Jedes Zehntel-Grad zählt
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Klimaziel 1,5 Grad Celsius noch erreichbar
Der am Montag vorgestellte neueste Bericht des Weltklimarates IPCC sei ein „starkes Signal für deutlich ambitionierteren Klimaschutz“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Germanwatch und Brot für die Welt. Es könne gelingen, die durch Menschen verursachte Erderwärmung auf nicht mehr als 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Darüber hinaus werden Kipppunkte erreicht, die kaum mehr beherrschbare Prozesse anstoßen.
Möglich, aber mehr tun
Der IPCC wiederholt in seiner Einleitung die oft angezweifelte Aussage, dass menschliche Aktivitäten Schätzungen zufolge etwa ein Grad Celsius Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Zeit verursacht haben. Zwischen 2030 und 2052 werden dann 1,5 Grad Celsius erreicht. Die Erwärmung werde für mindestens Jahrhunderte bestehen bleiben und langfristige Änderungen im Klimasystem hervorrufen. Die Auswirkungen sind aber dann geringer als bei eienr Erwärmung von 2 °C. Bei einer Erwärmung von 1,5 Grad werden klimabedingte Risiken für Gesundheit, Existenzgrundlagen, Nahrungs- und Wasserversorgung, menschliche Sicherheit und Wirtschaftswachstum zunehmen. Die Vereinbarung von Paris würden im Jahr 2030 zu Einsparungen von 52 bis 58 Gt CO2Äq pro Jahr führen. Das würde aber nicht für die Begrenzung auf 1,5 Grad ausreichen, selbst wenn nach 2030 deutliche Steigerungen umgesetzt würden.
Schwere Aufgabe
„Die internationale Gemeinschaft muss schnellstmöglich Regelungen schaffen, damit Betroffene des Klimawandels geschützt werden. Die Industrieländer als Hauptverursacher des Klimawandels müssen auch finanziell zu ihrer Verantwortung stehen", betont Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt.
Nikolai Fichtner, Sprecher im Bundesumweltministerium, fasst den Bericht wie folgt zusammen: „Die Klimafinanzierung ist eine zukunftsweisende Investition. Der Bericht zeigt: Das Ziel, eine 1,5-Grad-Erderwärmung zu erreichen, ist möglich, aber schwierig. Es ist sehr viel schwieriger als die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, was auch schon schwierig ist, aber es lohnt jede Anstrengung. Die Kosten der Erderwärmung zu bremsen sind hoch, aber sie sind deutlich Kleiner als die Schäden, die entstehen, wenn wir es nicht schaffen. Die Wissenschaftler haben dafür ganz eindrucksvolle Beispiele gebracht. Die Zahl der Hungernden, die Zahl der Menschen in Armut, ist um Hunderte Millionen größer in einer 2-Grad-Erwärmungswelt im Vergleich zu einer 1,5-Grad-Erwärmungswelt. Es gibt gigantische Unterschiede, was den Küstenschutz angeht, was die Trinkwasserversorgung und die Nahrungsgrundlagen angeht. Wir lernen daraus: Jedes Zehntel Grad zählt.“
Integrierter Energie- und Klimaplan
Die Bundesrepublik hinkt mit ihren Zielen schon jetzt hinterher. Die EU hat noch mit der bulgarischen Ratspräsidentschaft ein neues „Governance“-System vereinbart, das diesenHerbst vom Parlament und dem EU-Rat beschlossen wird. Darunter soll bis Ende des Jahres ein „integrierter nationaler Energie- und Klimaplan 2021 bis 2030“ eingereicht werden. Das Wirtschaftsministerium ist in einer Antwort an Bündnis 90/Die Grünen optimistisch, den Zeitplan einzuhalten. Der Plan werde den Klimaschutzplan 2050 und das Umsetzungsprogramm berücksichtigen. Inklusive Maßnahmeplan für die Sicherstellung der Treibhausgas-Minderungsziele bis 2030. Unter Einbeziehung aller Sektoren wird die Bundesregierung der zweijährigen Berichtspflicht nachkommen.
Lesestoff:
IPCC-Bericht https://www.de-ipcc.de/256.php
Roland Krieg