LEH auf den Punkt…
Handel
LEH-Trends bis Ende November
Produkte und Märkte
Kernobst
Der Konsum von Bio-Äpfeln steigt in der EU auf vier bis fünf Prozent. In Deutschland liegt er mit 7,5 Prozent deutlich darüber und in Österreich sind es sogar zehn Prozent. Die Bio-Äpfel in Frankreich, Polen und Osteuropa sind eher auf den Export in die Konsumländer abgestimmt. Das 1. Bio-Forum Äpfel im Alten Land weist für Norddeutschland eine Anbaufläche von 20 Prozent aus, aber die Ernte fällt hinter der integrierten Produktion um ein Drittel bei hohen Arbeitskosten zurück. Vor allem Pilzerreger sorgen für schwankende Erträge. Die Produktion von Bio-Apfelsaft steht unter Druck, weil aus Osteuropa und den Streuobstwiesen aus Baden-Württemberg große Mengen in den Markt fließen.
Polen ist der größte Apfelproduzent der EU und steht weltweit auf Platz 3. Je nach Witterungsverhältnissen hat Polen in den Jahren 2015 bis 2020 zwischen 2,4 und vier Millionen Tonnen Äpfel geerntet. Die Vielfalt an Sorten ist Grundlage für eine große Verarbeitungsindustrie. Die Apfelsaftindustrie ist nach der Tiefkühlindustrie das zweitwichtigste Verabeitungssegment unseres Nachbarn. In den vergangenen fünf Jahren stieg die Erzeugung von Apfelsaft von 387.000 auf 465.000 Tonnen an. Damit ist Polen der zweitwichtigste Saftproduzent und Saftexporteur weltweit. Von den 195.000 Tonnen, die in die EU fließen, fängt Deutschland 101.000 Tonnen auf.
Zitrusfrüchte
Mitte November ist der Umschwung auf spanische Orangen fast abgeschlossen. Überseeware kann nur noch kleine Lücken schließen. Sie werden in den Sonderverkäufen kaum berücksichtigt. Chancen haben sie nur im kleinkalibrigen Sortiment. Stark, aber weniger oft als im vergangenen Jahr beworben, werden die spanischen Easy Peeler, die leicht von Hand zu schälen sind. Die spanische Ernte fällt rund zehn Prozent kleiner aus. Die stärksten Werbewochen stehen mit Nikolaus und Weihnachten erst vor der Tür. Orangen aus Südafrika können sich nur Preisabschlägen durchsetzen.
Salate
In der Salatproduktion findet jetzt der Wechsel von Zentral- zu Südeuropa statt. Der Obst- und Gemüsespezialist Kölla sagt nach einem Vorort-Termin eine reguläre Salatsaison in Süditalien voraus. „Der Anbau von italienischen Babyleaf-Salaten läuft exakt wie vorausgesagt.“ Freie Ware bleibt aber knapp, weil die Salate in festen Vermarktungsprogrammen eingebaut sind. Der hohe Kostenanstieg und ein hoher Mindestlohn haben Anbau und verfügbare Arbeitskräfte verringert. Seit Anfang November wird in Italien Eissalat erzeugt.
Bei Feldsalat haben die Kunden freie Wahl aus heimischer Erzeugung und Importware aus Frankreich und Italien Bis Mitte November lagen die Preise unter dem Durchschnitt des Vorjahres. Der Preisanstieg zum Monatsende wird mit Werbeaktionen begleitet.
Gemüse
Kürbis, Grünkohl, Weiß- und Rotkohl, Rosenkohl und Pastinaken sind die Lieblingsgemüse der Deutschen in der kalten Jahreszeit. Am liebsten kaufen die Kunden heimische Ware, die in den regionalen Böden auch am besten gedeiht. Frauen kaufen nach Umfrage der niederländischen Rabobank bevorzugter regional ein als Männer.
Die Saison für den Blumenkohl läuft mit ansteigenden Preisen aus. In Hamburg stagnierte deshalb Ende November der Absatz. Was die Konsumenten noch nachfragen wird aus niederländischen und italienischen Anlieferungen ausreichend abgedeckt. In Berlin zeigte sich auch noch polnischer Blumenkohl.
