Krise des Wachstumsmodells

Handel

Wege aus der ökonomischen Sinnkrise

Krisen hat es im Kapitalismus immer gegeben. Der Weltklimarat allerdings hat den Menschen ökologische Grenzen aufgezeigt, innerhalb deren neue Wege des Wirtschaftens gefunden werden müssen. Kann das Wachstum „grüner“ gestaltet werden, wie beispielsweise die Reform der Gemeinamen Agrarpolitik es glauben machen will? Oder gibt es andere Wege jenseits des Wachstums? Muss der Ordoliberalismus über den Haufen geworfen werden, oder kann er sich weiterentwickeln?
Der Abschlussbericht TEEB (Ökonomie der Ökosysteme und Biodiversität), der im letzten Jahr auf der Biodiversitätskonferenz im japanischen Nagoya vorgestellt wurde, zeigt ökonomische Umbewertungen, die dem Klimawandel gerecht zu werden scheinen und trotzdem ein Wachstum generiert, das verteilt werden kann.

Krisen des Wachstumsmodells

Am Montag hat die Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ sich die vielfältigen Krisen angeschaut und für künftige Änderungen analysiert. Prof. Dr. Kai Carstensen vom ifo-Institut führt das Platzen der amerikanischen Immobilienblase auf das Fehlen von Haftungsbeschränkungen zurück. Zur Verringerung der Risiken müssten Haftungen und die eigenkapitalquote bei Banken heraufgesetzt werden. Die Finanzkrise habe nicht das Ende der Marktwirtschaft eingeläutet.
Nach Experte Norbert Reuter, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand und in der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, habe das Modell der Gegensteuerung das globale Ungleichgewicht sogar noch verstärkt. In Deutschland war die Lohnentwicklung in dieser Zeit negativ, was die Exportfähigkeit deutscher Waren verbessert habe. Dadurch stiegen die Exportüberschüsse. Reuter: „Das kann kein Modell für die Weltwirtschaft sein.“ Sinnvoller seien die Stärkung der Binnennachfrage, die Ausweitung der öffentlichen Ausgaben, sowie der ökologische Umbau und die Aufwertung von Dienstleistungen.
Der Abgeordnete Dr. Hermann Ott (Bündnis 90/Die Grünen) erinnerte an den zu hohen Ressourcenverbrauch und Schadstoffausstoß. Täglich würden 75 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen, 50.000 Hektar Wald zerstört und 350.000 Tonnen Fisch gefangen. Die Menschen verbrauchen so viele Ressourcen, als hätten sie 1,3 Erden zur Verfügung.

Europa zum Vorbild machen

Am 09. Mai 1950 legte Robert Schumann mit seinem Aufruf zu einem Europa der Solidarität den Grundstein für die heutige EU.
Am Montag hielt Michel Barnier, Mitglied der Europäischen Kommission, zum Anlass eine Festrede in der Berliner Humboldt Universität. Unter anderem sieht er im Energieverbrauch und dem Klimawandel eine der großen Zukunftsherausforderungen. Um das Ziel, die Temperatur weltweit nicht um mehr als zwei Grad ansteigen zu lassen forderte er „bessere Konsumgewohnheiten und weniger Umweltverschmutzung“. Wenn die Welt heute nicht lernt Maß zu halten, dann müsse sie die Folgen der Maßlosigkeit tragen.
Dazu gehört auch die Stärkung der Wirtschaft. Barnier klagte darüber, dass nur noch fünf von 27 Mitgliedsstaaten zu den größten Volkswirtschaften der Welt zählen. Europa müsse zu einem Ort der Welt für Arbeit, für kreatives Schaffen und für die Produktion sein. Daher muss vor allem der Binnenmarkt für die kleinen und mittleren Unternehmer leichter zugänglich werden. Zunächst einmal solle der Markt für die 500 Millionen EU-Konsumenten funktionieren.

roRo (mit hib)

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