Kein AdBlue aus Piesteritz mehr

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Wie lange rollen die Brummis noch?

Kein moderner Diesel fährt ohne AdBlue. Weder ein PKW noch der Brummi. Die flüssige Harnstofflösung wird bei Fahrzeugen mit einem SRC-Katalysator (Selective Catalytic Reduction) gegen Stickoxidemissionen verwendet. Im Dieselmotor reduziert AdBlue während der Verbrennung NOX-Emissionen in reinen Stickstoff und Wasser. Dafür gibt es einen Extra-Tank, aus dem der Harnstoff in Abhängigkeit zum Lastzustand in den Abgastrakt eingespritzt wird.

Mit steigenden Preisen für mineralischen Stickstoffdünger hat sich auch AdBlue verteuert.  AdBlue wird in Deutschland beispielsweise im Chemie-Park des größten Ammoniak-Werkes bei der SKW Piesteritz in Lutherstadt Wittenberg hergestellt. Das Stickstoffwerk hat schon mehrmals wegen der steigenden Energiepreise die Düngerproduktion eingestellt. So auch wieder aktuell. Am Standort erzeugt die tschechische Agrofert AdBlue, die jetzt ebenfalls die Produktion in Sachsen-Anhalt eingestellt hat.

Das ist nicht nur für Lkw in Deutschland ein Problem. Die Agrofert gilt als Käufer der teilstaatlichen Borealis Stickstoffsparte des österreichischen Mineralölkonzerns OMV. Daher sorgt sich der niederösterreichische Bauernbund, weil das Borealis-AdBlue-Werk in Linz an die Agrofert verkauft werden soll. Dann gäbe es auch in Österreich kein AdBlue mehr und zwei wichtige und eng verzahnte Wirtschaftsräume stehen einem sich verknappendem Angebot mit weiter steigenden Preisen gegenüber.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums steht die AdBlue-Produktion unter Beobachtung. „Eine echte Mangellage konnten wir noch nicht feststellen. Aber wir sind sozusagen darauf gefasst und werden dann Maßnahmen treffen, die diesen wichtigen Stoff weiter zur Verfügung halten“, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Es gebe noch weitere AdBlue-Produktionsstandorte und mit dem Werk in Piesteritz habe die Bundesregierung zur Liquiditätssicherung bereits Kontakt aufgenommen.

Roland Krieg

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