Jede Menge Körner

Handel

In 100 Jahren fast vervierfacht

Auch wenn in diesem Jahr die Ernte in manchen Regionen sehr schlecht ausgefallen ist, wird sie durch andere Regionen auch bei durchschnittlichem Ertrag bundesweit wieder ausgeglichen. Das dieses möglich ist, verdanken wir nicht zuletzt den hohen Erträgen, die erzielt werden. In der Zeit zwischen 1898 und 1902 haben die Bauern nur 18,5 Doppelzentner (Dezitonnen = 100 kg) Weizen und 14,9 dt Roggen von einem Hektar geerntet. In den 1950er Jahren lagen die Erträge bei 27,3 bzw. 24 dt. In diesem Jahrtausend liegen die Erträge bereits bei 73,5 und 53 dt/ha.
Die Ertragssteigerungen konnten durch Pflanzenzüchtung, technischen Fortschritt und vor allem der so genannten „Stickstoffpeitsche“ in den 1960er Jahren nach oben gerückt werden. 74 Doppelzentner Weizen reichen für 7.900 Mischbrote zu 1.000 g oder für 144.000 Brötchen – und dabei sind die Deutschen Europameister im Brot essen. Für ein Mischbrot wird die Menge Mehl benötigt, das aus 1,2 qm Weizen gemahlen wird.

Handelsmengen in D, der EU und der Welt
Deutschland hat etwa 17 Millionen ha landwirtschaftlich genutzte Fläche. 11,9 Millionen ha davon sind Ackerland. Und Getreide ist mit 6,9 Mio. ha die Hauptfeldfrucht. Davon entfallen 46 Prozent auf Weizen, gefolgt von Gerste auf 2 Mio. ha. 55 Prozent der Getreidefläche dienen mit Weizen und Roggen dem Brotgetreideanbau, während der Rest für Futter- und Industriegetreide reserviert ist. Die meiste Ernte kommt mit jeweils über 6,5 Mill. t aus Niedersachsen und Bayern. Schleswig-Holstein erzielte 2005 mit durchschnittlich 84,9 dt den höchsten Ertrag. Nördlich der Linie von Rügen bis zum Siebengebirge werden in der Regel überdurchschnittliche Erträge erzielt. Hessen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen entsprechen mit Erträgen zwischen 64,6 und 65,9 dt/ha eher dem Bundesdurchschnitt.
Nach dem Trockenjahr 2003 mit einem sehr niedrigem Ernteertrag von 39,4 Mio. t Getreide, wurde 2004 ein Spitzenwert von 51,1 Mio t erzielt. Das Mittel aus den letzten acht Jahren liegt bei 45,5 Mio t.
Im letzten Jahr wurde in den 25 Länder der EU 254,3 Mill. t Getreide geerntet, wobei das Vorjahr mit 284,8 Mio t einen Spitzenwert hatte.
Die folgende Tabelle aus dem Situationsbericht 2006 des Deutschen Bauernverbandes belegt, welche Getreidemengen weltweit geerntet, verzehrt und wie wenig davon gehandelt wird. Im Gegensatz zu den obigen Zahlen, sind hier mit Mais auch Sorghum und Triticale mitberechnet – aber nicht der Reis.

Weltagrarmärkte – Weltversorgungsbilanz für Getreide ohne Reis

2001/02

2002/03

2003/04

2004/05

2005/06

Weizen

Produktion

581

566

555

623

609

Handel

107

106

102

108

109

Verbrauch

586

600

593

613

616

Endbestände

197

165

127

137

130

Grobgetreide

Produktion

901

882

912

1.009

953

Handel

106

105

105

102

103

Verbrauch

909

906

943

972

959

Endbestände

189

168

138

175

167

Weizen und Grobgetreide

Produktion

1.482

1.448

1.467

1.632

1.562

Handel

213

211

207

210

212

Verbrauch

1.495

1.506

1.536

1.585

1.575

Endbestände

386

333

265

312

297

Quelle: Situationsbericht 2006 des DBV

Die OECD geht bei ihren aktuellen Prognosen davon aus, dass die Getreideerzeugung kontinuierlich steigen wird. Allein für die EU prognostiziert die Wirtschaftsorganisation 20 Millionen Tonnen mehr Getreide bis 2013. Dabei werden in den neuen zehn Mitgliedsländern kaum Steigerungen zu erwarten sein. Die alte EU wird die Hauptlast der Produktion tragen, wie aber auch den größten Verzehr aufweisen. Der wird von 241,9 Mio. t in 2005 auf 255 Mio t in 2013 steigen. Die zehn neuen Länder werden ihr Verzehrsniveau von 51,7 Mio. t kaum steigern. Wachsen wird allerdings deutlich der neue Markt der Bioenergie bei Getreide. Lag der noch im vergangenen Jahr bei 1,8 Mio Tonnen so rechnet die OECD für 2013 bereits mit 8,7 Mio t. Energiegetreide. Hier ist allerdings der Mais mitberechnet.
Eines hat sich aber seit 100 Jahren kaum verändert: Die USA und Argentinien sind die beiden größten Player auf dem Weltmarkt. Über ein Drittel des gehandelten Getreides kommt aus den USA, rund ein Zehntel aus Argentinien. Um Platz drei rangeln sich die EU und Australien.

China betritt das Parkett
China hat sich in den letzten Jahren von dem Dogma der Selbstversorgung verabschiedet und muss mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation 2002 auch seine Agrarprotektion reduzieren. Die Chinesen produzieren mit 86,1 Mio. t mehr Weizen als die USA (63,6 Mio. t). Die Erträge liegen nur knapp 3 dt/ha unter dem Durchschnittsertrag der EU-15 mit 51,4 dt. Allerdings hat das Land der Mitte etliche Probleme, die hohen Erträge zu behalten. Die Abschaffung der Mindestpreise, sinkende Grundwasserspiegel und der Flächenverbrauch durch die Industrie lassen nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes die Gesamterträge wieder sinken. Da die Chinesen mittlerweile auch ausreichend Devisen haben, um Getreide zu importieren, werden sie den zusätzlichen Bedarf einkaufen. Denn durch die steigenden Einkommen der Menschen, steigt auch der Bedarf an veredelten Getreideprodukten, wie Fleisch. Zumindest Futtergetreide wird vermehrt nach Asien fließen.

VLE

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