Lebensmittelbranche zuversichtlich

Handel

Ernährungsbranche: Die Konjunktur kommt

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) trägt ein Lächeln im Gesicht. Im Herbst 2013 zeichnet sich der erwartete Aufschwung ab. Wie für die gesamte deutsche Wirtschaft stehen die Zeichen laut aktuellem Konjunkturbericht der BVE auf Wachstum. Das Herbstgutachten prognostiziert für 2013 einen Anstieg des Bruttosozialproduktes in Höhe von 0,4 Prozent – für 2014 sogar von 1,8 Prozent.

Export trägt die Branche

Das ist für die Ernährungsbranche auch nötig, denn die Umsätze waren im zweiten und dritten Quartal 2013 lediglich stabil geblieben. Anreize für ein Wachstum fehlten. Steigende Produktionskosten, saisonale und witterungsbedingte Nachfrageschwankungen, harter Wettbewerb und wachsende Verbraucheranforderungen bestimmten das Marktumfeld. Träger war mal wieder der Export. Im zweiten Quartal erzielte die Branche einen Umsatz von 43,1 Milliarden Euro, davon wurden 12,8 Milliarden über den Export generiert. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeichnet sich zwar ein Plus von 2,9 Prozent ab, doch preisbereinigt bleibt ein Minus von 0,2 Prozent. Leichte Verbesserungen zeigten der Juli und August.
Dennoch schauen die Kaufleute positiv in die Zukunft. Die Konsumprognose hat sich aufgrund guter Arbeitsmarktdaten und niedriger Inflation verbessert. Insbesondere in den Sortimenten der Frischeprodukte wie Obst und Gemüse stiegen die Umsätze deutlich. Hohe Rohstoffkosten und schlechte Witterung hemmten das Umsatzwachstum im Getränkesortiment. Im April dämpften Kalendereffekte durch das frühe Osterfest die Umsatzentwicklung.

Fleischwaren

Die witterungsbedingte späte Grillsaison und weiterhin schwierige Lage in einigen Euroländern hat die Fleischnachfrage europaweit abgekühlt. Ein Viertel der europäischen Produktion fällt in Deutschland an, wo der Fleischsektor ein Minus von drei Prozent hinnehmen musste. Die Produzenten sind mit hohen Rohstoffpreisen und Energiekosten konfrontiert. Am Ende müssen die Verbraucher auch wegen der neuen Tierwohlzeichen mehr Geld an der Fleischtheke lassen. Die mögliche Herkunftskennzeichnung bei Fleisch führe zu stärkeren nationalen Märkten und großen Strukturen.

Eier- und Geflügelwirtschaft

Geflügel boomt ununterbrochen. Die Konsumenten haben in den ersten sechs Monaten 2013 neun Prozent mehr Geflügelfleisch gekauft als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz bei Geflügelfleisch ohne Wurst stieg auf 1,07 Milliarden Euro. Doch hohe Futterkosten belastete die Rentabilität im Mastbereich, was zu Einschränkungen geführt hat. Das Mastvolumen stieg lediglich um 0,4 Prozent. Von der hohen Nachfrage profitierten die Importeure. Die legten um 13 Prozent zu. Bei den Hennenhaltern geht der Produktionswandel weiter. Das Aus des Legehennenkäfigs haben Anbieter für den Ausstieg genutzt – andere für einen Einstieg. Seit 2010 sind 7,85 Millionen neue Legehennenplätze in Deutschland entstanden. Rund 236 Millionen Euro wurden investiert. Die Margen stehen aber auch hier wegen der hohen Futterkosten unter Druck.

Süßwaren

Grundsätzlich schwierig ist die Situation in der Süßwarenbranche. Die Absatzmenge ist im Inland um 0,5 Prozent erneut gesunken. Hohe Kakaopreise führen in der Schokoladenbranche auch 2013 zu einem Rückgang von 2,8 Prozent beim Umsatz und von 3,9 Prozent beim Absatz. Die Branche kann derzeit nur im Export punkten. In den ersten sechs Monaten stiegen das Auslandsgeschäft um 4,2 Prozent auf 825.709 Tonnen und der Umsatz um 2,9 auf 2,73 Milliarden Euro. Neben Kakao machen auch gute Preise für Milch, Milchpulver, Mandeln und Haselnüsse den Erzeugern zu schaffen. Allein salzige Snacks sind der Renner. Hier hat die Branche 7,4 Prozent Umsatz und 4,4 Prozent Absatz gegenüber 2012 gut gemacht.