Kartoffeln
Die Lebensmittelpreise sind im Auf und Ab. Im September lagen sie 13 Prozent höher als im Vorjahresmonat, fielen aber gegenüber August 2021 um 1,3 Prozent. Vor allem pflanzliche Produkte unterlagen der Teuerung und in dem Sortiment fiel die Kartoffel besonders heraus. Gegenüber dem Vorjahrs-September lag der Preis in diesem Jahr um 35 Prozent höher.
Bei den Knollen läuft die Frischvermarktung aus. Sie werden durch Lagerkartoffeln ersetzt. Wie viel gute Qualitäten im Lager sind, ist noch offen. Die späten Rodebedingungen waren für die Knollen für ein ausdauerndes Lager alles andere als gut. Durch den Anstieg der Energiekosten rechnen die Experten mit einem Preisanstieg für rohe und gedämpfte Schälkartoffeln für die Verarbeitung.
Tomaten
Kunden finden derzeit ein umfangreiches Angebot von Tomaten aus den verschiedensten Ländern. Von den Niederlanden reicht das Angebot bis hinunter aus Spanien und Marokko, quer in Richtung Osten zur Türkei. Nur bei den Rispentomaten dominieren die niederländischen Herkünfte. Der Verkauf aber liegt rund zehn Prozent unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Dabei werden sie vom LEH aktiv beworben und haben gegenüber 2020 sieben Prozent im Preis nachgelassen. Der Blick auf die Preise zeigt schon, woher die Ware stammt. Konventionelle Ware kostet rund 1,80 Euro je kg, Bioware zwischen zwei und knapp unter drei Euro, Rispentomaten aus Deutschland haben preislich eine „3“ vor dem Komma stehen. Zurückhaltung gibt es temperaturbedingt bei den Kunden.
Sonstige
Bei Brom- und Himbeeren ist die deutsche Saison ausgelaufen. Es sind noch niederländische Gewächshausbeeren am Markt. Aus Brasilien sind die ersten Feigen in Frankfurt eingetroffen. Bei den Pilzen ist die Saison für Pfifferlinge ausgelaufen, es kommen Herbsttrompetenpilze aus der Türkei und Semmelstoppelpilze aus Polen in den Handel. Polnische Champions sind wegen der gestiegenen Energiepreise teuer.
Landwirtschaft
Wetterextreme, strengere Düngestandards und Rückgang an Wirkstoffen des chemischen Pflanzenschutzes sowie der Rückgang an Arbeitskräften setzen dem Lauchanbau zunehmend zu. Das belgische Forschungszentrum Inagro in Westflandern setzt auf die Erfahrungen der Praktiker beim hydroponischen Landbau auf. Chicorée, Paprika, Gurken und Salate werden bereits in Hydrokultur angebaut. Künftig soll mit Lauch eine weitere Kultur hinzukommen. Eine Versuchsinstallation umfasst 400 m2.
Vor 40 Jahren hat sich die Vereinigung schweizerischer biologischer Landbauorganisationen zur „Bio Suisse“ zusammengetan, die heute 7.400 Knospe-Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe vertritt. Bio Suisse hat mit 1.100 Verarbeitungs- und Handelsbetrieben Lizenzverträge abgeschlossen. Vor 1981 hatten die zahlreichen Bioverbände kaum Kontakt untereinander und keinen gemeinsamen Auftritt auf dem politischen Parkett. Das hat sich sehr deutlich geändert und die Gründung vor 40 Jahren gilt als Meilenstein der Geschichte se ökologischen Landbaus in der Schweiz. Vor allem haben sie gemeinsame Richtlinien erarbeitet, die allen Verbänden ein stärkeres Gewicht gegeben haben.
Das Danone-Werk in Villecomtal-sur-Arros im südwestlichen Departement Gers stellt bis 2022 seine Kuhmichproduktion auf die Erzeugung von Hafermilch um. Die Marke Alpro soll neue pflanzliche Getränkelinien erhalten. Danone setzt dabei auf einen Markt, der in Frankreich bis 2025 um 50 Prozent wachsen soll. Die Joghurtproduktion aus Kuhmilch wird auf andere Standorte verlagert. So einfach können die 200 Milchbauern allerdings nicht wechseln. Finden sie keinen neuen Abnehmer, müssen sie auf Haferanbau umstellen.
