Klima: Ernüchterung bei Vorverhandlungen

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Klimaverhandlungen hinken Klimawandel hinterher

Ernüchtert nimmt Germanwatch das Ende der UN-Vorbereitungskonferenz in Bonn zur Kenntnis. In der letzten Woche wurde verhandelt, welche Pakete in Cancun beschlossen werden und ob es ab 2012 in Südafrika zu einem neuen Klimaabkommen kommen wird.

Kaum gemeinsames
Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch fasst zusammen: „Die Häufung von Wetterextremen mit Überschwemmungen in Pakistan, extremer Hitze und Waldbränden in Russland sowie großen Dürren und Überschwemmungen in China zeigt, wie dringlich entschiedenes Handeln ist. Doch von dieser Dringlichkeit ist bei den Klimaverhandlungen wenig zu spüren.“
Viele Verhandler bestehen nach Germanwatch noch auf ihren Extrempositionen und suchten nicht nach Kompromissen. „Die Kluft zwischen dem, was derzeit passiert und dem, was als Ergebnis angestrebt wird, ist noch allzu groß“, so Bals.
Im Dezember sollen in Cancun in den Bereichen Klimaanpassung, Regenwaldschutz, Technologie und für einen Klimafonds erste Arbeitspakete verabschiedet werden. Auch sollen die Verhandler ein Mandat erhalten, um ein Jahr später in Südafrika ein rechtlich verbindliches Nachfolgeabkommen von Kyoto zu verabschieden.
Nach US-Unterhändler Jonathan Pershing allerdings nähmen einige Teilnehmer von ihren Abmachungen zur Reduzierung der Treibhausgase aus Kopenhagen wieder Abstand. Martin Kaiser, Klimabeauftragter von Greenpeace macht fehlenden politischen Willen für die ergebnislose Woche verantwortlich.

Der Mensch kann alles schlimmer machen
Im aktuellen „Conservation Letter“ hat ein Wissenschaftlerteam erstmals untersucht, was passiert, wenn der Mensch auf die Folgen des Klimawandels reagiert: er macht alles nur noch schlimmer, so das Fazit.
So liegt ein Fünftel des weltweiten Regenwalds im Umkreis von 50 Kilometern von Menschen, die bei einem Anstieg des Meeresspiegels von einem Meter diesen als Brennholz- oder Nahrungsquelle stärker nachfragen. Er böte sich zudem als neuer Siedlungsraum an und wird zerstört.
Auch die Wasserkraftwerke zur Energiegewinnung kommen bei Dr. Will Turner schlecht weg. Sie können in Frischwasserökosysteme eingreifen und wirken negativ auf die Biodiversität. Der Artikel vermerkt auch, dass das Konzept der Biomasse als erneuerbare Kraftstoffquelle mit Reduzierung der Treibhausgasemissionen als Argument diene, den Regenwald zerstören zu dürfen.
Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen die komplexen Wechselwirkungen: Im ausgehenden 20. Jahrhundert hat klimatische Instabilität in Burkina Faso zu Wanderungsbewegungen geführt, in deren Folge der Wald um 13 Prozent abnahm, weil die Fläche für den Ackerbau genutzt wurde. Das hatte einigen Rückgang der Fischgründe in Ghana zur Folge, woraufhin die Jagd auf essbares Wild zugenommen habe.
Dr. Turner mahnt an, bei einer Entscheidung zur Klimaanpassung das ganze Bild zu betrachten, weil die Schäden an der Biodiversität und der Umwelt, die den Menschen am Leben erhält größer werden. Auch der Tsunami von 2004 hat nach Dr. Turner gezeigt, welche Auswirkungen die Reaktionen der Menschen hatten. In der Provinz Aceh wurden viele Ökosysteme zerstört und der Wald als billiges Bauholz genutzt.

Die Natur hat preiswertere Lösungen
Dennoch kommt die Studie zu dem Schluss, dass es Anpassungsstrategien gibt, die sowohl den gesellschaftlichen als auch den Umweltbedürfnissen gerecht werden. Die Wiederherstellung natürlicher Habitate bezeichnet Dr. Turner dabei als die preiswerteste Methode: Wälder, Feuchtgebiete und Ozeane.

Lesestoff:
Will R. Turner et al.: Climate change: helping nature survive the human response”, Conservation Letters, Wiley-Blackwell, DOI: 10.1111/j.1755-263X.2010.00128.x

roRo; Foto: Science

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