LEH auf den Punkt…

Handel

LEH-Trends Ende April

Produkte und Märkte

Ost und Gemüse

Ob, Birnen, Tafeltrauben, Gurken, Blumenkohl oder Tomaten. Bis auf ein Basisangebot bei Äpfeln ist die Jahreszeit gekommen, in der Früchte und Gemüse aus anderen Ländern in der Obstabteilung dominieren. Im überwiegenden sind es Produkte aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, bei Birnen und Tafeltrauben Produkte aus Südafrika. Heimisch ist allerdings der Spargel, dessen Konsum aber das kühle Wetter vermiest.  Daher sinken Mitte April die Spargelpreise. Auf dem Hamburger Großmarkt sind drei Wochen später als im Vorjahr die ersten Pfälzer Lauchzwiebeln aufgetaucht und grober Spinat aus Deutschland gab ein erstes Stelldichein. In Berlin trafen die ersten Wassermelonen aus dem Iran ein, die allerdings mit Preisen von 1,50 Euro je kg schwer verkäuflich sind.

Radieschen

Die roten Frühlingsboten sind in diesem Jahr etwas später als üblich in die Läden gekommen, Seit Mitte April tauscht der Handel die deutschen Angebote gegen die der Nachbarn aus. Die ersten Aktionspreise bis Ostern waren noch hochpreisig. Die werbeintensiven Wochen aber kommen erst noch. Radieschen gelten als werbeintensiv. Im vergangenen Jahr standen sie rund 350-mal auf den Werbezetteln des LEH. Bei fast drei Viertel der Angebote handelt es sich um heimische Ware.

Kartoffeln

Zehn Jahre nach Gründung des „Bio Kartoffel Erzeuger Verein“ (BKE) sind die Öko-Knollen nicht nur 300 Tage im Jahr, wie einst angestrebt, sondern ganzjährig verfügbar. In diesem Jahr hat auf dem Bio-Markt erstmals keine Frühware aus Nordafrika gegeben.

Ursache ist aber eher, dass die Biohändler in diesem Jahr freiwillig auf alterntige Lagerware setzen und auf ägyptische Bio-Knollen verzichten. Die sind ja da. Gegen den Ehrenkodex verstößt der Bio-Supermarkt Denn´s. Weil dessen Filialen Bio-Frühknollen vom Nil im Angebot haben, demonstrierten Ende April Bio-Bauern in Lüneburg vor dem Firmensitz und haben alterntige Lagerware an die Kunden verschenkt. Jede vierte Bio-Kartoffel in Deutschland kommt aus Niedersachsen.

Bio boomt

Bio boomt? In Land der Eidgenossen ist die Nachfrage bei Aldi Suisse richtig durch die Decke gegangen. Der Umsatz von Bioprodukten stieg gegenüber dem Vorjahr 2020 um 55 Prozent. Der Discounter will seine Bioschiene weiterentwickeln und für alle Menschen preislich zugängig machen.

Vegan

Der Erfinder des Fischstäbchens hat jetzt pflanzlich Vollgas gegeben und bringt das erste vegane Fischstäbchen auf den Markt. Iglo erweitert das pflanzenbasierte Sortiment „Green Cuisine“. Unter der goldenen Panade ist sind Weizen- und Reisprotein verarbeitet.

Backwaren

In einen zermürbenden Streit um den Begriff „Sonne“ befindet sich die Biobranche. Die 1331 gegründete und mittlerweile filialisierte Münchener Hofpfisterei produziert unter anderem Brot, für das die Bäckerei vor rund 40 Jahren den Begriff „Sonne“ als geschützten Markenbegriff eingetragen hat. Seitdem kämpft die Familie Stocker, die das Unternehmen 1917 übernommen hat, gegen alle Brote, die irgendwas mit Sonne im Namen haben. Mehr als 20 Beißklagen sind bekannt. Aktuell kämpfen die Biobäcker vor vier Gerichten; vom Kleinbäcker, über den Chemnitzer Bio-Naturmarkt bis hin zum Discounter Lidl.

