Konsumeinbruch im Jahr 2010?
Handel
„Gegessen wird immer“
Seit die Finanzkrise um sich greift machen sich Agrar- und Ernährungsindustrie mit dem Slogan „Gegessen wird immer“ Mut. Der am Freitag erschienene Branchenbericht „FMCG 2009. Lebensmittel des täglichen Bedarfs“ der Axel Springer AG untermauert diesen Ruf – zumindest teilweise. FMCG bezeichnet die „Fast Moving Consumer Goods“, Nahrungsmittel, Körperpflege und Reinigungsmittel. Dafür geben die Bundesbürger in diesem Jahr etwa 152 Milliarden Euro aus. Das entspricht etwa einem Zehntel des privaten Verbrauchs.
Krisenfeste Haushalte
Die Polarisierung in krisenresistente und krisengefährdete Haushalte wird sich nach Aussage des Reports verschärfen. Der Anteil der krisenfesten liegt mit 18 Millionen Haushalten und 34 Millionen Personen bei 45 Prozent und „wir im Großen und Ganzen stabil bleiben“. Die tragen den Konsum. Im zweiten Halbjahr 2009 soll der private Verbrauch noch einmal um 0,9 Prozent steigen – doch 2010 kommt der Knick. Weil die Deutschen das Thema Arbeitslosigkeit stärker als in anderen Ländern mit dem Thema Konsum verknüpfen, kommt wohl 2010 der Einbruch, denn die Zahl der Arbeitslosen soll um eine Million höher liegen als in diesem Jahr. Das verfügbare Einkommen soll dann um 0,9 Prozent zurückgehen.
Kleine Freuden des Lebens
Bis dahin freut sich die Branche, denn die FMCG haben den Non-Food-Bereich überholt. Zumindest Teile der Branche können sich freuen. Die Konsumenten essen und trinken weniger Außer-Haus. Die Gesellschaft für Konsumforschung hat alleine im Dezember 2008 ein Minus von acht Prozent ausgemacht. Dafür profitieren die Bereiche „Convenience“ mit Fertiggerichten und Tiefkühlkost. Krisengewinner sind auch Süßwaren: „Es scheint sich die Erfahrung zu bestätigen, dass man sich die Krisenzeiten mit Süßem verschönern will“, so die Studie. Convenience und Süßwaren versuchen mit innovativen Ideen und saisonalen Schwerpunkten zusätzliche Verkaufsimpulse zu generieren.
Den Trend zur „positiven Einstellung“ zu FMCG beschreibt die Studie: „Wenn man sich schon keinen neuen Kühlschrank leistet, dann soll der alte wenigstens gut gefüllt sein.“ Aber trotz stabilem Konsum: Es zeigt sich auch der Trend zum preisgünstigen Einkauf. „Nach dem Grey-Stimmungsbarometer will ein Fünftel der Verbraucher künftig häufiger zum Discounter gehen.“ Auch Handelsmarken gehören zu den Gewinnern, während die teuren Markenartikel durch preiswertere Preiseinstiegsmarken ersetzt werden.
Lesestoff:
Der komplette Branchenbericht "FMCG 2009. Lebensmittel des täglichen Bedarfs" kann unter www.mediapilot.de abgerufen oder bestellt werden.
roRo