LEH auf den Punkt ...

Handel

LEH-Trends bis Mitte November

Produkte und Märkte

Kernobst

Um der deutsche und europäische Übermacht Stand zu halten werden Äpfel aus Übersee auf den Großmärkten derzeit mit einem Euro je 18-kg-Karton mit Kampfpreisen angeboten. In Frankfurt blieben sie bei einem Euro je Kilogramm liegen. Anfang November liegen günstige Pink Lady aus Chile, Südafrika und Neuseeland vor.

Trotz Warnung der Behörden vor einem frühzeitigen Schneefall und Frost konnten die Apfelerzeuger in Kaschmir ihre Äpfel nicht schneller ernten. Der überraschende Wintereinbruch Ende Oktober hat die Erzeuger voll getroffen. Rund 40 bis 50 Prozent der Äpfel hingen noch an den Bäumen. Die Regierung hat mit der Auszahlung von Entschädigungen begonnen.

Bei Birnen hat Deutschland Mitte November noch einen Marktanteil von mehr als 27 Prozent und wird lediglich von italienischer Ware übertroffen. Die Preise aber sind hoch und finden bei Konsumenten nur wenig Gefallen. Ergänzt wird das Sortiment aus den Niederlanden und der Türkei mit jeweils rund 15 Prozent. Spanische Birnen im Sortiment ruhen bei 2,6 Prozent.

Tafeltrauben

Mitte November kamen die ersten türkischen Tafeltrauben in Deutschland an und runden die griechischen Angebote ab. Für die Nachfrage reicht die Ware aus. Importe aus Peru spielen noch keine Rolle und Trauben aus Brasilien sind bislang noch nicht eingetroffen.

Kiwis

Die Saison der italienischen Kiwis startete auf den Großmärkten in Frankfurt, München und Berlin. Lediglich in München lag die ankommende Menge unter der des Vorjahres. Griechische Kiwis fanden ihren Weg nach Hamburg.

Zitrus

Bei den Clementinen wetteifern spanische Früchte gegen italienische mit Blatt, die für mehr Geld über die Ladentheke gehen. Erste Satsumas aus der Türkei treffen ein. Mit sinkenden Temperarturen steigt auch die Nachfrage.

Unklarheit gab es zu Monatsbeginn über den Export türkischer Mandarinen nach Russland. Die russische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat zwar einen Exportstopp verkündet, aber ob es alle türkischen Mandarinen oder nur einen Exporteuer betrifft, war unklar. Die Marktbeobachter von East Fruit berichten von reibungslosen Exporten.

Gemüse

Mindere Qualitäten bei Blumenkohl aus Deutschland müssen mit Ware der Klasse-II aus den Niederlanden wetteifern. Dagegen erfreut sich das Angebot an Rosenkohl steigendem Absatz und wird zum Teil vergünstigt angeboten. Grünkohl startet mit 1,50 bis 1,75 je Kilo auf Großmarktebene. Bei Lauch startete in Frankfurt die Saison mit Ware aus Ägypten und Italien, in Hamburg wird die Lauch aus Belgien und den Niederlanden knapp.

Gemüsepaprika

Spanische Ware verdrängt die Gemüsepaprika aus den Niederlanden, Polen und Belgien. Dort ist die Saison zu Ende und die Erntehelfer pflücken die letzten Früchte in den Gewächshäusern. Die Türkei liefert Anfang November lediglich grüne Ware. Was fehlt, kann Marokko ergänzen. In den Geschäften aber liegt mehr Ware vor, als sie Abnehmer finden. Das mag am Feiertag Allerheiligen liegen, der auf einen Montag fiel, weil die Drehscheibe Niederlande ein langes Wochenende ruhte und sich für eine Lieferung ab dem 02. November aufstauten.

