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Weltentwicklungsbericht zum Thema „Arbeit“
Während der eine in einer unkündbaren Stellung mit gutem Salär sitzt, muss die andere in einer hochgefährlichen Textilfabrik ihr Leben riskieren. Arbeit ist nicht gleich Arbeit und doch ist Arbeit ein genereller Motor für Entwicklung. Dieses Fazit zieht Dr. Martin Rama, Weltbank-Chefautor des Weltentwicklungsberichtes 2013 bei der Vorstellung des Reports in Berlin.
1,6 Milliarden Menschen erhalten für ihre Arbeit ein regelmäßiges Einkommen, 1,5 Milliarden arbeiten Selbstständig auf ihrer Farm oder in ihrem Geschäft, in Vietnam sind 77 Prozent der Frauen in einem Beschäftigungsverhältnis, in Pakistan lediglich jede Vierte, 115 Millionen Kinder schuften in hochgefährlichen Fabriken und 621 Millionen Jugendliche sind weder beschäftigt noch in der Ausbildung. In Afrika südlich der Sahara finden jährlich 10 Millionen Menschen eine Arbeitsstelle, in China gibt es 30 Millionen Hochschulabsolventen.
Fragen rund um die Arbeit
Der Bericht hat sich diesem Thema verschrieben, weil die Länder bei steigender Weltbevölkerung viele Fragen haben. Sollen sie ihre Wirtschaftspolitik auf Wachstum oder auf die Schaffung von Arbeitsplätzen ausrichten, müssen Unternehmer ausgebildet werden, oder gibt es Rahmenbedingungen, die immer wieder neue kreative Kräfte hervorbringen? Gefährdet die Schaffung neuer Arbeitsplätze in einem Land die bestehenden im Nachbarland? Jedem Kapitel wurde eine schwer zu beantwortende Frage ans Ende gestellt, um über Abwägungen individuelle Lösungsansätze zu finden.
Es gibt keine einfachen. So hat das indische Wachstum in Produktivitätsstätten keine neuen Arbeitsplätze geschaffen. Ein Investment in anderen Sektoren hatte deutlich mehr Effekte. Beispielsweise in den ukrainischen Agrarbereich, im indischen Bauwesen oder beim Tourismus in Ruanda. Größere Arbeitsplatzeffekte sind hier durch die vor- und nachgelagerten Bereiche entstanden.
Vielfalt der Arbeit
Der Bericht versucht für verschiedene Regionen unterschiedliche Ansätze zu formulieren. So wird in agrarischen Gesellschaften die familiäre Betriebsstruktur die meisten Arbeitsplätze auf dem Land und die Verbindung zum Marketing in den Städten schaffen. In Ressourcenreichen Ländern könnten die meisten Arbeitsplätze in der Exportdiversifizierung und durch Abbau von Subventionen entstehen. Inselländer brauchen Jobs in der Verbindung mit dem Weltmarkt und keine, die negativ auf die fragile Ökologie wirken.
Arbeit ist für Rama einer der zentralen Schlüssel für den Weg aus der Armut. In den ländlichen Regionen helfen Arbeitsplätze, die im produktiven Bereich angesiedelt sind, mehr als Berater oder Lehrer.
Dennoch sind Lehrer wichtig, denn ohne Ausbildung, keine Arbeit. Das ist für Rama auch ein Schlüssel für werthaltige Arbeitsplätze. Noch immer sind zu viele Menschen in Abhängigkeitsverhältnissen und unwürdigen Stellungen beschäftigt. Die Politik werde sich nicht nur auf die Anzahl neuer Arbeitsplätze, sondern auch auf die Qualität der Arbeit konzentrieren müssen.
Aufgabe der Regierungen
Der Bericht schreibt den Regierungen nicht die Aufgabe zu, Arbeitsplätze zu schaffen, aber Verantwortung für die Rahmenbedingungen, die Jobs entstehen lassen. Am Ende sei es vor allem der private Sektor, der Arbeitsplätze schafft.
Deshalb hat Bundesminister Dirk Niebel Dr. Rama für die Vorstellung des Berichtes eingeladen und auf die vielfältigen Bemühungen des BMZ verweisen, den privaten Sektor in die Entwicklungshilfe einzubinden [1]. Das Ministerium, so Niebel, fokussiere mit seinem Namen noch immer den wirtschaftlichen Aspekt der bi- und multilateralen Hilfe.
Lesestoff:
Den Bericht finden Sie online unter www.worldbank.org/reference/
[1] BMZ bindet KMU in die Entwicklungshilfe ein
Roland Krieg