Käfig: das letzte Aus

Handel

Beim Ei wird die Herkunft wichtig

Zum Jahresende sind die letzten Ausnahmegenehmigungen für die Käfighaltung ausgelaufen. Eier aus Deutschland stammen ab sofort nur noch aus Boden-, Freiland-, Kleingruppen und ökologischer Haltung. Gerd Lindemann, Parlamentarischer Staatsekretär aus dem Landwirtschaftsministerium, sieht darin zwar einen großen „Fortschritt für den Tierschutz in der Legehennenhaltung“, weist aber gleichzeitig drauf hin, dass Deutschland zwei Jahre vor den europäischen Nachbarn ausgestiegen ist. Dort ist die Käfighaltung noch bis 2011 zulässig. Verbraucher sollen daher verstärkt auf die Herkunft achten: „DE auf dem Ei steht für Innovation in der Legehennenhaltung und kurze Wege zum Verbraucher“, so Lindemann.
Erzeuger haben in der Vergangenheit zumeist in die Bodenhaltung investiert. Im vergangenen Jahr haben die Deutschen rund 214 Eier je Kopf verspeist.

MV erhofft sich Schwung
In Mecklenburg-Vorpommern hatten beispielsweise drei Betriebe von der Ausnahmemöglichkeit Gebrauch gemacht. Agrarminister Dr. Till Backhaus erhofft sich neuen Schwung vom Käfigverbot: „Ich gehe davon aus, dass die Zahl der Legehennen, die mit dem Auslaufen der herkömmlichen Käfighaltung leicht rückgängig war, wieder ansteigen wird.“ Insgesamt werden in Mecklenburg-Vorpommern in Betrieben mit mehr als 350 Tieren rund 1,87 Millionen Legehennen gehalten. Rund 550.000 stehen in Biohaltung, 615.000 in Freilandhaltung und 710.000 in Bodenhaltung. In Planung sei eine Einrichtung für die Kleingruppenhaltung.

Verbraucher entscheiden
Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk weist auf die Möglichkeit der Verbraucher hin, an der Ladentheke über den Tierschutz in der Hennenhaltung mitzuentscheiden. „Mit der Bio-, Freiland-, Boden und Kleingruppenhaltung steht den heimischen Eiererzeugern ein breites Spektrum an tiergerechten Haltungsverfahren zur Verfügung. Die Erzeuger kommen dadurch dem Wunsch der Konsumenten nach tierschutzkonform erzeugten eiern entgegen“, so Hauk zum Jahresende. Der Minister bezieht ausdrücklich die Verbraucher n die Pflicht mit ein, über die Kaufentscheidung die Haltungsform mitzubestimmen.

Für Apel nur ein Zwischenschritt
Der Deutsche Bauernverband hat den Verbot des Käfigs als „stärksten Eingriff in die deutsche Tierhaltung überhaupt“ bezeichnet. Vor zwei Jahren wurden noch drei Viertel aller Eier in den Legebatterien produziert.
„Die Eierindustrie hat bis zum letzten Tag Fristen ausgereizt und getrickst. Das ist nicht länger tolerierbar. Die Botschaft der Eierbranche, das ende der Käfighaltung von Legehennen in Deutschland sei zum Jahreswechsel da, ist eine Verbrauchertäuschung,“ kommentiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, das Datum. Ein Teil der alten Käfige sei durch „neue Käfige“, den Kleingruppenkäfigen, ersetzt worden. Apel forderte alle zuständigen Behörden auf, den alten Käfigbatterien die Betriebserlaubnis zu entziehen. Für Apel hat die Eierindustrie eine überfällige Entwicklung verschlafen.

Verwerfungen
Im Jahresverlauf verringerte sich der Legehennenbestand spürbar, blickt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen zurück. Vor allem im letzten Quartal sank der Selbstversorgungsgrad auf 50 Prozent, was die Kammer auf das Aus der Legehennenkäfige zurückführt. Die Industrie hat begonnen, ihren Bedarf an Eiern aus dem EU-Ausland zu decken, wo die Käfige bis 2012 noch erlaubt sind. Danach hätten Käfigeier aus Argentinien, Brasilien und den USA Vermarktungschancen.
Auch wenn der Batteriekäfig in Deutschland nicht mehr existiert, gibt es weiterhin die „3“ als Kennzeichnung. Sie bezeichnet jetzt den Kleingruppenkäfig, deren Produkte wohl überwiegend in die Industrie gehen. Für die Landwirtschaftskammer werden Eier aus der Bodenhaltung im Lebensmittelhandel das Preiseinstiegsprodukt sein.

VLE

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