Informationsprozesse zum Thema Lebensmittelsicherheit
Handel
Thema Lebensmittel hat hohe Medienrelevanz
Das Thema Lebensmittelsicherheit hat nicht nur zu Skandalzeiten eine hohe Medienrelevanz. Zuletzt zeigte der NanoView des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), wie eine sachgerechte Diskussion beim Thema Nanotechnologie Spannungen aus einem Thema nehmen und bei Verbrauchern auch ohne Fachkenntnisse ein „gutes Gefühl“ erzeugen kann [1]. Das ist nicht der Normalfall, wie die grüne Gentechnik immer wieder zeigt. Der Verein „Die Lebensmittelwirtschaft“ als Dachverband von Verbänden der Ernährungsindustrie geht den Ursachen auf den Grund und hat innerhalb kurzer Zeit drei Studien vorgestellt, die das Thema mediale Kommunikation vom Acker bis zum Teller beleuchtet [2].
Interesse steigt auch jenseits der Skandale
Meist fällt der Blick auf die Berichterstattung nur im Rahmen von Lebensmittelskandalen. Dr. Joachim Trebbe, Professor für Publizistik an der FU Berlin, schaute sich ein halbes Jahr die Meldungen über Lebensmittelsicherheit an und fand eine Unterrepräsentanz der Ernährungsindustrie. Die Themen gehen meist von Politik, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und Verbraucherschützern aus und enthalten oftmals keine Gegenposition. Aber: Berichte über Lebensmittelskandale spielen von der Anzahl her nur eine untergeordnete Rolle. Sie folgen zwar dem „Script der Skandalberichterstattung“, aber zwischen diesen Zeiten haben sich verschiedene Themen rund um Nahrungsmittel als Basisthema für die „individualisierte Lebensführung“ etabliert. Leider fehlen den Journalisten in diesen „ruhigen Zeiten“ die Ansprechpartner.
Thema mit hoher Relevanz
Die jüngste Studie stammt von der Münchener
Kommunikationswissenschaftlerin Prof. Dr. Romy Fröhlich von der LU München und
wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt. Sie verglich die Einschätzung zum
Thema von NGO aus den Bereichen Umwelt, Natur, Lebensmittel und
Verbraucherschutz mit denen von Journalisten.
Für beide Seiten habe das Thema eine „sehr, sehr hohe
Relevanz“ und werde vor allem von älteren Menschen und höheren
Bildungsschichten wahrgenommen. Für die Journalisten ist die Beschäftigung mit
dem Thema fast schon zu einem Alltagsgeschäft geworden und nicht mehr nur für
Skandalzeiten.
Die NGO allerdings kritisieren aus Verbrauchersicht
verschiedene Info- und Akteurslagen, die zu einem „Overkill an Informationen“
werden und den sachliche Informationsgehalt konterkarieren können. Journalisten
hingegen glauben, dass Verbraucher angemessen informiert sind und bieten auf
allen Kanälen Feedback-Möglichkeiten an. Dial-in-Strukturen für den Rundfunk,
Kommentarfunktionen der Online-Ausgaben und Printmedien schalten schon mal
eigene Telefonhelplines.
Auf den Verein „Die Lebensmittelwirtschaft“ reagieren
sie unterschiedlich. Die NGO sind eher skeptisch und misstrauisch und mutmaßen
„Schaufensterdebatten“ der Ernährungsindustrie. Sie nehmen kaum Kontakt zum
neuen Dachverband auf. Journalisten sind aufgeschlossener, wenn sie sich einen
„Gewinn an Informationen“ erhoffen. Das kann der Einblick in Abläufe größerer
Betriebe sein, sowie das Angebot von Hintergrundinformationen und Workshops.
Die Branche muss aber aufpassen: Sind die Informationen PR-gesteuert, verliert
sich das Interesse schnell wieder.
Die Chance auf einen „echten Dialog“ zwischen Ernährungsindustrie und Verbraucher scheint gegeben zu sein.
Lesestoff:
[1] NanoView des BfR
[2] Wie sollen Lebensmittel beworben werden? Werbung ist kein Beipackzettel
Roland Krieg