Importanteil von Bio-Produkten
Handel
AMI und FiBL ermitteln Importanteile von Bioprodukten
Die „Analyse der Entwicklung des
ausländischen Angebots bei Bioprodukten mit Relevanz für den deutschen
Biomarkt“ – ein Projekt im Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere
Formen nachhaltiger Landwirtschaft – ist abgeschlossen. In einem Puzzleansatz
ermittelten die Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI), das Forschungsinstitut für
biologischen Landbau (FiBL), AgroMilagro Research und fleXinfo die
Importanteile der wichtigsten Bio-Frischeprodukte und Bio-Rohstoffe in
Deutschland.
Mit Hilfe einer Befragung der Importeure, Daten aus
der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes von Unternehmen, die
sich dazu bereit erklärt haben, sowie der Produktions- und Flächenanalyse in
der Europäischen Union und den weltweit jeweils wichtigsten Lieferländern
wurden die bisher unbekannten Importanteile bestimmt. Für Produkte, bei denen
der Handel die Herkunft auszeichnet, (Obst, Gemüse, Kartoffeln und Eier) wurden
außerdem die Daten des GfK-Haushaltspanels analysiert.
Wenig Getreide, viel Leguminosen
Ein überraschendes Ergebnis war der niedrige Importanteil von Getreide mit 15 Prozent. Beim Weizen allerdings kamen 21 Prozent der Partien aus dem Ausland. Der Anteil variiert je nach Menge und Qualität der deutschen Ernte, jedoch besteht in Rumänien, Russland und der Slowakei noch deutliches Steigerungspotenzial. Unerwartet hoch fiel mit 24 Prozent der Importanteil von Leguminosen, vor allem Futtererbsen, aus. Die Importe werden eine noch größere Rolle spielen, wenn die hundertprozentige Bio-Fütterung bei Bio-Schweinen und Bio-Geflügel Gesetz sein wird. Hierbei spielen auch die Ölsaaten mit den Sojabohnen hinein, die mit durchschnittlich 76 Prozent den größten Importanteil aller untersuchten Produkte aufweisen. Der Anbau in Deutschland ist zwar machbar, aber nicht ganz einfach, so dass hier noch deutliches Ausbaupotenzial besteht.
Knappe Möhrenfläche
Beim Gemüse sind Möhren das mit Abstand absatzstärkste
Produkt; sie werden auf 14 Prozent der deutschen Möhrenfläche angebaut. Da
die einzelnen Betriebe ihre Anbauflächen nicht mehr vergrößern können,
importiert Deutschland 48 Prozent der Möhren. Für eine höhere Produktion
in Deutschland müssten zusätzliche Betriebe Flächen hinzunehmen. Die sehr hohen
Importraten von Fruchtgemüsen wie Tomaten (80 Prozent) und Paprika (90 Prozent)
sind der ganzjährigen Nachfrage von Produkten, die in Deutschland nicht immer
wachsen, geschuldet. Bei Unterglasgemüse ist jedoch die Nachfrage nach regionaler
Ware groß, so dass Anbauausweitungen möglich sind.
Bio-Äpfel und Bio-Bananen sind die absatzstärksten
Produkte beim Bio-Obst. Bio-Bananen weisen natürlicherweise eine Importrate von
100 Prozent auf, bei den Bio-Äpfeln sind es immerhin noch 50 Prozent
im Wirtschaftsjahr 2009/10. Da genau in diesem Zeitraum die Bio-Apfelfläche
ausgeweitet wurde und nun mit 3.000 Hektar etwas mehr als 9 Prozent der
gesamten Apfelfläche Deutschlands beträgt, ist bei entsprechenden
Witterungsbedingungen mit einer Zunahme der deutschen Produktion und geringerem
Importanteil zu rechnen.
DK und AT: Starke Bio-Molkerei-Exporteure
Deutschland importiert 32 Prozent der Trinkmilch
und 26 Prozent der Butter vor allem aus Dänemark und Österreich. Käse dürfte
einen ähnlich hohen Importanteil haben. Andere Produkte wie Joghurt und Sahne
dagegen kommen nahezu 100 prozentig aus Deutschland. In Milchmengen umgerechnet
sind das, ohne die Käseimporte zu berücksichtigen, 16 Prozent der Milch.
Die wichtigsten Lieferländer für Deutschland sind für
Getreide Italien, Russland, Kasachstan, Rumänien und die Slowakei. Bei
Proteinpflanzen, also Futtererbsen, Ackerbohnen, Lupinen, spielt Litauen mit
Abstand die größte Rolle. Für die Ölsaaten einschließlich Sojabohnen sind
Rumänien und Italien die wichtigsten Lieferländer, wobei bei Sojabohnen
außereuropäische Länder wie Kasachstan, Argentinien, Indien und Brasilien eine
zunehmende Rolle spielen. Die Bio-Kartoffelimporte kommen vor allem aus Israel,
Ägypten und Österreich. Die Niederlande sind bedeutendster Lieferant von
Möhren, Zwiebeln und Eiern. Aus Spanien und Italien kommen vor allem
Fruchtgemüse. Israel liefert neben Kartoffeln und Möhren größere Mengen Paprika
und Tomaten. Aus Italien kommt außerdem ein gutes Drittel der in Deutschland
verkauften Äpfel. Die Bananen stammen vor allem aus der Dominikanischen
Republik, Ecuador und Costa Rica.
In vielen genannten Ländern werden weiterhin
Bio-Flächen umgestellt und so können weitere Produkte für den internationalen
Markt produziert werden. Schon beim jetzigen Verbrauch ist Deutschland auf diese
Importe angewiesen, und das insbesondere bei Produkten, die hier schwer oder
nur zu einer bestimmten Saison zu produzieren sind. „Bei vielen tierischen
Produkten wie Eiern, Milch und Schweinefleisch übersteigt der Verbrauch die
deutsche Produktion und bei ausreichender und günstiger Futterversorgung
bestehen für deutsche Produzenten gute Absatzmöglichkeiten“, sagte die
AMI-Projektleiterin Diana Schaack. „Denn wenn wir den Verbrauchstrend aus den
ersten drei Quartalen 2011 zugrunde legen, wird der deutsche Bio-Markt auch in
den kommenden Jahren noch deutliche Wachstumsraten verzeichnen.“
Lesestoff:
Die Studie finden Sie unter: www.orgprints.org/19899/
AMI / roRo