Klimawandel in der Ernährungsindustrie

Handel

Klimaschutz plus Betriebsgewinn

Kaum eine Branche hat so diverse Klimaanstrengungen zu bewältigen wie die Ernährungsindustrie: Die Firmen nutzen Prozesswärme, Prozesskälte, brauchen Energie für den Reinraum und nutzen am Ende eine Verpackung, die das Lebensmittel für den Kauf attraktiv macht. Hinzu kommen zahllose Zulieferbetriebe.

Großes Erneuerungspotenzial der Branche

Da die Branche auch noch besonders verbrauchernah arbeitet bekommen die Anstrengungen für Klimaneutralität eine besondere Aufmerksamkeit, erklärte Dr. Christoph Zschocke, Geschäftsführer der Ökotec Energiemanagement GmbH. Sein aktueller Auftrag ist der des Kampagnenberaters bei PlusPlus. Hinter dieser Kampagne steckt die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Trotz aller politischen und Gesundheitskrisen dürfe er Klimawandel nicht vergessen werden, sagte Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff: „Die Aufgaben lösen sich nicht von allein!“. Die Klimaanpassung ist eine internationale Aufgabe und alle Sektoren seien gefordert. Das Doppel-Plus in der Kampagne stehe für Klimaschutz und Betriebsgewinn. Eine Lösung, bei der Betriebe der Ernährungsindustrie schon Übung für das Netzwerken haben. Dennoch gibt es nach einer Branchenstudie aus dem Jahr 2018 einen großen Umstellungsbedarf vor allem bei  der Energieversorgung.

Neben der Verpackung steht die Energie als erster Schwerpunkt der zweijährigen Kampagne fest. Für die Betriebe ist das eine Operation am Herzen der Fabrikation. Die Nutzung neuer Energien bedeute eine Prozessanpassung, für deren Investition sich auch eine Rentabilität abbilden muss. Diese wird nicht immer gleich sichtbar. Die Kampagne hat daher einen Vorteilsrechner entwickelt, der sogar Details wie die interne Verzinsung berücksichtigt.

Reduktion und Kompensation

Für die Branche stellt das Homeoffice keine Alternative dar. Die Branche steht für die wichtige Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und wenn sie beim Ziel der Klimaneutralität bis 2050 mitmache „freut mich das ganz besonders“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze in ihrem Grußwort. Die Branche könne für andere Sektoren ein Vorbild werden.

Das zweite Plus im Kampagnennamen wird der Schlüssel sein. Dr. Karl Tack ist Vorsitzender des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen und Beiratsmitglied bei Rhodius Mineralquellen. Kunden achten bei ihren Kaufentscheidungen vermehrt auf Klimaaspekte. Der Verband will die Klimaneutralität sogar bis 2030 erreichen und Rhodes wurde Anfang 2020 klimaneutral gestellt. Nach Tack wird es keine schnelle Amortisation geben und ob die Verbraucher das Investment honorieren, bleibt für Tack offen. Die Fertigungsanlagen seien alle hochmodern und leistungsstark. Und für den Erhalt an Fördergelder muss eine jährliche Energieeinsparung von 1,3 Prozent nachgewiesen  werden. Nur mit einer Reduktion des Energieeinsatzes wird das nicht möglich sein. Die Firmen müssen ihre CO2-Emissionen kompensieren müssen. Rhodes investiere das Geld in afrikanische Klimaprojekte, bei denen wegen der niedrigeren Kosten ein höherer Output erzielt werden könne. „Aber“, so fasst Tack den Willen zum Energiesparen zusammen, „es gibt überhaupt keine Alternative.“

Netzwerken

Prof. Dr. Jörg Meyer schaut als Berater bei EnerSuMa Energy & Sustainability Management Consulting GmbH auf die bereits erfolgreiche „Initiative Energieeffizienz Netzwerke“ zurück [1]. Im ersten Zeitraum von 2014 bis 2020 hat die Bundesregierung mit teilnehmenden Wirtschaftsverbänden mit der Steigerung der Energieeffizienz für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und zur Erschließung neuer Geschäftsmodelle rund 500 Unternehmensnetzwerke unterstützt und fünf Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart. Die 1987 in der Schweiz gegründete Idee wird in einer zweiten Periode ab 2021 weitere sechs Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen, erläuterte Dr. Meyer. Mehrere Unternehmen innerhalb einer Region treffen sich und arbeiten an bestimmten Themen wie energiesparender Beleuchtung oder sparsamen Kompressoren ab.

So soll es auch bei PlusPlus sein. Schon am 11. November gibt es einen virtuellen Rundgang für Unternehmen, der ausführlich in die neue Kampagne einführt und am 01. Dezember ein Webinar zum Thema Klimamanagement. Dann folgen weitere 22 Webinare bis Ende 2022 und auf der neuen digitalen Plattform werden Best-Practise-Beispiele und technische Details vorgestellt.

Lesestoff:

Klimakampagne der Ernährungsindustrie: https://plusplusprinzip.de/

[1] https://www.effizienznetzwerke.org

Roland Krieg

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