Investitionen in Afrika neu denken

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Afrika braucht ein neues Investitionsklima

Afrika gilt gemeinhin als Chancenkontinent. Die wirtschaftliche Entwicklung hat Fortschritte gemacht. Die Wachstumsraten stiegen seit der 1980er Dekade mit 1,8 Prozent auf 2,6 Prozent ein Jahrzehnt später und weist aktuell einen Durchschnitt von 5,3 Prozent auf. Einzelne Länder erobern die Weltspitze mit über 6,1 Prozent. Der Kontinent wird die Millenniumsentwicklungsziele 2 (Schulausbildung), 3 (Frauenrechte stärken) und 6 (HIV/AIDS und andere Krankheiten bekämpfen) erfüllen. Doch die Zahl der absolut Armen ist ebenfalls größer geworden. In den letzten Jahren zeigt sich eine zunehmende Deindustrialisierung und die Länder Afrikas weisen die niedrigste Investmentraten aller Entwicklungsländer auf. Auch wenn Dienstleistungen und die Entwicklung der natürlichen Ressourcen boomen, reichen diese Wirtschaftssegmente nicht aus, den jährlich 15 Millionen Einsteigern in den Arbeitsmarkt eine berufliche Perspektive zu bieten. Niedrige Investmentraten untergraben nationale Entwicklungspläne und Ziele.

Die UNCTAD hat in ihrem neuesten Afrika-Report die Schwachstellen des ökonomischen Umfeldes aufgezeigt, warum Investitionen oftmals ins Leere laufen und wie sie effektiver eingesetzt werden können, damit sie ein allgemeines Wachstum zwischen dem Sahel und dem Kap der Guten Hoffnung, zwischen Atlantik und Pazifik auslösen.

Schlechte Kapitaleffizienz

Die Ursachen für das geringe Investment sind vielfältig. Die öffentlichen Investitionen sind seit den 1980er Jahren anteilsmäßig rückläufig und zwischen 1990/99 und 2000/10 ist die Effektivität des Kapitaleinsatzes stärker gefallen als in Asien und Südamerika. Auch der so genannte „Brain Drain“ trägt zum geringen Investment bei, selbst wenn die Facharbeiter mittlerweile deutlich mehr Geld in ihre Heimatländer zurückfließen lassen. Der private Mittelzufluss stieg von 1990 bis 2012 von neun auf 62 Milliarden US-Dollar. Das sind 17 Prozent des Kapitalflusses in Entwicklungsländer weltweit.

Die Menschen haben jedoch nur geringen Zugang zu Kreditkapital. Zudem sind die Kapitalkosten sehr hoch. An der Spitze liegt der Kongo, wo die Banken 44 Prozent Zinsen verlangen. Mit 17,7 Prozent liegt die Sparquote auf einem niedrigen Niveau und nicht zuletzt verhindern wirtschaftliche Unsicherheit und politische Instabilität notwendige Investitionen.

Neue Sicht auf Investitionen

Um das Investitionsklima zu verbessern ist nach Ansicht der UNCTAD ein Politikwechsel notwendig. Noch in den 1980er Jahren hatten öffentliche Investitionen ein schlechtes Image, weil sie Bürokratie förderten. Doch heute müssen Investitionen als vermiedene Kosten angesehen werden. Ohne öffentliche Investitionen bleiben auch starke privatwirtschaftliche Investitionen aus. Unternehmen sind nicht wettbewerbsfähig, wenn der Staat nicht gleichzeitig die Infrastruktur ausbaut. Müssen das die Firmen selbst machen, dann verteuert sich deren Produktion.

Um aber öffentliche Investitionen wieder zu fördern, muss das Geld über ein breit angelegtes Steuersystem finanziert werden. Oftmals fehlen eigene Kreditinstitute. Die meisten sind Auslandsfilialen weltweit tätiger Banken, die Kredite ebenfalls meist internationalen Unternehmen gewähren. Der lokale Bereich der Klein- und Mittleren Unternehmer wird dabei vernachlässigt. Doch gerade dieser Bereich trägt den Großteil der Produktion und Beschäftigung. Die African Development Bank (AfDB) hat 2012 mit Hilfe Dänemarks und Spaniens einen speziellen Fonds für Kleinunternehmer aufgelegt.

Weitere Fördermöglichkeiten für ein größeres und effektiveres Investment in Afrika sind öffentlichen Entwicklungsgelder, ausländische Direktinvestitionen und die Vermeidung der Kapitalflucht. Zwischen 2000 und 2008 flossen jährlich rund 50 Milliarden US-Dollar aus Afrika ab. Die öffentliche Entwicklungshilfe für Afrika kam 2012 lediglich auf 46 Milliarden US-Dollar.

Investitionen in die Landwirtschaft?

Die Landwirtschaft ist nicht das Wirtschaftssegment mit den lohnendsten Investitionen. Die Zahlen des UNCTAD-Berichtes sprechen für sich. Handwerk, Dienstleistungen und Handel versprechen die größte Kapitaleffektivität. Ruanda aber zeigt, dass die Landwirtschaft nicht vernachlässigt werden darf. Das Land ist eines der zehn afrikanischen Länder mit den höchsten Wachstumsraten. Zwischen 2000 und 2010 lag sie bei durchschnittlich 8,1 Prozent. Neben ausgeglichenen Anreizen für öffentliche und private Investitionen sowie Förderung von Kleinunternehmern, kann das Land mittlerweile auch mit einer leistungsfähigen Landwirtschaft punkten. Der Agrarsektor ist hochproduktiv, veredelt die Rohstoffe marktorientiert und hat sich mit anderen Wirtschaftszweigen vernetzt.

Lesestoff:

UNCTAD: Africa Report 2014. Catalyzing Investment for Transformative Growth in Africa www.unctad.org/Africa/series

Roland Krieg

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