Landwirtschaft

Dem Anbau von Leguminosen stehen gute Zeiten bevor. Der Fleischersatzmarkt wird in einigen Jahren weltweit jährlich 700 Millionen Schweizer Franken Umsatz machen. Die Nestlé-Tochter „Gourmet-Garden“ stellt dieses Jahr ihre Fleischersatzprodukte auf europäisches Soja um. Geschmacklich und von der Textur her, sei Soja unschlagbar. Aber die Schweizer tüfteln schon an Thunfisch aus Erbsen und wollen künftig auch Rindersteaks und Geflügelfleisch aus Leguminosen machen. Marktstrategen der Boston Consulting Group rechnen mit einem Anstieg des weltweiten Verzehrs von heute 13 Millionen auf 97 Millionen Tonnen im Jahr 2035. Das entspräche elf Prozent des globalen Proteinverzehrs.

1999 hat Hasso Mansfeld aus Sachsen-Anhalt die erste „Webcam aus dem Stall“ im Berliner KaDeWe unterbringen können. Kunden konnten auf dem Monitor an der Fleischtheke einen Blick in den Hühnerstall des Hofes werfen. Heute können Ställe preiswerter und in bester Technik  mit Live-Cams ausgerüstet werden. Mittlerweile greift der LEH die Idee zunehmend wieder auf, nachdem Pioniere einen erhöhten Umsatz bei dem Fleisch festgestellt haben, das von diesem Hof kommt. Kunden fragen an der Theke nach genau diesem Fleisch nach und bei Eiern funktioniert die Umsatzsteigerung auch. Lediglich Milchkühe und Rinder haben kein Star-Potenzial. Derzeit gelten sie wiederkauend im Gras liegend für Tier-TV noch als zu langweilig.

Ab dem 01. Januar 2022 wird bei Demeter die Bruderhahnaufzucht für Bruderhähne Pflicht. Die Bruderhähne müssen damit alle auf Demeter-Betrieben, in einzelnen Fällen auch zertifizierten Bio-Betrieben, aufgezogen werden. ihr Mindestschlachtalter beträgt 14 Wochen.

Betreiber von Gewächshäusern haben ein steigendes Interesse die veraltete Natriumhochdruckbeleuchtung auf LED-Leuchten umzustellen. Erdbeeren reagieren aber sehr sensibel auf Umweltänderungen. „Fluence by Osram“ experimentiert im niederländischen Forschungsinstitut Delphy, wie sich LED-Lösungen auf die Erdbeerproduktion auswirkt und will noch in diesem Jahr erste Versuchsergebnisse veröffentlichen.

LEH und Unternehmen

Lebensmittel im E-Commerce Spitzenreiter: Der Umsatz mit Lebensmitteln im Online-Handel hat sich gegenüber dem Vorjahr im ersten Quartal 2021 nahezu von 361 auf 666 Millionen Euro verdoppelt. Innerhalb des Quartals stieg der Umsatz von Januar bis Ende März um 28 Prozent und 21 Millionen Euro.

Lidl macht es Aldi nach. Der Discounter der Schwarz-Gruppe teilt sich in ein Nord- und Südgeschäft für die Filialbetreuung die Logistik und Expansion auf. Zum Norden gehört wie bei Aldi auch der Osten. Die Nord- und Süd-Lidl firmieren aber unter dem gleichen unveränderten Logo.

In Frankreich wurde auf der Basis des Nutri-Scores das Umweltlogo Eco-Score entwickelt [1]. Lidl will das fünfstufige Label in Deutschland einführen und hat Gespräche mit Erzeugern und Handel aufgenommen.

Gastronomie und Kantinen müssen mit der Wiederöffnung für gute Umsätze pro Gast die schwere Zeit der Pandemie hinter sich lassen. Für die Schweizer Transgourmet (neun Milliarden Euro Umsatz für die Coop-Tochter) gelingt das mit Bioprodukten und bringt eine eigene Range (Transgourmet Natura) auf die Märkte Schweiz, Österreich und Deutschland. Vor allem Deutschland sei angehalten im Rahmen des Green Deals den Anstieg der Ökoprodukte auf 25 Prozent bis 2030 hinzubekommen. Damit mehr Landwirte auf Öko umsteigen setzt Transgourmet auf regionale Erzeugnisse und nimmt die Beschaffung selbst in die Hand. Den Erzeugern wird eine Abnahmegarantie angeboten.

