Label-Online jetzt auch als App

Handel

Nachhaltigkeitssiegel werden bewertet

Seit 2012 fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Internetseite der Berliner Verbraucher-Initiative „Label-Online“. Hunderte von Siegel aus den Bereichen Lebensmittel, Textilien und sonstige Waren sind dort aufgeführt. Kunden können sich informieren, wer hinter den einzelnen Labeln steckt und welche Vorteile sie bieten. Nur die wenigsten sind den Verbrauchern wirklich bekannt. Selbst Dr. Maria Flachsbarth, Staatssekretärin im BMEL, bezeichnete die Vielfalt als „Dschungel“.

Beim Einkauf Infos abrufen

Die Internetseite ist daher eine wichtige Informationsquelle, weil jährlich neue Label hinzukommen. Die Verbraucher-Initiative hat am Dienstag eine App frei geschaltet, die Kunden mit einem entsprechenden Smartphone die Informationen bis an das Regal liefert. Für Dr. Flachsbarth eine wesentliche Ergänzung, weil für Kunden ein Mehrwert der Produkte immer wichtiger wird.

Daher reagieren viele Firmen und Verbände mit ständig neuen Siegeln. Hat sich die Firma das aufgedruckte Label selbst ausgedacht? Erfüllt es lediglich die Mindeststandards oder beinhaltet es auch einen tatsächlichen Mehrwert von der artgerechten Tierhaltung bis zur fairen Bezahlung von Textilarbeitern? Für Ulrich Kelber, Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz bietet die neue und kostenfreie App leicht zugänglich eine schnelle Hilfe für Wissbegierige. Mit 240 gelisteten Label geht die App an den Start, bis Ende des Jahres werden schon 400 sein.

Label sind im gesättigten Markt eine wichtige Entscheidungshilfe geworden, ergänzt Georg Abel, Geschäftsführer der Verbraucher-Initiative. Das „Label ist der schnelle Rat“.

Bewertungsmatrix

Das neue ist aber nicht, dass eine Internetanwendung nun auch per App gleich beim Einkaufen genutzt werden kann. Neu ist die Einführung einer einheitlichen Bewertungsmatrix. Ein Beirat hat zusammen mit Unternehmen und Verbänden vier Kategorien aufgestellt: Anspruch, Unabhängigkeit, Kontrolle und Transparenz sind ein Kriterienbündel, mit dem die Label zwischen „Nicht empfehlenswert“ und „Besonders empfehlenswert“ benotet werden.

Das ist nicht nur neu, sondern fast schon revolutionär. Denn die Siegelflut steht in Deutschland in der Kritik. Vielleicht sind Verbraucher auch unsicher über die einzelnen Label, weil es so viele gibt [1]? Zudem unterscheiden sich einige kaum voneinander. Die Vielfalt der Label ist dem Expertengremium, das im letzten Jahr seinen zweiten Nachhaltigkeitsbericht für Deutschland vorgestellt hat [2], durchaus glaubwürdig – spiegeln aber zu viele Lösungswege wider.

So könnte die Bewertungsmatrix der erste Schritt zu einem nationalen Dachlabel für die Nachhaltigkeit werden.

Das wäre für Georg Abel durchaus wünschenswert. Aber schon allein die verschiedenen Ökoverbände im Bereiche der Land- und Ernährungswirtschaft haben sich in der Vergangenheit nicht auf ein einzelnes Label verständigen können, sagte er zu Herd-und-Hof.de. Dr. Flachsbarth will die Freiwilligkeit für die Unternehmen offen halten, sieht aber in der Bewertungsmatrix ein „Projekt mit appellativen Charakter“, so ein Label aufzubauen. Für Ulrich Kelber befindet sich diese Idee „politisch noch in der Frühphase“. Beim DZI-Spendensiegel hat sich der Staat mit den Organisationen auf ein Kriteriensystem geeinigt. Für die Umsetzung auf andere Label oder Marktsektoren sei es noch zu früh. Das komme weder 2014 noch 2015.

Die App

Die App zeichnet sich dadurch aus, dass sie sowohl auf schriftliche Eingaben als auch auf Fotos von Label reagiert, die der Kunden am Regal macht. Schwierig wird es derzeit nur in dunklen Souterrain-Läden. Wurde das Siegel gefunden, geben Balken die Bewertung der Kriterien wider. Dem Anklicken folgt eine kurze Beschreibung, warum die Bewertung so durchgeführt wurde.

Lesestoff:

www.label-online.de

[1] Wie viele Label braucht die Nachhaltigkeit?

[2] Nachhaltigkeit – Made by Germany

Roland Krieg; Fotos: roRo

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