Landtourismus: Jung und erfolgreich

Handel

Landtourismus in Ostdeutschland: Kreativität statt Klassik

Das Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes ist kurz und knackig: „Obwohl erst seit der Wende am Markt, ist der Landtourismus eines der erfolgreichsten Marktsegmente im ostdeutschen Tourismus.“ Fast jede fünfte Übernachtung in Ostdeutschland wird auf dem Land genommen: Rund 15 Millionen Übernachtungen zwischen Rügen und Erzgebirge bedeuten einen Marktanteil von 18 Prozent und entspricht in etwa dem ostdeutschen Städtetourismus. Im Unterschied zu Westdeutschland oder dem klassischen Landtourismusanbieter Österreich, prägen weniger „klassische“ Bauernhöfe, sondern vielfältige und kreative Angebote den Landtourismus.

Der Raum als Kulisse
Gerade kleine Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohner stellen nach dem jährlich veröffentlichten Tourismusbarometer eine Kulisse für vielfältige kleine Angebote. Die Suche nach der Natur steht bei den Besuchern dabei an erster Stelle.
Auch zwischen den einzelnen Bundesländern bestehen erhebliche Unterschiede: Brandenburg spricht mit Hofläden, Obstplantagen, Gartenbaubetrieben und Landgasthöfen besonders die Tagestouristen an und erreicht damit vor allem die traditionellen Berliner Gäste. Mecklenburg-Vorpommern wartet mit regionaltypischen Gutshöfen, Erlebnisangeboten und Heuherbergen auf und in Sachsen steht die Verknüpfung ländlicher Kultur mit regionalspezifischen Themen durch zahlreiche Veranstaltungen im Vordergrund. Während sich Sachsen-Anhalt auf touristische Highlights konzentriert, setzt Thüringen verstärkt auf zielgruppen- und themenspezifische Angebote wie kinderfreundliche Ferienhöfe oder radfahrerfreundliche Unterkünfte.
Unter den rund 6.000 Unterkünften sind die Ferienwohnungen mit 69 Prozent klarer Gewinner, gefolgt von Gästezimmern mit 40 Prozent und Ferienhäusern mit 21Prozent.
Allerdings kommen die meisten Gäste aus Ostdeutschland. Allein Mecklenburg-Vorpommern kann seine Gäste auch aus größerer Entfernung anlocken.
Die Studie sieht Luft nach oben, wenn sich die Urlaubsangebote besser und stärker präsentieren.

Brandenburg im Plus
Mit leichten Zuwächsen hat Brandenburg das Krisenjahr 2009 überstanden. Die Zahl der Übernachtungen konnten um 0,8 Prozent auf 10,3 Millionen gesteigert werden. Auch die ersten fünf Monate des Jahres 2010 sind sehr positiv. Bundesweit rangiert Brandenburg hinter Berlin, Hamburg und Bremen, die auch vom Kongresstourismus profitieren, auf Platz vier. Allerdings sind die Reisenden nicht mehr ganz so spendabel wie früher.

Brandenburger Spezialitäten
Nach Prof. Dr. Matthias Feige, Geschäftsführer der dwif-Consulting GmbH, die das Tourismusbarometer erstellt hat, ist Brandenburg Marktführer bei der Selbsternte. Mehr als 80 Obst- und Gemüsebetriebe bieten Tagesbesuchern und Touristen das Erlebnis der eigenen Ernte an.
Eine weitere Spezialität ist der Reittourismus. Mehr als 36.000 Pferde stehen auf Brandenburger Reiterhöfen. Dr. Gerd Lehmann, Geschäftsführer des Verbandes zur Förderung des ländlichen Raumes in Brandenburg, pro agro, geht von rund 300 Reiterhöfen aus, die im Tourismus tätig sind. „80 von ihnen vermarkten wir direkt“, so Dr. Lehmann.
Aufholbedarf gibt es im Bereich des Gesundheitstourismus, so die Studie. „Da ist Brandenburg noch nicht sehr weit, aber weiter als alle ostdeutschen Länder“, so Feige.
Und Brandenburg kann auf die vielen Tagestouristen aus der Metropole Berlin bauen.

„Genießen, wo es wächst“
pro agro wird als positives Beispiel genannt, Hotels, Ausflugsziele, Hofläden und Direktvermarkter zu vernetzen. „Genießen, wo es wächst“ ist ein Arbeitskreis, der vor allem die Landgasthöfe in den Mittelpunkt stellt. Nach Dr. Lehmann bieten diese „frische Produkte aus der Region zu saisonal wechselnden Gerichten an.“

Lesestoff:
www.osv-online.de

Roland Krieg

Zurück