Keine Zertifikate für Discounter

Handel

Folgart setzt auf die Politik

Die Milchpreise sind abgerutscht. Die größten Discounter haben die Milchpreise um bis zu 20 Prozent gesenkt. Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes, Udo Folgart, hofft auf die Politik – Naturland verweigert Zertifikate.

Preiskampf trifft Bauern
„Faire Erzeugerpreise, langfristige Handelsbeziehungen und eine ökologisch orientierte und zukunftsfähige Unternehmenspolitik sehen wir bei den Discountern derzeit nicht“, sagte am Dienstag Michael Stienen, Geschäftsführer des Anbauverbandes Naturland. Angesichts der sinkenden Preise teilte der Verband mit, dass er angefragte Zertifikate von Naturland jetzt ablehnt.
Die in Gang gesetzte Preisspirale im konventionellen Markt wirke sich zeitverzögert auch auf den Ökomilchmarkt aus, fürchtet Naturland. Der ruinöse Preiskampf beschleunige das Höfesterben.

Appell an den Bundesrat
Der Bundesrat wird am 07. November über die Milchpolitik entscheiden. Er wird wohl nicht anderes entscheiden, als der Agrarausschuss im Oktober empfohlen hat: Abschied von der Mengenregelung. Naturland appelliert daher an den Bundesrat, Mengenregelungen über die Bundesländer nach Europa einzubringen.
Auch Udo Folgart vom Deutschen Bauernverband appellierte am Dienstag an den Bundesrat – allerdings nur, keine weiteren Quotenerhöhungen zuzulassen: „In der derzeitigen Marktsituation müsse eine automatische Quotenerhöhung im Rahmen des Health Check verhindert werden.“ Die Quote soll sich den aktuellen Marktgegebenheiten anpassen.
Das Milchforum des Berliner Bauerntages hat allerdings gezeigt, dass die Industrie der größere Nachfrager und damit stärkerer Preisbildner des Milchpreises ist und das Deutschland alleine unter 27 Mitgliedsstaaten eine Mengenregelung alleine kaum aufrecht halten werden kann.

Analyse Milchlieferstreik
Am Montag haben Prof. Dr. P. Michael Schmitz und Dipl-Ing. agr. Joachim W. Hesse von Giessener Institut für Agribusiness eine Studie zum zurückliegenden Milchlieferstreik veröffentlicht. Die Studie zeigt die möglichen Folgen der Vorschläge des Bundesverbandes Deutscher Milchviehalter (BDM) auf und stellen diese den Chancen der deutschen Milcherzeuger gegenüber, die eine starke Marktorientierung aufweisen.
Angesichts des Exportanteils von 44 Prozent der Milcherzeugung kommen Prof. Schmitz und Hesse zu folgendem Resümee: „Daher sollte der europäische Milchmarkt schnellstmöglich von staatlichen Regulierungen befreit werden, um investitionsfähigen und innovativen Unternehmen Chancen zur Entwicklung ihrer Produktion und Vermarktung zu ermöglichen.“ Deshalb seinen künstliche Angebotsverknappungen, Importbeschränkungen und Preisregulierungen keine geeigneten Instrumente, um in einer freien Marktwirtschaft Stabilität und Wachstum zu gewährleisten. Vielmehr, so das Fazit weiter, sollten weitere Anstrengungen zur Exportentwicklung sowie dem erschließen neuer Märkte unternommen werden.

Lesestoff:
Die Giessener Studie Nr. 19 „Analyse und Bewertung des Milchlieferstreiks in Deutschland“ ist in der Reihe Agribusiness-Forschung (ISSN 1434-9787) zum Preis von 20 Euro erschienen. Bezugsadresse: Institut für Agribusiness, Senckenbergstraße 3 in 35390 Gießen. T: 0641 / 9937075; E: info@agribusiness.de

roRo

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