Kohle gefährdet die Klimaziele

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UN-Bericht zur Emissionslücke

Ja, die Welt hatte schon immer schwankende Klimabedingungen. Sie war auch einmal 30 Millionen Jahre lang ein Eisball. Vor etwa tausend Jahren konnten die Engländer im südlichen Teil ihres Landes sogar Wein anbauen. Doch bei der Klimadiskussion geht es um den Teil, der den Menschen die einfachste und bequemste Weise ermöglicht, zu überleben. Diese Komfortzone gefährdet der Emissionsausstoß seit der industriellen Revolution. Ist also anthropogen verursacht.

Emissionslücke

Klimaziele

Vor allem die Menschen im Süden der Welt bekommen die Folgen durch Extremwetter, Überflutungen und Ausweitung der Wüsten schon seit Jahren zu spüren. Ziel für den Erhalt der Komfortzone ist die Begrenzung der Temperaturerhöhung auf zwei Grad, besser noch auf nicht mehr als 1,5 Grad Celsius Weltdurchschnittstemperatur. Bis zum Jahr 2030.

Auf diesen Weg haben sich die meisten Länder im Pariser Klimabkommen verpflichtet. Doch hinken sie ihren Zielen hinterher, wie der am Dienstag veröffentlichte Emission-Lücken-Bericht der UN-Umweltorganisation UNEP beschreibt. Die Länder liegen in der Summe zwar vier bis sechs Gigatonnen CO2e unterhalb der Zielmarke von 2030, doch reicht das nicht für die Erreichung der Zielmarken. Für die Begrenzung auf zwei Grad Celsius fehlen 11 bis 13,5 Gigatonnen CO2e und für die 1,5-Gradmarke sogar 16 bis 19 Gigatonnen Emissions-Äquivalente zu Kohlendioxid.

Ohne eine deutlich ehrgeizigere Umweltpolitik wird die Durchschnittstemperatur durchschnittlcih um 3,0 bis 3,2 Grad Celsius steigen. Das Kohlendioxid-Budget für die Atmosphäre für die Begrenzung auf das Zweigrad-Ziel wird 2030 nahezu ausgeschöpft sein.

Der Bericht hält jedoch fest, dass die Potenziale zur Verringerung der Emissionen sektoral noch ausgeschöpft werden können. Dabei setzen die Vereinten Nationen auf gleichwichtige Anstrengungen des privaten Sektors.

„Ein Jahr nach Paris sind wir noch immer in einer Situation, für die Klimaziele nicht ausreichend genug zu tun, um Menschen vor einer elendigen Zukunft zu bewahren“, kommentierte UNEP-Direktor Erik Solheim. „Das ist nicht akzeptabel, denn die notwendigen Investitionen in die richtige Technologie gibt es.“

Regionale Unterschiede

China, Indien, Japan und die EU sind auf gutem Weg ihre 2020-Ziele zu erreichen. Australien, Brasilien und Russland kommen ihren Zielen schon recht nahe. Größere Anstrengungen erwarten die UN von Kanada, Mexiko, Südkorea, Südafrika und den USA. Argentinien, die Türkei und Saudiarabien haben keine nationalen Ziele für die Zeit nach 2020 definiert.

Für die definierten Klimaziele im Jahr 2030 haben lediglich Brasilien, China, Indien und Russland eine ausreichende Umweltpolitik aufgestellt. Hier gibt es Defizite auch bei der EU. Mehr Studien müssen jedoch erstellt werden, um die statistischen Unsicherheiten weiter zu minimieren.

Sollten die USA tatsächlich den Weg des Klimaschutzes verlassen, werde sich die weltweite Situation verschlechtern.

Sektorale Unterschiede

Die Einsparpotenziale sind groß. Auch die Landwirtschaft ist davon betroffen. Doch die größten liegen in den Bereichen Energiewirtschaft und Industrie. Die Landwirtschaft steht erst auf Platz sechs hinter den Einsparmöglichkeiten bei Gebäuden.

Die Kohle spielt bei der Erfüllung der Klimaziele die wichtigste Rolle. Die Umweltorganisation spricht sich für den schrittweisen Ausstieg aus der Kohlenutzung aus. Aktuell gibt es weltweit 6.683 Kohlekraftwerke mit einer installierten Leistung von 1.964 GW. 273 sind gerade in Bau und weitere 570 geplant. Die meisten stehen in asiatischen Nicht-OECD-Ländern. Dort sind auch die meisten Neubauten geplant.

Die UN hat die Senkenfunktion mitbetrachtet. Die größten natürlichen Senken sind Aufforstungsprogramme, die Verwendung von Biokohle als Dünger, Landmanagement zur Bindung von Treibhausgasen im Boden sowie Erhalt von Feuchtgebieten. Als technologische Lösungen werden Carbon Capture und dessen Nutzung in langlebigen Gütern genannt. Investitionen von weniger als 100 US-Dollar pro Tonne CO2 können die Emissionen bis 2030 bereits um 36 Gigatonnen pro Jahr reduzieren. Das würde die Ziele übererfüllen.

Lesestoff:

Den 8. UNEP-GAP-Report finden Sie auf www.unep.org

Roland Krieg; Grafik: UNEP

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