LEH verkennt die Zeichen der Zeit

Handel

LEH hält an Preisführerschaftfest

Das Konsumklima ist in Deutschland seit Monaten beängstigend gut [1]. Das hat sich auch im Juli kaum geändert, wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Mittwoch mitteilte. Nur die Einigung in Griechenland mit eventuell negativen Auswirkungen auf Deutschland und die Krisen in Russland und der Ukraine haben die Konjunkturerwartungen leicht gesenkt. Daher ist auch die Anschaffungsneigung leicht zurück gegangen - doch die Einkommensaussichten eilen zum nächsten Rekord.

Das Konsumklima ist also unverändert. Doch warum nur stehen die Landwirte reihenweise bei sinkenden Erzeugerpreisen vor dem Ruin [2]? Diese Frage stellt sich auch Günter Birnbaum, Senior Direktor Consumer Panel bei der GfK. Der konjunkturelle Rahmen spricht für einen Strategiewechsel im Lebensmittelhandel, den Aldi auch angefangen hat. Bundesweit wurde ein Mineralwasser gelistet, das mehr als der Einstiegspreis kostete, erläuterte er in der Lebensmittelzeitung [3]. Das aber lassen die anderen nicht zu. Sowohl bei Spirituosen als auch bei Energy-Drinks haben die Mitbewerber den Aldi-Preis unterboten und neue Runden im Preiskrieg gestartet. Der Wettbewerb verstehe die Strategie nicht, schimpft Birnbaum, und fürchtet um das Image von Lebensmitteln bei weiteren Preissenkungen.

Dabei sind die Umsätze des LEH nach Halbjahres-Analyse von Nielsen um 0,2 Prozentpunkte auf 62,647 Milliarden Euro gegenüber 2014 angestiegen. Und die Voraussetzungen für ein zweites gutes Halbjahr sind gegeben.

Doch was macht der Handel? Er pokert nach wie vor um den alten Zopf der Preisführerschaft. Er stellt seine Kunden sogar vor leere Regale. Beim SB-Markt „real“ waren die Regale in den letzten Wochen meterweise lückenhaft. Sogar angebotene Aktionsware fehlte. Um Lücken im Kühlregal zu schließen, wanderte „wegen der Hitze“ sogar Schokolade in die Fächer, wie die Lebensmittelzeitung süffisant bemerkte.

Wegen eines Kontorwechsels will „real“ offenbar mehr Geld von Markenherstellern, die wiederum nicht auf Margen verzichten mögen. Weil beide Seiten bis vor kurzem hart blieben, fanden keine Lieferungen und Abnahmen statt: Die Regalplätze blieben leer. Am Ende verlieren nicht nur die Kunden, die vor leeren Regalen stehen, sondern auch die Bauern, die weiterhin vergeblich um höhere Preise betteln müssen.

Lesestoff:

[1] GfK-Konsumklima beängstigend gut

[2] Keine Hilfe für die Bauern in Sicht

[3] LZ 30/2015 vom 24. Juli 2014

Roland Krieg

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