Knackt beim ersten öffnen

Handel

in Schraubdichtungen

>Eine ganze Stiege Joghurt, zwei Kisten Saft oder 20 Babygläschen: Einmal wöchentlich mit dem Auto einkaufen fahren oder nebenan im Geschäft immer nur den Tagesvorrat kaufen? Der Wocheneinkauf spart Zeit und Arbeit ? er ist bequem; ?Convenience-Produkte?, weil vieles bereits verbrauchsfertig vorbereitet ist. Dazu müssen allerdings die Produkte auch bis zur nächsten Woche haltbar sein. Zum Beispiel vakuumverpackt mit Metalldeckel und Dichtung gegen Keime und Staub aus der Luft. Ein Metalldeckel alleine reicht dann nicht immer für den sicheren Abschluss. Die Verpackungsindustrie nutzt die in der EU erlaubte Azodicarbonamide zum Aufschäumen von polymerem PVC. Die werden unter den Deckel gepresst und versiegeln den Inhalt des Glases gegen die Außenwelt. Beim Versiegeln entsteht allerdings auch eine auf die Abdichtung einwirkende thermische Belastung, so dass Hydrochloride abgespalten werden können. Um die Chloride abzufangen werden Thermostabilisatoren beigemengt, wie beispielsweise Calcium/Zink- oder Barium/Zink-Salze der 2-Ethylhexansäure (2-EHA). Würzburger Wissenschaftler ermittelten nun in Lebensmitteln übergegangenes 2-EHA, weswegen sich das Verbraucherministerium heute mit Vertretern der Lebensmittelindustrie treffen wird, ?um die Wirtschaft zur verstärkten Wahrnehmung ihrer Sorgfaltspflichten anzuhalten. Das betrifft sowohl Untersuchungen zur Problemaufklärung als auch den Einsatz von Ersatzstoffen?. Das teilte Staatssekretär Alexander Müller am Freitag mit.

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Der Befund
Lebensmittelchemiker der Uni Würzburg um Professor Peter Schreier haben 60 Stichproben von Lebensmitteln mit Schraubdeckeln untersucht, darunter auch Bio-Produkte. 2-EHA wurde bei 80 Prozent der Kleinkindernahrung und bei 73 Prozent der Fruchtsäfte gefunden. ?Bei anderen Proben in Kartonverpackungen fanden wir die 2-EHA nicht. Darum lag es nahe, sich die Schraubverschlüsse der Gläser näher anzusehen?, so Schreier. Tatsächlich fanden die Experten die problematische Säure auch in den Plastikdichtungen. Ein hinreichender Grund, so der Würzburger Lebensmittelchemiker, den Herstellungsprozess der Dichtungen unter die Lupe zu nehmen. 2-EHA sei keine zwangsweise auftretende Kontamination, denn einige Proben aus Glasbehältern waren ja unbelastet. ?Offenbar lassen sich solche Deckel also mit einer Technologie herstellen, bei der 2-EHA nicht auftritt?, sagt Professor Schreier. Im Sinne des Gesundheitsschutzes der Verbraucher seien die Hersteller nun gefordert, ihre Produktionsweise zu überprüfen. Die höchst gefundene Menge lag bei 3,2 mg 2-EHA je kg Lebensmittel. Bei den meisten Proben wurden Mengen von weniger als 0,6 mg/kg Lebensmittel ermittelt.

Historie
Bereits seit Sommer 2003 ist bekannt, dass in Glas verpackte und mit Schraubdeckeln verschlossene Lebensmittel auch den Schadstoff Semicarbazid enthalten können. Dieser gilt laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als gesundheitlich bedenklich, da er im Verdacht steht, Krebs auszulösen. Semicarbazid fand sich, ebenso wie 2-EHA, auch in den PVC-Dichtungen der Glasverschlüsse. Dort entsteht Semicarbazid möglicherweise als Abbauprodukt eines Treibmittels, das zum Aufschäumen der Deckel verwendet wird. Aufmerksam wurde die europäische Lebensmittelbehörde durch Hinweise der Verpackungsindustrie im Juli 2003, die durch Routineuntersuchungen ihrer privaten Labore diese Stofffamilie gefunden hat. Die damals gefundenen Werte rangieren zwischen ?nicht ermittelt? und 25 mg/kg Lebensmittel. In Babynahrung wurden die höchsten Konzentrationen gefunden, was darauf zurückgeführt wird, dass das Verhältnis der Abdeckungsgröße zur kleinen Verpackungsgröße besonders ungünstig ist. Dr. Sue Barlow, Vorstand der EU-Behörde: ?Das Risiko für Verbraucher, das aus der Möglichkeit der Verunreinigung mit Semicarbazid resultiert, wird nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder als sehr gering eingestuft.?

2-EHA
Auch das BfR kommt in seiner diesjährigen vorläufigen Bewertung zu einer detaillierten Betrachtung: Die gefundene Höchstmenge ist dann gesundheitlich bedenklich, wenn durch Weichmacher im menschlichen Körper zusätzlich 2-EHA hinzugefügt wird. Die Lebensmittelbelastungen bei den Proben mit weniger als 0,6 mg/kg Lebensmittel (mg/kg LM) ?sind nach Auffassung des BfR gesundheitlich unbedenklich?. Es wird jedoch die Nutzung alternativer Stabilisatoren empfohlen. 2-EHA wird von der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie als möglicherweise fruchtschädigend eingestuft: ?Kann möglicherweise das Kind im Mutterleib schädigen.? Die Säure ist jedoch nicht kanzerogen und in bakteriellen Testsystemen negativ, in Testsystemen mit Säugezellen hingegen schwach positiv mutagen (erbgutschädigend). Das BfR rechnet den ungünstigsten Fall der höchsten Verunreinigung mit 3,5 mg/kg LM vor. Ein 7,5 kg schweres Kind nimmt 700 g Babynahrung zu sich. Das ergibt umgerechnet eine Tagesmenge von 0,3 mg/kg Körpergewicht. Bei Versuchen an Ratten wurde die LD50-Dosis (50 Prozent der Population sterben bei dieser Menge) mit 2000 mg/kg Körpergewicht angegeben. 2-EHA wird über den Urin nahezu vollständig ausgeschieden.

Bewertung und Ausblick
Verbundverpackungen sind durchaus ein Beispiel, dass die Welt komplizierter geworden ist. Generell gibt es auch bei Babynahrung die Möglichkeit diese täglich frisch zuzubereiten. Das Ernährungs- und Einkaufsverhalten bedingt korrespondierend auch die Industrie, Verpackungen anzubieten, die sich im Nachhinein als ungünstig erweisen. Nahrungsmittel beginnen mit dem Zeitpunkt der Ernte zu verderben. Getreidekörner halten länger, frisches Obst weniger. Offensichtlich gibt es allerdings auch Verpackungsverfahren, die keine 2-EHA verfrachten. In der jetzt in der Zeitschrift ?Food Additives & Contaminants? erscheinende Untersuchung sind die Proben nicht charakterisiert und daher Herstellern nicht zuzuordnen (Sandra Elß, Lena Grünewald, Elke Richling, Peter Schreier: "Occurrence of 2-ethylhexanoic acid in foods packed in glass jars? 2004, Vol. 21, Nr. 7). Hinter allem steckt allerdings auch immer noch die Chlorchemie, die mit PVC auch generell nicht umweltgerecht auftritt. Anstelle von 2-EHA können auch andere Metallseifen, wie n-Octansäure oder Stearinsäure verwendet werden: ?...entsprechende Rezepturumstellungen sollten deshalb möglich sein?, wie das BfR abschließend feststellt.

VLE

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