Kein Geld mehr für Butter- und Käseexporte

Handel

Exporterstattungen für Milchprodukte auf Null gesetzt

Ausfuhrerstattungen gelten Nichtregierungsorganisationen als teuflisches Marktinstrument, das die Märkte in Entwicklungsländern zerstört. Diese Subventionen stellen immer wieder ein Hindernis in den Verhandlungen der Welthandelsorganisation WTO dar. Wird dem heimischen Bauern die Differenz zum niedrigeren Preisniveau auf dem Weltmarkt „erstattet“, um wettbewerbsfähig zu sein, sehen die anderen Marktteilnehmer darin eine „Exportförderung“.
Für Butter und Käse hat die EU mit Wirkung vom 15. Juni die Exporterstattungen auf Null gesetzt.

Erfolge der Agrarreform 2003
Am Freitag hatte die EU gemeldet, dass das Management Komitee für Milch den EU Vorschlag angenommen hat, die Exporterstattungen für Milchprodukte auf Null zu setzen. Seit Einführung dieses Marktinstrumentes ist es das erste Mal, dass alle Milchprodukte keine Exporterstattungen mehr bekommen. Für Magermilchpulver (MMP) wurden die Beträge bereits Mitte 2006 zurückgefahren, für Vollmilchpulver (VMP) und Kondensmilch zu Jahresanfang 2007 und jetzt folgen Butter und Käse. Die EU-Kommission sieht darin einen Erfolg der europäischen Agrarreform von 2003, vor allem aber eine Folge des internen und Weltmarktgeschehens.
Zu Beginn der Agrarreform 2003 lagen die Erstattungen bei 57, 98, 178 und 105 Euro je 100 Kilo MMP, VMP, Butter und Käse. Aktuell liegt der Preis für Magermilchpulver zweimal so hoch wie der Interventionspreis und bei Butter etwa 30 Prozent höher. Die Weltmarktpreise sind ebenfalls erheblich gestiegen und liegen nach EU-Angaben derzeit bei jeweils über 400 US-Dollar je 100 kg Milchpulver und Käse.

Starke Nachfrage
Erhard Richards, Milchmarktexperte der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) kann weltweit keine nennenswerte Bestände an Magermilchpulver und Butter mehr ausmachen, „mit denen Anbieter die Nachfrage- und Angebotsschwankungen ausgleichen können.“ Viele Märkte außerhalb der EU könnten die benötigten Milchmengen nicht mehr auf dem Weltmarkt beschaffen und sorgen für einen beispielhaften Anstieg der Preise. Vor allem bei Milchpulver.
Die Nachfrage konzentriere sich hauptsächlich auf die EU und mancherorts sei die Käseproduktion zu Gunsten von Milchpulver bereits eingeschränkt worden. „Die rechnerische Verwertung von Milch zu Käse bleibt derzeit hinter der von anderen Produkten zurück“, teilte die ZMP am Freitag mit.

Exporterstattungen im Sinkflug
Eine Auswahl an Exporterstattungen zeigt, wie sich die Beträge in alleine im ersten Quartal 2007 im Vergleich zu zwei Stichproben aus den Jahren 2003 und 2004 verändert haben:

Datum

MMP

VMP

Butter

Gouda

Juli 2003

60,00

102,40

185,00

108,69

Juli 2004

29,00

70,00

131,00

62,77

01.01.07

0,00

21,00

97,00

39,22

08.01.07

0,00

10,00

97,00

39,22

12.01.07

0,00

10,00

95,00

39,22

26.01.07

0,00

0,00

93,00

39,22

16.02.07

0,00

0,00

91,00

31,28

02.03.07

0,00

0,00

89,00

31,28

16.03.07

0,00

0,00

86,00

31,28

Q: Milchwirtschaft März 2007; Studie Hofstetter 2005 (Anforderungen an EU-Milchmarktordnung); Preise in Euro je 100 kg

Der EU-Beschluss ist aber nicht das Ende aller Exporterstattungen, da sich die Kommission die Option offen hält, je nach Marktgeschehen „die Beträge bei Bedarf anzupassen“.

VLE

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