Zwiebel

Die Anbauer hatten für die Ernte 21 in der EU ihre Flächen ausgeweitet und bringen rund  zehn Prozent mehr Zwiebel auf den Markt. Spanien und die Niederlande haben mit einem Flächenplus von 15 und elf Prozent deutlich zum Jahresertrag von 7,3 Millionen Tonnen beigetragen. Allerdings haben die Erträge witterungsbedingt durch ein kaltes Frühjahr  im mittleren undnördlichen Anbaugebiet enttäuscht. Ständige Niederschläge haben die Sortimente verkleinert. Exporte bleiben wegen der hohen Angebotsmengen wichtig. Die Niederlande bekommen das mit sinkendem Absatz in die EU seit Mitte Oktober zu spüren. Begrenzte Mengen in Südosteuropa, der Ukraine und Zentralasien allerdings erhellen die Exportaussichten.

Avocados

Seit mehr als 10.000 Jahren werden Avocados in Zentralamerika von den Bewohnern gegessen. Mittlerweile gibt es sie klimagünstiger aus Spanien. Der Küstenstreifen der Provinzen Málaga und Granada ist durch Höhenzüge vor Wind geschützt. Daher wachsen dort die tropischen Früchte. Viele Avocados werden über CrowdFarming im Rahmen der Direktvermarktung an die Konsumenten gebracht. Die meisten Bio-Avocados stammen von der Finca Dehesa de Cútar direkt am Ufer des Mittelmeeres. Die drei bis vier Meter hohen Bäume erzeugen pro Jahr zwischen 30 und 40 Kilogramm Avocados. Es gibt aber ein Problem. Nach Angaben des spanischen Avocado-Anbauverbands haben hohe Avocado-Preise Diebe angelockt, die bereits vier Wochen vor der Reife von den Bäumen geklaut werden. Es sind keine Verbraucher, die sich die Früchte für die Küche organisieren, sondern offenbar organisierte Diebe, die geklaute Avocados auf lokalen Wochenmärkten anbieten. Sie schaden nicht nur den Erzeugern, sondern auch dem Image der Frucht. Die unreifen Avocados schmecken nach Kork oder Holz.

Ernährungswende

Die neue Regierung müsse endlich die Ernährungswende anpacken. Mehr als 16 Umwelt-, Sozial- und Ernährungsorganisationen fordert eine „Zukunftskommission Ernährung“, damit das Thema prominent auf die Tagesordnung kommt. So soll in der gesamten Gemeinschaftsverpflegung gesundheitsförderndes und nachhaltiges Essen angeboten werden. Die öffentlichen Kantinen sollen dabei die Vorreiterrolle übernehmen. Und drittens müssen genau die Produkte, die wichtig aber in Deutschland z wenig angebaut werden, wie Obst, Gemüse, Nüsse und Hülsenfrüchte für eine pflanzenbasierte Ernährung gefördert werden.

Die aktuelle EU-Statistik weist für Deutschland einen Prozentsatz für Nahrungsmittelausgaben in Höhe von 12 Prozent aus. Luxemburger geben 9,5 und Niederländer im Durchschnitt 12,9 Prozent des Einkommens für Lebensmittel aus. In den mediterranen Ländern sind in Spanien 15,8 und in Italien 16,7 Prozent. Nach wie vor müssen Osteuropäer den größten Anteil ihres Einkommens für Essen und Trinken ausgeben. In Polen sind es 17,9 und in Rumänien 21,1 Prozent.

Landwirtschaft

Für Käse will die Terminbörse EEX in Leipzig künftig einen Preisindex für die wichtigsten Sorten einrichten. Der „Weekly European Cheese Index“ soll zu mehr Preistransparenz führen und soll jeden Mittwoch veröffentlicht werden. Zum Start werden Preisindices aus acht europäischen Ländern gezogen. Der Termin-Käse umfasst Cheddar Curd, Mild Cheddar, Young Gouda und Mozzarella.