Die Stirnseiten der LEH-Regale heißen Gondeln und bieten den besten Regalplatz. Auch die Promotion an Einzelständen gilt als Tipp für die direkte Kundenansprache. Der Süßwarenhersteller  Mars geht sprichwörtlich neue Wege. In den USA fährt pilotweise der Roboter Smiley mit kleinen Auslagen voller Riegel, Schokoladen und Kaugummis autonom durch die Regalreihen. Mit Geräuschen und Musik macht er auf sich aufmerksam, Sensoren stoppen Smiley, sobald sich Menschen in der Nähe aufhalten.

Die preisbewussten Deutschen mögen Coupons. Die werden jetzt digital. QR-Codes und Swipe-ups auf Instagram führen Besucher auf eine Landingpage mit einem digitalen Coupon, der in die elektronische Wallet gespeichert und an der Kasse eingelöst werden kann.

Horizon löst sich auf. Die wirkliche Macht hinter der LEH-Macht sind transeuropäische Einkaufsgemeinschaften. Über Horizon France und Horizon International Services bündelten Auchan Retail, Gruoupe Casino, DIA, die deutsche Metro und Schiever ihren Einkauf. Nach drei Jahren der Zusammenarbeit lösen die Akteure Horizon Ende 2021 auf.

Die Spar Schweiz hat erstmals einen 36-Tonnen-Anhängerzug in seine Logistik eingebunden, der mit Wasserstoff fährt. Dank der hohen Reichweite wird der „Hyundai XCIENT Fuel Cell“ auf der Zentralschweiz-Route eingesetzt.

Vegan ohne Bio. Die Kombinationsmöglichkeiten der Ernährungsindustrie sind zahlreich geworden. Edeka bietet seit April die ersten veganen, aber nicht Bio-Produkte unter der Eigenmarke „Vehappy“ an.

Für den Handel gibt es ein neues „Alarmsignal“. Mit D2C ist der „Direct-to-Consumer“-Einkauf als Direktvermarktung von Hersteller beschrieben. Das bedrohe zunehmend Einzelhändler und Zwischenhändler. 38 Prozent der D2C-Nutzer sind weiblich und unter 40 Jahre sowie Smart Natives, die Schuhe und Textilien kaufen. Im Bereich Lebensmittel sind die 50- bis 69-jährigen mit 31 Prozent die größte Kundengruppe. Fast die Hälfte der Konsumenten in einer repräsentativen Umfrage, die bislang D2C nicht ausprobiert haben, könnte sich diesen Einkaufsweg vorstellen.

Mit der Einführung von „Mamia Bio“ im Januar 2021 hat Aldi Süd die Zahl seiner Bio-Produkte auf 450 erhöht.

Welthandel

Der Tissuemarkt wird die Preise erhöhen. Küchen- und Toilettenpapier werden teurer. Grund ist der weltweite Anstieg für Kurzfasern von 900 US-Dollar pro Tonne Kurzfaser zum Jahresende 2020 auf mehr als 1.000 im März 2021. Die Prognose den kommenden September steht derzeit bei 1.230 US-Dollar pro Tonne. Die Händler können die Rohstoffpreise durch sinkende Margen nicht mehr auffangen. Essity und Kimberley-Clark haben höhere Preise bereits angekündigt. Auch die deutsche Hakle muss nachziehen, „sonst sind wir im Sommer kaputt“, sagte Manager Volker Jung. Gründe für die wohl zweistellige Preiserhöhung in Prozent seien die hohe Nachfrage aus China, der gestiegene Ölpreis und planmäßige Wartungsarbeiten in europäischen Zellstofffabriken, die den Output verringern.

Leere Containerboxen sind ein Problem im Welthandel, weil sie in der Pandemie langsamer den Weg zurück finden. Hapag-Lloyd geht in die Offensive und hat jetzt 150.000 TEU-Standardcontainer und moderne Kühlboxen (Reefer) in China bestellt.

Lesestoff:

[1] Eco-Score: https://herd-und-hof.de/handel-/jetzt-kommt-der-eco-score.html

roRo / VLE

© Herd-und-Hof.de Nutzungswünsche: https://herd-und-hof.de/impressum.html

Zurück