Immer mehr krummes Gemüse
Handel
Wann wird „krummes Gemüse“ zum Mitbewerber?
Das Projekt „Zu gut für die Tonne“ macht Furore. In der Schweiz, in Österreich und zunehmend auch in Deutschland listen Lebensmittelketten ungenormtes Obst und Gemüse, das vorher noch aussortiert wurde ein. Meist sind es Aktionen, weil Aprikosen nicht ganzjährig von Hagelschlag geschädigt sind. Wie umfangreich aber das Verkaufsvolumen „ungenormtes Obst und Gemüse“ wirklich ist – darüber gibt es keine Zahlen.
Die Schweizer Obstbauern sehen ihre Premiumware aber schon bedroht. „Krumme Dinger“ übten einen Preisdruck und höhlen die Qualitätsstandards aus [1].
In dieser Woche ist Netto-Markendiscount auf die „krumme Schiene“ gesprungen und hat in mehr als 500 süddeutschen Märkten Äpfel und Möhren „mit kleinen optischen Schönheitsfehlern“ verkauft. Sie sind ein Viertel günstiger als die Standardware. Das flächendeckende Angebot folgte einem kleinen Test, der zu Monatsbeginn gelaufen ist. Die bis Samstag befristete flächendeckende Aktion wurde durchgeführt, weil die Edeka-Discount-Tochter mit dem kleinen Test sehr erfolgreich war.
Der Handel hat eine neue Nische entdeckt und wird sie nutzen. Die Verbraucher nehmen die Aktion wohl nicht nur wegen des Preises, sondern auch wegen des guten Gewissens ernst. Ob sich die deutsche Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) der Skepsis ihrer Schweizer Kollegen anschließt, wollte der Verband gegenüber Herd-und-Hof.de nicht mitteilen.
Lesestoff:
[1] Gemüsebauern fürchten um ihrePremiumware
Roland Krieg