Mit der Landfrisch AG startet im Januar 2022 eine neue Vermarktungsorganisation für Obst und Gemüse für den Lebensmitteleinzelhandel. Der Sitz der Firma ist in Bergheim im Rhein-Erft-Kreis. Ziel der familiengeführten Gartenbaubetriebe im Freiland und unter Glas ist die Belieferung des gesamten LEH. Gegründet wurde die Landfrisch AG von zwei ehemaligen Managern der im gleichen Einzugsgebiet tätigen Erzeugergenossenschaft Landgard. Mit der Vertikalisierung des Handels soll der Vertrieb professionell Synergien vorantreiben.
LEH und Unternehmen
Minus 23 Grad Celsius auf mehr als 12.000 Quadratmeter. Für das neue Tiefkühllager von Kaufland alles andere als ein ungemütlicher Ort. Im bayerischen Geisenfeld, mitten in der Hallertau, ist das 27 Meter hohe Gebäude mit zwei Ebenen jetzt in Betrieb gegangen und hat den 900 Mitarbeitern vor Ort 40 neue Kollegen und Kolleginnen beschert. 500 Paletten pro Tag werden vollautomatisch eingelagert und für 110 Filialen Baden-Württemberg und Bayern neu kommissioniert. Das neue TK-Lager ersetzt das alte in Heilbronn und ersetzt Transportwege und spart CO2 in der Logistik ein.
Götz Rehn hat 1987 den ersten Bio-Supermarkt Alnatura gegründet. Heute sind es 150 „Alnatura Super Natur Märkte“ in allen Bundesländern und Kooperationen in 15 EU-Ländern. Für Deutschland bahnt sich eine Revolution an. Die Bio-Supermärkte sollen künftig auch inhabergeführt sein und dürfen seinen Namen tragen. So hat jetzt „Ulli´s Super Natur Markt“ mit Bäckerei in Schwerin von Ulli Löhle eröffnet. Auf 550 m2 werden 6.500 Produkte aus Mecklenburg-Vorpommern angeboten. Beim „Ost-Apostroph“ muss der „Ulli´s“ aber noch üben.
Das bei Pfaffenhofen angesiedelte Familienunternehmen „Pilze Wohlrab“ bietet nicht nur Trockenpilze für eine längere Haltbarkeit an. Für deftige Aromen werden die Trockenpilze kalt über Buchenholz geräuchert, was ihnen die „Umami“-Note verleiht. Dadurch werden sie zum idealen Fleisch- und Speckersatz. Mit einem geringen Gehalt an Kohlehydraten und Fett sind sie gute Eiweißträger mit 15 bis 25 Prozent Protein.
Seit mehr als 13 Jahren haben die Firmen Conserve Italia und Conserves France federführend den Markt für Gemüsekonserven im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) wettbewerbswidrig bearbeitet. Zusammen mit drei weiteren Firmen, wie auch Bonduelle, gab es Gebietsaufteilungen und Preisabsprachen für bestimmte Gemüsekonserven. Seit 2019 hat die Europäische Wettbewerbsbehörde den Fall untersucht und Mitte November eine Strafe in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro ausgesprochen. Den Italienern wurde wegen Zusammenarbeit mit der Behörde die Strafe um die Hälfte erlassen.
Die Walmart-Filiale in Farmington, Arkansas, hat die Drohnenbelieferung von Kunden im Umkreis von 1,85 Kilometer (eine nautische Meile) aufgenommen. Es sollen die Städte Rogers und das Hauptquartier in Bentonville (alle Arkansas) folgen. Walmart arbeitet mit DroneUp LLC zusammen und hofft auf eine Freigabe für weitere Strecken durch die US-amerikanische Luftfahrtbehörde. Die Drohne muss im Sichtfeld eines menschlichen Beobachters bleiben. Die erste Lieferung am 15. November bestand aus vier Thunfischdosen. Derzeit kostet die Belieferung durch Drohnen zehn US-Dollar.
Die Bio-Zentrale im niederbayerischen Windhag begann 1976 mit der Handabfüllung von Mehlen und Müslis und liefert heute Aufstriche, Essig und Öle, Säfte und Samen sowie mit BioKids Produkte für Kinder an 5.800 Filialen des Lebensmittelhandels. Exportiert werden die Produkte in mehr als 25 Länder. Jetzt erobert die Eigenmarke „Less is more“ den Naturkostfachhandel.
