Keine Matjes-Panik

Handel

Matjes kommt nach dem Spargel

Viele Fischliebhaber sehen schon ein Drama voraus: Der Matjes ist noch nicht da und der Saisonstart muss um etwa drei Wochen verschoben werden. Woran liegt es, fragte der Senat der Bundesforschungsanstalten des Landwirtschaftsministeriums.

„Grüne Winter“ der Vergangenheit
Schuld sei „Der lange Winter“, „Der kalte Mai“ oder „Das viel zu kalte Nordseewasser“ – so schallt es entlang der Küste, durch die Gourmet-Tempel und durch den Blätterwald. Die Experten der Bundesforschungsanstalt für Fischerei sehen das ganz anders.
Dr. Gerd Wegener vom Institut für Seefischerei: „Vergleicht man die Oberflächentemperaturen über den Zeitraum 1900 bis 1996 für den Monat Mai, zeigt sich, dass die Nordseeoberfläche sogar noch etwas wärmer ist als im langjährigen Mittel, um rund ein halbes Grad.“ Da der vergangene Winter auch nicht kälter war als im langjährigen Mittel, liegen die derzeitigen Bodentemperaturen der Nordsee ebenfalls noch leicht über den Mittelwerten. Damit hat der Hering auch sein „mittleres Futter“ bekommen.
Was also ist los, fragen die Forscher. Die ungeduldigen Gourmets sind Opfer ihrer Vergesslichkeit geworden; Im letzten Jahrzehnt hatten die Nordseetemperaturen nach den „grünen Wintern“ im Mai überdurchschnittlich hohe Werte erreicht gehabt, so dass die entsprechenden Heringe schon früher für die Matjesproduktion genommen werden konnten. Das war außergewöhnlich und kann nicht jedes Jahr erwartet werden.

Geduld haben
Die bis in Mittelalter zurückreichenden Heringsordnungen, die dem Heringsfang und der Salzheringsproduktion zugrunde liegen, besagen klugerweise, dass vor „vor Johanni“ kein Hering zur Qualitäts-Handelsware „Salzhering“ – und damit auch nicht zu Matjes – verarbeitet werden dürfte. Die Terminkundigen kennen das Datum: Da ist Spargelsylvester. Die Fischexperten raten zur Geduld: „Qualität braucht seine Zeit.“

roRo

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