Konjunktur probiert es mit Gemütlichkeit

Handel

Schwarze oder rote Null?

Wer kennt ihn nicht: Balu empfiehlt Mogli im Dschungelbuch, es einmal mit Gemütlichkeit zu probieren. Wirtschaftsexperten übernehmen die Gelassenheit. Beispielsweise Claus Michelsen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): „Eine Rezession droht nicht.“ Das konjunkturelle Bild sei nicht so trüb, wie es zuletzt gezeichnet wurde. Das liege an der Einkommensspritze, die von der Regierung den Arbeitnehmern zu Jahresbeginn verabreicht wurde. Dennoch. Die Hochkonjunktur sei vorbei. Angesichts der vielen nicht endenden weltweiten Wirtschaftsrisiken keine Überraschung. Der Rhein führt wieder genug Wasser, um die Chemie- und Pharmaindustrie mit Rohstoffen zu versorgen. Die Umsätze der Industrie werden im ersten Quartal nach oben gehen, heißt es Ende Februar beim DIW.

Abwartender hat sich die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gezeigt. Die Stimmung der Verbraucher war im Februar 2019 „gemischt“. Die Einkommenserwartung bleibt stabil, die Anschaffungsneigung sinkt. Gegenüber den Konsumenten zeige die Konjunkturerwartung eine „ungebremste Talfahrt“. Nur weil weniger gespart wird, bleibe das Konsumklima unverändert. Die Konsumenten fürchten eine Rezession

Der Handelsverband Deutschland (HDE) nimmt die Negativmeldung für sein Konsumbarometer März auf. Zwei aufeinanderfolgende Quartale 2018 mit einer rückläufigen gesamtwirtschaftlichen Leistung in Folge, sei eine „technische Rezession“. Der HDE bewertet seine letzten Barometermeldungen als „zu optimistisch“. Die Prognosen für 2019 seien bereits überholt. Der gestiegene Auftragseingang bei der deutschen Industrie liege sieben Prozent unter dem Vorjahresmonat Februar. Die Reichweite der Auftragsbestände liege bei nur 5,7 Monate.

Die Unsicherheit wird steigen, solange sich in London nichts anderes als ein harter Brexit abzeichne. In 24 Tagen ist es soweit. Eine Einigung zwischen Washington und Peking im Handelsstreit zeichne sich zwar ab, aber der Zeitpunkt ist noch offen. Zusatzzölle auf deutsche Automobile stehen erneut im Raum.

Freuen dürfen sich die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, die zur Zeit der Veröffentlichung einen höheren Tarifabschluss feiern durften. Bei den Einkommen verschieben sich die Ausgaben: Die Posten „Wohnung, Gas, Wasser, Strom“ sind um fast ein Drittel höher als 2010 zu veranschlagen. Der Anteil Miete ist von 21 auf 19,6 Prozent zurückgegangen. Der Konsum nimmt weiterhin eine kleineren Anteil ein.

Der Ausweg für den Handel: Stärkung der Binnenkonjunktur: „Die Verbraucher sind verunsichert, in welche Richtung die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten gehen wird. Deshalb braucht es jetzt klare politische Signale zur Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen“, fordert HDE-Geschäftsführer Stefan Genth von der Politik.

roRo, VLE

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