Internationale Agrarministerkonferenz
Handel
Agrarminister beschließen Welthandel
Rund 50 Landwirtschaftsminister kamen am Samstag zum Internationalen Agrarministertreffen zur Grünen Woche in Berlin zusammen. Das Signal des Treffens fasste WTO-Direktor Pacal Lamy in seiner Ansprache zusammen. „Handel spielt oder kann eine bessere Rolle zur Lösung der steigenden Nahrungsmittelpreise und der Lösung der Nahrungsunsicherheit spielen. Handel ist Teil der Lösung und nicht Teil des Problems.“
Die Angst vor dem Verbrauch
Die Welt fürchtet ihren Konsum. Nach Lamy führen alleine
steigende Einkommen, der Bevölkerungszuwachs und ändernde Konsumgewohnheiten
mit steigender Nachfrage nach tierischen Produkten zu einem erheblichen
Mehrbedarf an Nahrungsmitteln.
Hinzu kommt der Druck durch Biokraftstoffe. Nach Angaben
der OECD und FAO werden bei Fortführung der aktuellen Politik im Jahr 2019 13 Prozent
des Weltgetreides, 16 Prozent der Ölsaaten und 35 Prozent des Zuckerrohrs für
die Ethanolgewinnung genutzt werden müssen. Lamy stellte die zentrale Frage: „Wird
die Weltproduktion an Lebensmitteln mit dem Bedarf Schritt halten?“
Der Handel als Austausch von Gütern nimmt auf breiter
politische Front eine starke Stellung ein. Lamy beklagte in Berlin
Handelsbarrieren, die Güterausgleich behindern. Exportrestriktionen stehen auf
Lamys Hemmnisliste auf dem ersten Platz. Zölle und Subventionen behindern
ebenfalls die Lieferung von Nahrungsmitteln in Regionen, wo sie am nötigsten
gebraucht werden.
v.l.: Dacian Ciolos (EU), Mykola Prysjashnjuk (Ukraine), Aziz Akhannouch (Marokko), Bruno Le Maire (Frankreich), Ilse Aigner (Deutschland), Sally Jepngetich Kosgey (Kenia), Gery Ritz (Kanada), Dr. Marek Sawicki (Polen)
Gemeinsame Aufgabe
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner stellte für
die kommenden Herausforderungen einen übergreifenden Bedarf an Zusammenarbeit
von internationaler Politik, den Agrarministerien und der Finanzpolitik fest. Die
Politik müsse die Landwirtschaft und den ländlichen Raum in den Mittelpunkt
stellen, die Funktionalität der Märkte sicher stellen und Finanzspekulationen
eindämmen. Investitionen in die Landwirtschaft haben einen vier Mal größeren
Effekt bei der Armutsbekämpfung als in anderen Sektoren.
Die betroffenen Länder selbst müssen mit einer guten
Regierungsführung, Marktzugängen für die Bauern und dem Ausbau von
Wertschöpfungsketten Rahmenbedingungen erstellen.
Auf internationaler Bühne sei die Zusammenarbeit zwischen
G7, G20, der WTO und er UNO für das Ziel der Ernährungssicherung zu
koordinieren. Der Abschluss der Doha-Runde sein ein wesentlicher Meilenstein
für die weitere Entwicklung, wobei den Entwicklungsländern spezieller Schutz
für einige Produkte und eine maßvolle Marktöffnung zugestanden werden müsse.
Mit einem gemeinsamen Kraftaufwand seien die Millenniumsentwicklungsziele noch
zu erreichen. Um das Ende der Finanzspekulationen müsse sich die Finanzpolitik
kümmern.
Reserven mobilisieren
Um die Welternährung sicher zu stellen könnten nach
Ansicht des EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos noch Produktionsreserven „in
Osteuropa und östlich der EU“ erschlossen werden.
Gleichheit in der Behandlung forderte Kenias
Landwirtschaftsministerin Sally Jepngetich Kosgey. Sie wünschte sich offene
Märkte für die ostafrikanische Gemeinschaft. Nachbarländer, die zu den am wenigsten
Entwickelten gehören, können leichter in die EU importieren. Aus Sicht Kenias
wollten die afrikanischen Länder keine Subventionen mehr, sondern
Handelsmöglichkeiten erhalten.
Allerdings müsse der Handel für alle gleich sein, so
Bruno La Maire, französischer Agrarminister. Die Chance für einen Abschluss der
Doha-Runde schätzt er in diesem Jahr höher ein, als im vergangenen Jahr. Die EU
sei aber am Ende ihrer Zugeständnisse angekommen und hätte nichts neues mehr zu
bieten. Standards wie beispielsweise im Umweltbereich müssten dann aber auch
für alle gelten. Man könne nicht die eigenen Produkte stärker reglementieren
und für andere Produkte Ausnahmen gelten lassen.
Roland Krieg; Foto: Ralf Flucke
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