Kulinarische Lebensmittel

Der Kulinaria-Verband Deutschland ist für Feinkost, Suppen, Essig, Senf, Meerrettich und Desserts zuständig. Gleich ein ganzes Bündel an Vorbedingungen beeinflusst den Markt. Wie kaum eine andere Branche leiden die Spezialisten mit den kleinen Anbauflächen besonders unter dem Biomasseboom und verteuerten Ackerflächen. Viele Ausgangsprodukte werden zusätzlich beregnet. Auch wenn die effiziente Tröpfchenbewässerung eingesetzt wird, so sind Pumpanlagen notwendig, deren Kosten nach oben zeigen. Die Einführung eines Mindestlohns machte die Rohware zusätzlich teurer. Die verspätete Grillsaison hat den Absatz ebenfalls erschwert. Viel Ware für die Verarbeitung kommt aus dem Ausland. Die Trockenheit in Südeuropa hat die Senfernte in der Ukraine um mehr als 50 Prozent verteuert, der großflächige Anbau von gentechnisch veränderten Produkten hat die Kontrollkosten für Senf aus Kanada in die Höhe schnellen lassen. Aceto Balsamico di Modena ist in den letzten zwei Jahren um die Hälfte teurer geworden und Kulinaria verzeichnet auch bei Bourbon Vanille und Mandeln ähnliche Preissprünge. Ein knappes Angebot hat Garnelen verteuert und ein neuer Zoll ab 2014 für Ware aus Thailand lässt die Preise weiter steigen.

Brauwirtschaft

Bier ist nicht mehr der große Renner auf dem deutschen Markt. Die Brauwirtschaft hat auch in diesem Jahr ein Minus von drei Prozent in den ersten acht Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum hinnehmen müssen. Das gilt mittlerweile auch für Biermischgetränke, während sich die Fassbrausen auf Malzbasis wachsender Beliebtheit erfreuen. In diesem Jahr wurde bereits erstmals die 500.000 Hektoliter-Marke überschritten. Im Vergleich zu den 65 Millionen Hektolitern Bier ist das aber nur ein Nische. Seit kurzem engagieren sich die Brauer auch im Export und haben mit einem Plus von 12 Prozent schon mehr als 300.000 Hektoliter im Ausland abgesetzt.

Milchindustrie

Der Milchpreis erzielt derzeit neue Höhen und hat die Situation bei vielen Landwirten entspannt. Die Hausse ist nachfragegetrieben. Die EU und andere Exportländer haben in den ersten sechs Monaten weniger Milch als erwartet produziert. Das ist noch eine Folge aus den Vorjahren mit niedrigen Margen und hohen Futterkosten in Europa und der Dürre in Australien und Neuseeland. Gleichzeitig boomt die Nachfrage in China, das bei sinkender Eigenproduktion auf dem Weltmarkt nach Molkereiprodukten sucht. Wie lange die Hausse anhält ist ungewiss. Die Milchproduktion zieht wegen der hohen Preise wieder an, doch müssen erst einmal die niedrigen Lagerbestände aufgefüllt werden.

Spirituosen

Dieser Markt zeigt sich robust. 2012 wurde ein Umsatz von 4,5 Milliarden Euro erzielt. 67 Prozent aller Haushalte kaufen Spirituosen ein. Der Pro-Kopf-Konsum von 5,5, Litern hält sich seit 2009. 2012 wurden 698 Millionen Flaschen mit 0,7 Liter Inhalt verkauft und Spirituosen gelten weiterhin als „Top 10“ – Marke im Handel. Deutschland ist der größte Spirituosenmarkt in der EU

Roland Krieg

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