traditionellen Kornkammern der Welt. In China, Indien und Teilen Lateinamerikas bedroht sie die Produktion von Reis, Weizen und anderer Grundnahrungsmittel. Neue Bewässerungstechnologien sind immens wichtig um den Teufelskreis aufzuhalten in dem Landwirtschaft zum Klimawandel beiträgt und der Klimawandel die landwirtschaftliche Produktion beeinträchtigt. Deshalb arbeitet die IFC mit führenden Unternehmen um ein globales Bewässerungseffizienzprogramm (Global Efficient Irrigation Program) zu entwickeln. Damit sollen Investitionen in Bewässerungsausrüstung und -dienstleistungen finanziert werden. Letztlich ist die Landwirtschaft verantwortet für 70 Prozent der weltweiten Süßwassernutzung.

In Afrika und Teilen Südasiens, wo Hunger und Armut am stärksten verbreitet sind, stagnieren landwirtschaftliche Investitionen seit drei Jahrzehnten. Es ist schwierig für Landwirte, Ersparnisse anzusammeln oder in die Zukunft ihres Betriebes zu investieren. Aber sie schaffen es. Landwirte selbst sind die größte Investitionsquelle in der Landwirtschaft, obwohl sie schlechte Regierungsführung, schwache Rechtsstaatlichkeit, Korruption und schwache Eigentumsrechte ertragen müssen. Ein günstigeres Umfeld für Landwirte und ländliche Unternehmer könnte die Nahrungsmittelproduktion grundlegend verändern. Das bedeutet, dass Regierungen entschlossener an die Grundbesitzreform herangehen. Es ist schwierig aber wichtig, bodenbezogene Regelungen zu reformieren und gleichzeitig die existierende Nutzer und Gewohnheitsrecht beschützen. In Ländern in denen die Bodenordnung bereits gesichert ist, ist die landwirtschaftliche Produktion am höchsten. Die Weltbank und andere Institutionen wissen, wie Landreformprogramme unterstützt werden können.

In Afrika beträgt der Anteil der Landwirtschaft an der kommerziellen Kreditvergabe nur zwei Prozent. Wir müssen enger mit unkonventionellen Geldgebern zusammenarbeiten, wie beispielsweise mit Rohstoffhändlern und anderen finanziellen Mittelspersonen, die mehr Menschen erreichen können. Rohstoffhandelsfirmen bieten Training und Finanzierung für Millionen Farmer. Sie sind die Verbindung zwischen kleinen Landwirten und globalen Nahrungsmittelverarbeitenden Betrieben wie Nestle, Danone oder Kraft. Investitionen in öffentliche und private Straßen, Schienen, Häfen und Speicheranlagen ermöglicht den Landwirten, mehr zu verkaufen und den Verlust zu mindern. IFC hat zum Beispiel erfolgreich eine öffentlich-private Partnerschaft für eine Speicheranlage geschaffen, die jedes Jahr Weizen an eine halbe Million Menschen verteilt. Das Projekt zog Investitionen im Werte von sieben Millionen an. Mit Zugang zur Infrastruktur kann selbst der kleinste Landwirt über die Subsistenz hinaus zur weltweiten Nahrungsmittelversorgung beitragen. Mit den richtigen Anreizen können wir technologische Innovationen schneller zu den Landwirten bringen. Initiativen wie GAFSP zeigen, wie man hunderte Millionen Landwirte in die globale Nahrungsmittelversorgung bringen kann. Wir kennen viele Lösungen für Probleme, die Landwirte von ihrem produktiven Potential abhalten.

Auf diesen Ideen aufbauend können wir große Schritte auf dem Weg machen, die Hungrigen zu ernähren und unser endgültiges Ziel erreichen, den Hunger auszurotten.

Lesestoff:

www.ifc.org

Jin-Yong Cai, Executive Vice President and CEO der International Finance Corporation (Weltbank Gruppe)

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