Industrie-Defizite beim Brown-to-Green-Report
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Klima: Was macht Italien besser als Deutschalnd?
Seit 2015 gibt die Climate Transparency Initiative jährlich einen Energiewendebericht heraus, der die Fortschritte auf dem Weg von der braunen Kohle zu den grünen Energien in den G20-Ländern beschreibt. Der deutsche Partner Germanwatch zieht ein düsteres Fazit für den am Montag erschienenen jüngsten Bericht:
Emissionen wachsen in den Industrieländern
Kein einziger der G20-Staaten befindet sich derzeit auf einem Kurs, der es ermöglicht, den globalen Temperaturanstieg - wie vom Pariser Klimaabkommen angestrebt - auf 1,5 Grad zu begrenzen. Zusammengerechnet wachsen die Emissionen der 20 größten Volkswirtschaften der Welt weiterhin. Immerhin rund die Hälfte dieser Staaten ist aber auf gutem Weg, die selbst gesetzten nationalen Klimaziele zu erreichen oder gar zu überbieten. Sie wären somit in der Lage, ihre bislang für das Pariser Klimaabkommen gemachten und ausnahmslos zu schwachen Zusagen im kommenden Jahr zu erhöhen.
Die einzelnen Länderanalysen zeigen bemerkenswertes. So liegt die EU mit 7,9 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenz an Treibhausgasen pro Kopf knapp über dem G20-Durchschnitt von 7,5 t. In Deutschland liegt Gesamtemission bei 11,1 Tonnen pro Kopf und damit deutlich schlechter.
Breiter Energiemix allein reicht nicht
Im Vergleich beim Einsatz neuer Energien läuft Deutschland dem EU-Durchschnitt jedoch den Rang ab. In der Gesamterzeugung erneuerbarer Primärenergie liegt die Bundesrepublik mit 1,3 Prozent Solar (EU: 0,69 %), 3,21 % Wind (2,04 %) und mit 8,81 Prozent Biomasse (7,39 Prozent) deutlich vorn. Nur der Anteil Geothermie ist in der EU mit 0,36 Prozent höher als in Deutschland (0,06 %).
Positives Beispiel Italien
Die Hälfte der G20-Länder sind nicht mehr in der Lage, die Pariser Klimaziele zu erfüllen. Eines der positiven Beispiele ist Italien. Der Emissionsausstoß liegt mit 6,8 Tonnen pro Kopf unter dem G20-Durchschnitt und liegt mit elf Prozent Anteil an neuen Energien sogar noch unter der Bundesrepublik mit 13,4 Prozent. Italien wird die Subventionen auf fossile Kraftstoffe bis 20025 auslaufen lassen. Kleintransporter mit erdölbasierten Treibstoffen dürfen ab 2025 nicht mehr zugelassen werden. Im Gebäudebereich werden fünf Prozent der Bestandswohnungen energetisch saniert. Bis zum nächsten Jahr soll die entsprechende Politik formuliert sein.
Problemzonen Gebäude und Verkehr
„Insbesondere in den Sektoren Gebäude und Verkehr gehört Deutschland zu den Negativbeispielen unter den G20-Staaten“, kommentiert Lena Donat von Germanwatch die Analyse für Deutschland. Der Report hat erstmals auch die Schäden und Verluste durch den Klimawandel sowie die Klimaanpassung der G20-Staaten betrachtet: Extremwetterereignisse haben von 1998 bis 2017 in den G20 mehr als 260.000 Menschenleben gefordert sowie insgesamt rund 2,65 Billionen US-Dollar an Schäden verursacht. Deutschland gehört in den G20 neben Russland, Frankreich, Italien und Indien zu den am stärksten betroffenen Staaten. Laut aktueller Studien ließen sich in vielen Sektoren rund 70 Prozent der künftigen Klimawandelfolgen vermeiden, wenn der globale Temperaturanstieg auf 1,5 statt 3 Grad begrenzt würde.
Insgesamt reiht sich der Bericht in die Serie von Studien ein, die den Fortschritten auf dem Weg in eine Volkswirtschaft nur zögerliche Fortschritte bescheinigen.
Lesestoff:
www.climate-transparency.org/g20-climate-performance/g20report2019
roRo