Zu Beginn der Pandemie gingen Analysten vom Siegeszug der Discounter aus. Bei sinkenden Einnahmen und steigender Arbeitslosigkeit, werde der Cent mehrfach umgedreht. Die Strategieberatung Oliver Wymann hingegen zeigt hingegen in einer Studie, dass die Vollsortimenter die Discounter hinter sich gelassen haben. Über die Parameter Produktauswahl, Service-Level, Frische und Warenverfügbarkeit haben sie ihren Vorsprung vor den Discountern sogar noch ausgebaut. Diese Robustheit in der Pandemie gebe es sonst nur in der Schweiz. Außerdem bieten die Supermärkte ihre Eigenmarken ebenfalls zu attraktiven Preisen an.

Der italienische Bauernverband Coldiretti zeigt sich erfreut, dass die Regierung Mitte November die Richtlinien gegen unlauteren Wettbewerb angenommen hat. Damit werden die Rechte der Bauern innerhalb der Wertschöpfungskette gestärkt.

„Öko statt Ego“ heißt die neue Plakataktion des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN) zur Unterstützung der Koalitionsverhandlungen in Berlin. Bis Mitte Dezember sind mehr als 50 Großflächen für Plakate an Bahnhöfen in sechs Städten mit der Aufforderung beklebt. Der Fokus liegt in Berlin rund um das Gebiet Hauptbahnhof und Regierungsviertel mit 24 Plakaten.

LEH und Unternehmen

Steigende Rohstoffpreise bei Papier machen den Print-Ausgaben derzeit schwer, genug Zeitungsseiten zusammen zu bekommen. Papier wird jedoch deshalb teuer, weil der Rohstoff Zellstoff knapp und teuer geworden ist. Und das betrifft nicht nur die gedruckten Zeitungen, sondern auch die Verpackungsindustrie, die in  den letzten Jahren stark in recycelbare Kartons und Schalen für Obst, Gemüse und andere Lebensmittel investiert hat. Am meisten hat sich das Wellenpapier um 78 Prozent verteuert, das aus Altpapier gewonnen und für die Polsterung von Kartons verwendet wird. Dagegen fiel die Teuerung für Zeitungspapier mit 13 Prozent recht klein aus.

Die älteste Brauerei Salzburgs wurde 1475 gegründet. Für die Hofbräu Kaltenhausen haben klarstes Felsquellwasser und unterirdische Kalträume die Herstellung und Lagerung von Bier begünstigt. Seit 2011 widmet sich die Spezialitäten-Manufaktur der Bierkultur. Pünktlich zum Herbst kommt wieder die „Edition Maroni“ in den Handel. Ein saisonal gebrautes untergäriges, kastanienrotes, cremig-samtiges Bier mit dem Geschmack von Edelkastanien. Das Bier passt zu den frisch gebratenen Maroni aber auch zu Wild, Ente und Gans. Die Brauerei empfiehlt für das volle Aroma das Einschenken in ein Rotweinglas.

Von Cassis bis Zitrone mit Basilikum. Die 2016 gegründete Eismanufaktur Charlotte im Saarland hat ihr Eis mit 100 Prozent Natürlichkeit aus rein natürlichen Zutaten in Premiumqualität beworben. Der Name Charlotte erinnerte den Gründer Theo für handgemachtes Eis an seine Großmutter. Aus der Mundpropaganda wurde ein erfolgreicher Werbefeldzug mit einer TV-Moderatorin und Markenstores über das Saarland hinaus. Im neuen Werk wurden zuletzt rund 70.000 Liter Eis pro Tag hergestellt. Das Eis wurde bei Edeka, Globus und Rewe gelistet. Ende November schließt das Werk mit der regionalen Erfolgsgeschichte, weil sich alle Investoren nach Anmeldung der Insolvenz im August zurückgezogen haben und die Eismanufaktur nicht mehr kostendeckend arbeiten kann. Der Tod des Hauptinvestors und die Schließung der Gastronomie in der Pandemie haben der Eismanufaktur final zugesetzt. Bis November werden Hotel und Gastronomie noch beliefert. Was als Lagerbestand nicht mehr verkauft werden kann geht als Spende an soziale Einrichtungen.

