Klares Wasser für Vietnam
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Abwasserexperten verhelfen Vietnam zum sauberem Mekong
Abwasser-Experten der Universität Witten/Herdecke beraten in mehreren Projekten die Regierung Vietnams bei Kläranlagen und Abwasserkosten. Es geht dabei um eine Region rund um die Stadt Can Tho, die man als „Hauptstadt im Mekong-Delta“ bezeichnen könnte.
Kläranlagen für die Tropen
Das Institut für Umwelttechnik und Management an der
Universität Witten/Herdecke (IEEM) leitet das gemeinsam vom Bundesforschungsministerium
(BMBF) und dem vietnamesischen Forschungsministerium MoST geförderte Projekt
AKIZ. Die Abkürzung bedeutet ausgeschrieben: Abwasserkonzepte für
Industriezonen. „AKIZ soll herausfinden, welche Kläranlagen auch unter den
schwierigen Arbeitsbedingungen tropischer Schwellenländer anwendbar sind.
Abgesehen von den technischen Problemen mit dem feucht-heißen Klima muss man
mit ständig neuen Schadstoffen und steigenden Abwassermengen fertig werden. Und
das, ohne auf so gut ausgebildetes Klärwerkspersonal sowie die vergleichsweise
komfortable Finanzausstattung zurückgreifen zu können, wie wir das in
Deutschland gewohnt sind“, erklärt Prof. Dr. mult. Karl-Ulrich Rudolph, Leiter
des IEEM das Problem.
In Pilotprojekten wollen die Wittener Experten
angepasste Technologien zur Giftstoffentfernung, zur Energieerzeugung und zur
Wertstoffrückgewinnung aus Fabrikabwässern im Mekong-Delta ausprobieren sowie
Verfahren zur Klärschlammbehandlung testen. „Für die Industriezone Tra Noc bei
Can Tho haben wir ein stationäres und zwei mobile Abwasserlabors aufgebaut. Sie
liefern uns die Datenbasis zur Optimierung und zur Überwachung des integrierten
Abwasserkonzeptes, einschließlich der zentralen Kläranlage für die
Industriezone“, beschreibt Prof. Rudolph den jetzigen Stand. Als Ergebnis soll
bis Ende 2015 ein Geschäftsplan für die Industrieabwässer der Region stehen,
das auch mit einer Kalkulation aller Kosten und einer Modellierung der
Abwassertarife hinterlegt ist.
Abwassertarife nötig
Ein anderes Projekt ist der „Runderlass Abwassertarife“:
In ihm möchte die vietnamesische Regierung den Stadtwerken und
Abwasserbetrieben des Landes zeigen, und auch vorschreiben, mit welchen Zahlen
und Methoden die Abwasserkosten zu kalkulieren sind.
Außerdem möchte die Regierung das nationale
Investitionsprogramm Abwasser prüfen und aktualisieren. Mit dieser Aufgabe hat
im Oktober 2013 das vietnamesische Ministerium für Planung und Investition ein
von AKIZ-Experten geführtes Beraterkonsortium beauftragt. Die Finanzierung
dieser Arbeiten wird von der Weltbank übernommen. „AKIZ hat jetzt Zugriff auf nationale
und internationale Finanzexperten, Wirtschaftsprüfer und Anwälte - allesamt
spezialisiert und erfahren im Wassersektor Vietnams, welche uns bei der
Umsetzung der technisch-ökonomischen Konzepte helfen können“, so der
Projektleiter Rudolph. „Bis 2015 besteht jetzt mit allen maßgebenden Ministerien
in Vietnam und darüber hinaus auch mit den multilateralen Geberbanken die
Vertragsbasis für die offizielle Zusammenarbeit. Wir sehen es als große
Auszeichnung an, dass von den zahlreichen Wissenschaftsprojekten, die mit
internationaler Beteiligung in Vietnam stattfinden, AKIZ angefragt und im
Ergebnis ausgewählt wurde, die Regierung Vietnams in dieser Angelegenheit zu
beraten.“
Kay Gropp (Uni Witten/Herdecke)