InterMopro in Düsseldorf

Handel

Marktplatz der (Frische)ideen

Auf den Intermessen hat sich in Düsseldorf etwas Neues getan. Im Hallenbereich zwischen der InterMeat und InterMopro, der Messe für Molkereiprodukte gibt es einen „Marktplatz für (Frische)ideen“, auf dem sich Hersteller und Händler austauschen können, um Schwung in ihren Handel zu bringen. Nichts ist langweiliger als die gleichen Produkte und die gleiche Werbung. Milchprodukte scheinen das Image von Gesundheit du Abwechslung sowieso gepachtet zu haben.

Butter überraschend knapp
Die Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) musste feststellen, dass seit Anfang August die Butter knapper wird. Vor allem der heiße Sommer hinterlässt seine Spuren im Angebot. Der Herbst bringt daher festere Preise.
Tiefgreifender scheint aber die Beobachtung zu sein, dass bereits der Rohstoff Milch zurückgeht. Und das obwohl seit dem 01. April 2006 die erste Quotenerhöhung von 0,5 Prozent umgesetzt wurde, die von den Berufsverbänden heftig kritisiert wurde. Bis Ende 2006 geht die Milchanlieferung in der EU wohl auf 131 Millionen Tonnen zurück. Von Januar bis August wurden schon 1,2 Millionen Tonnen weniger angeliefert als im Vorjahr: 88,78 Mio. t – das sind rund 1,3 Prozent weniger. Rückläufige Tendenzen hatten sich nach Angaben der ZMP bereits das ganze Jahr über gezeigt, wurden aber durch den Hitzesommer noch verstärkt. Aktuell liegen die Anlieferungen an die Molkereien wieder auf Vorjahresniveau, aber ausgeglichen wird die Jahresbilanz wohl nicht mehr. Beispielsweise litt England vor dem Sommer bereits unter Trockenheit und Kälte im Frühjahr, so dass das Königreich bis August bereits drei Prozent unter dem Vorjahresniveau lag. Das in Polen die Milchproduktion weiter zurück geht, sind die Auswirkungen des Strukturwandels, bei dem die Milch mehr im Eigenbedarf Verwendung findet und kleine für den Markt liefernde Betriebe ausscheiden. Gegen den Trend liefern die Kühe in den Niederlanden und den baltischen Staaten mehr Milch an die Molkereien.

Milch ist meine Stärke
„Milch imponiert mir, weil sie auf alles eine Antwort hat. Stress? - Magnesium! Abwehrkraft? - Zink! Konzentration? – Vitamin B2“ So bewirbt Schauspielerin Babara Schöneberger den weißen Rohstoff. Zudem haben Milch und Milchgetränke für den Verbraucher die Stärke, dass sie in trendigen Verpackungen angepriesen werden können. Es gibt sie nicht nur in allen Formen und Farben, sondern den Joghurt auch im Sechser- oder Viererpack. Hier können die Händler ihrer Phantasie freien Raum geben. Milch geht immer. Und in zahllosen Variationen:
So bietet die Landfrisch Molkerei „Rudi in der Frischebox“ an, einen süßen Frischkäsesnack, Dr. Oetker hat seine „Länder-Vielfalt“ jetzt auch in den 500 g-Becher gepackt und lockt mit Zitronenkuchen französischer Art, oder australischer Macadamia-Nuss – alles auf Joghurtbasis. Ein Hersteller hat sein Sojamilch-Angebot vollkommen überarbeitet, es in eine neue Verpackung gefüllt, den Fettanteil auf 1,9 Gramm pro Liter reduziert und die Rezeptur so gestaltet, dass sich das Kalzium in der Sojamilch nicht mehr am Boden des Getränkekartons absetzt. Eingemischte Bifidus-Bakterien entfalten ihre probiotische Tätigkeit für eine gesunde Darmflora. Mopro erfüllt alle Trends.
Damit ist Milch in erster Linie jung: Nach einer Verbraucheranalyse bei Kindern steht Jogurt in der Beliebtheitsskala hinter Schokoaufstrich und Konfitüre. Noch vor den Cerealien. Nach Fruchtsaft und Mineralwasser hat auch Trinkmilch Platz die Bronzemedaille auf der Getränkeliste erobert. Zwei Drittel der Kinder greifen zu Produkten der weißen Linie.

Bio-Milch
Der Bio-Milchmarkt wächst zweistellig und bietet dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ein nachhaltigeres Wachstum als der ständige Preiskampf. Bio-Joghurt legte im ersten Halbjahr 2006 um 50 Prozent zu, Bio-Quark sogar um 76 Prozent. Gegenüber den Discountern besitzt der LEH sogar noch einen Marktvorteil bei Mopro. Um neue Kunden zu gewinnen, braucht man aber auch die richtige Strategie. Das Bio-Basissortiment reicht nicht mehr. Die neueste Strategie ist das Category-Management. So sollen sich der LEH mehr an seinen Kunden orientieren: Der SB-Großflächenmarkt beispielsweise richtet sich mit der Produktauswahl vermehrt an die Familie. Neben der „Bio-Familie“ kann es beispielsweise auch den „Bio-Genießer“ geben, sagt Ökostrategieberaterin Manuale Rehn im Fachmagazin Milchmarketing. Produkte für eine vielfältige Kundenansprache sind da.
So fragt nach Angaben der ZMP vermehrt der jüngere Bevölkerungsteil nach der geronnene Milch und die Bestände in den Reifelagern schwinden – auch weil Käse den Exporteuren neue Absatzmärkte in Asien beschert.

Käsegeschichten
Wünscht der Kunde einen Käse, der nicht im Sortiment ist, dann versucht der Service vom Kölner Käsetempel im Karstadt diesen ausfindig zu machen. Bei Käse ist oft genug die Qualität wichtiger als der Preis und mit einer guten Käsetheke kann sich manches Geschäft profilieren.
Den Kunden gefällt beim Käse die Geschichte – und die ist lang. Bereits 5.000 v. Chr. wurde im Orient Käse gereift. Die Klöster waren Käse-Zentren mit tradiertem Wissen und vielen Experimenten. So hatte der Benediktinermönch Ansgar als Bote des Ludwig dem Frommen im 9. Jahrhundert die Möglichkeit erhalten, in Schweden Klöster zu bauen. Mit im Gepäck waren Käserezepte und die Bauern begannen bald ihre Abgaben mit Käse zu bezahlen, wie es in Mitteleuropa weit verbreitet war.
In Spanien zogen die Schäfer mit ihren Herden im Frühjahr, wenn die Trockenheit begann, auf königlichen Viehtriebwegen nach Norden. So begann der östliche Leoneser Weg im Süden der Extremadura und endete erst im Norden an der Grenze zu Asturien. Heute werden die Wege als Wanderrouten für die Touristen wieder hergestellt.
Möglicherweise sind solche „Geheimnisse“ der Grund für den anhaltenden Käseboom. Seit 1991 hat sich der Verbrauch je Einwohner von 17,5 auf 21,8 Kilogramm im Jahr gesteigert.

Roland Krieg

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