LEH reagiert auf Pferdefleischskandal
Handel
Handel verschärft Prüfsysteme
Als Reaktion auf die Beimischung von Pferdefleisch in Rindfleisch hat Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVL), eine Überprüfung der Kontrollsysteme angekündigt. „Die Eigenkontrollen des Handels sind von hoher Qualität und Sicherheit. Wir überprüfen aber derzeit, wie wir Betrügern und Kriminellen das Leben noch schwerer machen können.“ Insbesondere soll die Analytik auf neue Parameter ausgeweitet werden. Außerdem soll die Zusammenarbeit mit den Behörden verbessert werden.
Auf Nachfrage von Herd-und-Hof.de, welche Parameter geändert werden, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die EU derzeit auch DNS-Tests für die Fleischidentifizierung veranlasst hat, teilt der BVL mit, dass die Analyse weiterer Fleischarten im Rahmen der Eigenkontrollen vorgenommen werden sollen. „Die Festlegung, welche das sind, erfolgt risikoorientiert und kann produktbezogen variieren.“
Die Herkunftsangabe für Fleisch in verarbeiteten Produkten wird auf der EU-Ebene und von der Verbraucherschutzministerkonferenz diskutiert [1 + 2]. Der Lebensmittelhandel kann vor allem in den eigenen Bereichen der vertikalen Produktion oder bei den direkten Lieferverträgen mit den Bauern diese auch freiwillig einführen. Der BVL steht dem skeptisch gegenüber: „Eine Herkunftskennzeichnung kann kriminelle Energie und Betrug nicht verhindern. Der Lebensmittelhandel beteiligt sich jedoch an Überlegungen, die Lieferkette sicherer zu machen.“
Mit dem Rücken an der Wand
Die Lebensmittel- und Futtermittelskandale der letzten Wochen haben die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und den Deutschen Bauernverband (DBV) herausgefordert, die Leistungen der Ernährungsbranche und die „hervorragende Lebensmittelqualität“ noch besser herauszustellen. Angesichts „der jüngsten vermeintlichen Lebensmittelskandale stehen wir gemeinsam mit dem Rücken an der Wand“ erklärte am Donnerstag Gewerkschaftsvorsitzender Franz-Josef Möllenberg im DBV-Präsidium. Die Lebensmittelsicherheit müsse offensiver kommuniziert und hervorgehoben werden. Fehlverhalten und Skandalisierung in den Medien haben die Branche erneut in den Verruf gebracht. Sie müsse nach Möllenberg auch selbst einiges tun: Sie müsse „aufhören, in der Werbung ein unrealistisches Bild über die Herstellung von Lebensmitteln zu zeichnen und Schönfärberei zu betreiben“. Nur mit Transparenz und realitätsnaher Information könne das Vertrauen der Verbraucher wieder zurückgewonnen werden.
Angesprochen wurden von Möllenberg auch sozialpolitischen Probleme: Die Fleischwirtschaft habe in den letzten Jahren eine Erfolgsgeschichte hingelegt, müsse jedoch auch für stimmige Arbeitsverhältnisse bei den Beschäftigten sorgen.
Lesestoff:
[1] Die Herkunftskennzeichnung verarbeiteter Fleischarten ist einer der Zehn Punkte der Verbraucherschutzminister
[2] EU-Kommissar Tonio Borg kann sich eine Mehrheit für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung vorstellen
Roland Krieg