Keine Eierkrise zu Ostern
Handel
Eiermarkt: Tubulent, aber keine Knappheit
Große Turbulenzen gibt es ausgerechnet kurz vor dem
Osterfest am Eiermarkt. Für die Verbraucher wirken sich diese nach Umfragen des
Landvolk-Pressedienstes fast überhaupt nicht aus, im Lebensmitteleinzelhandel
werden zehn Eier aus Bodenhaltung der Gewichtsklasse M zum festen Preis von
1,09 Euro verkauft. Deutlich höhere Preise dagegen melden zurzeit die großen
Packstellen und damit die Großhandelsstufe. Rechnet man die Nebenkosten wie
Sortieren, Verpacken, Mehrwertsteuer und manche andere Leistungen auf den dort
zurzeit notierten Preis von 1,65 Euro für zehn Eier hinzu, werden die Eier an
den Packstellen fast doppelt so teuer verkauft wie im Laden. Die Deutsche
Eierunion in Dinklage sieht die Diskrepanzen am deutschen Eiermarkt politisch
begründet. Die Entscheidung zum Ausstieg aus der Käfighaltung hatte in
Deutschland in den vergangenen Jahren einen starken Rückgang der Hühnerhaltung
ausgelöst. Mit 14,2 Mio. Hennenplätzen in 1.414 Betrieben hat Niedersachsen
inzwischen wieder das Niveau von 2008 erreicht, als die Käfighaltung
hierzulande verboten wurde. Knapp versorgt sind nun aber die EU-Nachbarländer,
in denen erst jetzt das Verbot der Käfighaltung umgesetzt wurde. Dort haben
sich bislang auch Verarbeitungsunternehmen noch preiswert eindecken können,
während nun Verbraucher in östlichen Nachbarstaaten zum Eiereinkauf im billigen
Deutschland ermuntert werden. In Grenzregionen kaufen sie die Eierregale leer.
Parallel dazu hat überdies der Lebensmitteleinzelhandel seine Einkaufspraktik
umgestellt und ist auf feste Kontrakte und Bedarfsmeldungen umgestiegen. Die
aktuellen Preise wurden im Sommer 2011 unter dem Einfluss der Dioxinkrise beschlossen
und müssen aus Erzeugersicht als deutlich zu niedrig bewertet werden. Die
Packstellen legen bei Nachlieferungen an den Handel viel Geld drauf und
subventionieren die billigen Eier der dortigen Handelskette. Die Hennenhalter
können von den Preissprüngen nicht profitieren, weil sie an die Kontraktpreise
gebunden sind.
Ostergeschäft nur ein Teilmarkt
Das Ostergeschäft im Einzelhandel wird von den Kapriolen des Eiermarktes auf Großhandelsstufen nicht tangiert, dieses Segment beschreibt auch nur einen kleinen Teil aller Eierverkäufe. Es gibt also keinen Grund für Hamsterkäufe, wie sie durch einzelne Medienberichte ausgelöst wurden. Marktkenner weisen zudem darauf hin, dass Eier in der Weihnachtszeit als Zutat für die weihnachtliche Plätzchenbäckerei wesentlich stärker gefragt sind als in der Osterzeit. Lediglich bunt gefärbte Eier verkaufen sich vor Ostern deutlich häufiger als in der zweiten Jahreshälfte. Unabhängig von den Eiernotierungen verkaufen übrigens auch Direktvermarkter ihre Eier zu relativ festen Preisen, allerdings nicht zum Preis von 1,09 Euro für die Zehnerpackung, der aus Branchensicht als deutlich zu niedrig einzustufen ist und europaweit eine unrühmliche Rekordmarke für Billigpreise setzt.
Hamsterkäufe sind unsinnig
„Die Verbraucher brauchen bei dieser Entwicklung aber trotzdem nicht zu befürchten, dass es zu einer extremen Verknappung bei Ostereiern kommt“, erklärte der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes Dr. Helmut Born. Die deutschen Legehennenhalter hätten rechtzeitig auf Boden- und Freilandhaltung sowie die Kleingruppenhaltung umgestellt. Diese Haltungsformen seien jedoch kostenaufwändiger als die alten Batteriekäfige. Deshalb sollte der Verbraucher Verständnis dafür haben, dass die Einzelhandelspreise jetzt etwas anziehen würden. Langfristig werde dadurch die Entwicklung zu tierschutzfreundlichen Haltungsformen gefördert. „Der Verbraucher kann so sicher sein, dass die bunten Ostereier, die er demnächst auf dem Ostertisch oder im Osternest findet, von glücklichen Hühnern gelegt wurden“, so Born.
LPD / DBV / roRo; Foto: roRo