Die Industrie- und Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern laden Ende  November zur „Industrial Bridge“ nach Stettin ein. Auch die Ernährungsindustrie ist aufgerufen an der zweitägigen Fahrt teilzunehmen. Im Mittelpunkt steht die B2B-Kooperationsbörse, auf der Teilnehmer sich 20 Minuten lang mit einem Unternehmen ihrer Wahl treffen können.

Einer der größten Fleischersatzerzeuger, Beyond Meat, hat wegen überraschend verhaltener Wachstumsprognose im dritten Quartal ein Börsenminus von 20 Prozent eingefahren. Mit nur 106 Millionen Umsatz hat der Konzern ein Minus von 54 Millionen US-Dollar eingefahren. Als Gründe wird die sinkende Nachfrage n der Gastronomie, der steigende Wettbewerb und ein durch Unwetter für zwei Wochenlahmgelegter Produktionsstandort in Pennsylvania angeführt.

Aus dem brandenburgischen Guben an der Neiße soll ab 2023 die Bifi-Minisalami kommen. Der US-Fleischsnack-Produzent Jack Link´s, der unter anderem diese Marke herstellt will im Landkreis Spree-Neiße nach Ansbach in Bayern einen zweiten Produktionsstandort aufbauen.

Welthandel

Der deutsche Marktführer in der Tiefkühllogistik, Nordfrost, hat zum 01. November die RS reefer services GmbH aus Bremen übernommen und startet damit in allen deutschen Container-Seehäfen den Service für Kühlcontainer (Reefer). Diese müssen vor Verladung auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Die übernommenen Mitarbeiter aus Bremen sind weiterhin für die fachgerechte Reparatur an Kühlaggregaten an Land als auch auf Containerschiffen zuständig.

Gute Witterungsbedingungen und ein Ausbau der Anbaufläche haben die Avocado-Ernte in Israel auf ein neues Niveau gehoben. Das Land erwartet rund 120.000 Tonnen und damit 90.000 Tonnen mehr als 2020. Nur die Hälfte der Avocados ist für den heimischen Markt bestimmt. Die andere Hälfte geht in den Export. Europa ist ein fester Markt, mit Japan hat Tel Aviv gerade ein Handelsabkommen vereinbart und aktuell laufen Verhandlungen mit Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Der belgische Obst- und Gemüseerzeuger BelOrta hat Ende Oktober seine ersten Conference-Birnen der neuen Saison in Shanghai ausladen können. Seit 2018 arbeitet BelOrta mit Goodfarmer zusammen, die in Shanghai ihren Firmensitz hat und mit der Aufgabe betreut wurde, die Conference-Birnen in China bekannt zu machen. Seitdem steigt das Angebot jährlich in den Supermärkten. Mit der Saison von Oktober bis Februar ergänzen die belgischen Birnen die heimischen Produkte.

Blaubeeren sind „trendy“. Was den Konsumenten an heimischen und europäischen Blaubeeren fehlt, stammt meist aus Südamerika. Allen voran aus Peru und Chile. Jetzt mischen die US-Amerikaner mit. Das U.S. Highbush Blueberry Council (USHBC) hat einen strategischen Plan für die die Jahre 2021 bis 2025 vorgelegt, der Angebot und Wert von Blaubeeren national und global steigern will. An Geld fehlt es nicht. Jährlich nimmt der USHBC zehn Millionen US-Dollar an Lizenzgebühren von registrierten Erzeugern und Importeuren ein.

Wartezeiten. Das Thema kennt der Wessi nicht. Die Ostdeutschen hingegen haben bis zu 20 Jahre auf ihr Auto gewartet. Dort waren die „Mangelwirtschaft“ und Staatsmonopolkapitalismus (Stamokap) mit seinen wirtschaftlichen Fehlallokationen die Ursache für Warendefizite. Aktuell sind es die unterbrochenen und verzögerten globalen Lieferketten und gestiegene Logistikosten, die Lücken in die Regale zaubern. Das ifo-Institut hat eine Liste der Wartezeiten zusammengestellt: Fahrräder: 18 Monate, Möbel: 12,5 Monate, Spielzeug: 11 Monate und Baumärkte: 10,3 Monate

roRo / VLE

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