Internationaler Klein- und Mittelstand

Handel

++ 13:00 Uhr ++ Anuga: Branche gegen schlechtes Image

Zur Eröffnung der Anuga 2011 auf dem Kölner Messegelände hat sich Friedhelm Dornseifer, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels gegen das schlechte Image gewehrt, dass die Öffentlichkeit von der Branche hat.
99 Prozent des Handels sind klein- und mittelständische Unternehmen, die 80 Prozent der Beschäftigten der Branche stellen und 83 Prozent der Auszubildenden anlernen. Nach Domseifer müssen Aldi Nord und Aldi Süd als zwei verschiedene Händler angesehen werden, genauso wie Lidl und Kaufland, die beide der Schwarz-Gruppe angehören. Rewe und Edeka bieten selbstständigen Kaufleuten eine Existenzgrundlage, von denen es in Deutschland mehr als 6.000 gebe. Damit wehrt sich Domseifer vor allem gegen die öffentliche Meinung, dass „nur fünf Lebensmitteleinzelhändler“ eine Marktmacht von fast 80 Prozent stellten. Das Bundeskartellamt hatte kürzlich dazu eine Sektoruntersuchung gestartet.
Dornseifer wehrte sich auch gegen die pauschale Unterstellung, der Lebensmittelhandel würde Nahrung verschwenden, was gegenwärtig in dem Film „Taste the Waste“ thematisiert wird. Nach einer Studie von EHI-Retail entfalle mit einem Anteil von vier Kilogramm weggeworfener Lebensmittel nur ein kleiner Teil auf den Lebensmittelhandel. Demgegenüber weise der Film die „böse Rolle“ dem Handel zu, so Dornseifer.
Der Mittelstand habe sich in der Vergangenheit bewährt. Als die Discounter zunehmend Marktanteile gewannen und die Selbstbedienungstheken das Ende der Supermärkte und Bedientheken signalisierten, haben Warenpräsentationen, Eigeninitiativen und Fachberatungen dem Lebensmitteleinzelhandel ein „Comeback“ beschert.

KMU goes global

Das Hohelied auf die klein- und mittelständischen Unternehmer sang auch Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle. Niemand wolle heute mehr auf internationale Produkte verzichten und die deutschen Unternehmen wollen auch an den globalen Märkten teilnehmen. Das sind die „Chancen unserer neuen Zeit“, so Westerwelle.
Umso mehr müsse sich die Außenpolitik als Türöffner gestalten. Während multinationale Konzerne ihre eigenen Filialen und Netzwerke aufgebaut haben, könne sich das ein kleineres Unternehmen nicht leisten. Sie bekommen Hilfe durch das Auswärtige Amt und die Außenhandelskammern, so Westerwelle. „Die Außenpolitik soll ökonomische Chancen schaffen“, das sei eine sichere Erkenntnis.
Vielfach schauten andere Länder auf Deutschland und fragten sich warum Deutschland so viel besser und schneller aus der Rezession käme. Das liege „an der mittelständischen Ausprägung der deutschen Volkswirtschaft“, so Westerwelle.
Der Außenminister sprach sich aber auch für einen starken und gemeinsamen Wirtschaftsraum Europa aus. Ein einzelnes Land könne an der Globalisierung nicht teilnehmen. Im asiatischen, südamerikanischen und auch schon im afrikanischen Wirtschaftsraum bilden sich neue Wirtschaftsgemeinschaften mit neuen Binnenmärkten. Darin liege auch die Chance der EU, die mit 500 Millionen Konsumenten eine neue Attraktivität für die Wirtschaft biete. Das zeige das starke Interesse der ausländischen Fachbesucher auf der Anuga. „Sie wissen, was sie an Europa haben“, so Westerwelle.

Lesestoff:

Sektoruntersuchung des Kartellamts

Vor und parallel zum Film „Taste the Waste“ gibt es bereits zahlreiche politische Initiativen, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren

Roland Krieg (Text und Foto)

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