Welthandel
Die Reederei CMA CGM und die Engie arbeiten im Bereich des dekarbonisierten Schiffsverkehrs zusammen. Die 1834 als Sulzer in Deutschland gegründete Maschinenbaufirma, die 1921 mit der Produktion von Kältetechnik begann wurde 2016 nach Zusammenführung der GDF Suez und Cofely zu Engie im Bereich der erneuerbaren Energien und Energielösungen. CMA CGM und Engie haben bereits in Marseille eine Partnerschaft mit dem Departement und dem Energiekonzern Total für flüssiges Biomethan (BioLNG) als Schiffsantrieb gegründet. Die neue Partnerschaft setzt auf eine Vielfalt an Lösungen wie Pyrogasifizierung und Methanisierung unter Nutzung von grünem Wasserstoff.
Bis Oktober hat Peru 4,8 Millionen Kilogramm geschälte Paranüsse im FOB-Wert von 40 Millionen US-Dollar exportiert. Die Paranuss ist keine echte Nuss mit verholzter Fruchtwand, sondern der Samen einer Kapselfrucht. Die größte Menge ging nach Südkorea, gefolgt von den USA, Russland, Deutschland, Polen und Litauen.
Kurz vor der ExpoNut Ende November in Chile hat der Nussverband auf die Bedeutung von Walnüssen hingewiesen. Zwischen 2008 und 2021 ist die Anbaufläche von 13.600 auf 43.000 Hektar gestiegen. Chile ist damit drittwichtigster Walnussproduzent und zweitwichtigster Walnussexporteur der Welt. Genaue Zahlen und Richtlinien für den nachhaltigen Anbau werden auf der ExpoNut erörtert.
„Sassy“ ist das englische Wort für keck oder frech. In Neuseeland wird unter dem Namen ein neuer Apfel aus den Sorten Scifresh, Fuji und Sciros in Nelson und der Hawke´s Bay angebaut. Bestimmt ist er erst einmal für den Export nach China und Vietnam. Der leuchtend rote Apfel bleibt in kleinen Mengen auch im Inland, um weitere Freunde und Exporteure zu überzeugen.
Die Reederei Orient Overseas Container Line (OOCL) startete am 20. November einen neuen „Pacific China South Express“, der die Häfen Long Beach in Kalifornien mit Shanghai, Fuqing Xiamen und Yantian verbindet.
Im dritten Quartal 2021 haben die USA 30 Prozent mehr tiefgekühlte Kartoffeln als im Vorjahr exportiert. Vor allem der gute Absatz in Mexiko hat noch einmal um 63 Prozent zugelegt. Mit Kanada rundet sich der Erfolg der nordamerikanischen Freihandelszone ab. Deutlich mehr Kartoffeln gingen auch nach Südostasien, wobei die Philippinen ihren Einkauf um 176 Prozent gesteigert haben. Die hohen Steigerungen resultieren aber auch aus einem Exportrückgang durch die Pandemie im Jahr 2020.
In Südafrika hat die Saison für Steinfrüchte begonnen, die bis Mai des nächsten Jahres läuft. Die Exportorganisation Hortgro will vor allem in Großbritannien für Pflaumen, Pfirsiche und Nektarinen vom Kap werben. Die Logistik bleibt zwar eine Herausforderung für das Land, aber bei Nektarinen wollen die Exporteure mit 7,25 Millionen Kisten zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr verkaufen. Bei Pflaumen sollen mit 15,7 Millionen Kisten drei Prozent mehr werden, nur bei Pfirsichen stagniert der erwartete Export bei 2,4 Millionen Kisten. Hortgro will sich als stabiler Exportmarkt für alle Länder präsentieren und setzt nicht nur auf exzellente Landwirte, sondern auch auf heimische Ethnien, denen der Zugang zu Land erleichtert wird und die neben Ausbildung in die Qualitätskontrolle eingebunden sind.
Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam erfreut die Erzeuger von Cashewnüssen. Im ersten Halbjahr haben sie 230.000 Tonnen im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar exportiert. Das waren 16 Prozent mehr Nüsse bei einem Umsatzplus von einem Prozent. Mit dem erst im August in Kraft getretenen Abkommen hoffen die Vietnamesen auf neue Exportmengen in die EU.
roRo / VLE
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