Lieferanten sind die ehrlichsten

Handel

Aufwand gegen Warenschwund

Plötzlich ist eine Lücke im Regal. An der Kasse aber wird nichts bezahlt. Hauptursache für den Warenschwund ist Ladendiebstahl mit 37,6 Prozent, berichtet eine Studie der Londoner Marktforscher „The Smart Cube“ in Zusammenarbeit mit den Sicherungsexperten Checkpoint Systems aus dem deutschen Hirschhorn zwischen Heidelberg und Heilbronn. Unehrliche Mitarbeiter haben ähnliche Langfinger (35,4 Prozent), während Lieferanten nur zu 4,9 Prozent für den Warenverlust verantwortlich zeichnen. Zu 22,1 Prozent sorgen auch administrative Fehler für Defizite zwischen Bestellung und Verkauf.

Pro Jahr verschwinden in Deutschland Waren im Wert von 4,7 Milliarden Euro, was rund 1,1 Prozent des Umsatzes ausmacht. Das ist besser als der Weltdurchschnitt. Dort wandern mit 96,8 Milliarden Euro etwa 1,29 Prozent des Umsatzes in unbezahlten Besitz.

Geklaut wird, was klein und teuer ist. Neben Modeaccessoires und Schmuck sowie Elektrogeräte gehen auch Weine, Spirituosen, Frischfleisch und Delikatessen fremde Wege. Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft gilt in der Branche als Hochphase des Warenschwunds. 63 Prozent der europäischen Händler geben an, dass in den kommenden Wochen der höchste Warenschwund festgestellt wird.

Schaden entsteht nicht nur durch den Verlust der gestohlenen Ware, sondern auch durch die fehlende Warenverfügbarkeit. „Sobald im Regal eine Lücke klafft, können die Wünsche der Kunden nicht mehr erfüllt werden und dem Händler entgeht zusätzlicher Umsatz“, betont Hans-Jürgen Nausch von Checkpoint Systems. Vor allem durch den wachsenden Online-Handel ist Warenverfügbarkeit erfolgsentscheidend.

Warensicherung

Der Handel lässt sich einiges kosten, seine Waren vor Schwund zu sichern. Bei Anti-Diebstahl-Maßnahmen wendet er rund 0,82 Prozent seines Umsatzes, rund 3,5 Milliarden Euro auf.

Die bekannteste Lösung sind die vertikalen „Tore“ am Ausgang, durch die Kunden ins Freie treten müssen. Hier kommen Antennensysteme mit einer Radiofrequenz (RF) zum Einsatz und weisen eine hohe Detektionsrate auf. Diese Systeme gibt es auch in schmaler Ausführung für Drogerien und vergleichbare Geschäfte mit 40 Prozent geringerem Stromverbrauch.

An der Ware selbst können Sicherungsetiketten angebracht sein. Diese werden immer kleiner und kommen bei offener Warenpräsentation zum Einsatz.

Zur Warensicherung zählen auch RFID-Systeme, die gleichzeitig die Ware über die ganze Lieferkette verfolgen können und mit der Einkaufsabteilung verbunden sind.

Bei Lebensmitteln gibt es „offene Warensicherungen“. Das kann beispielsweise ein Kragen sein, der einen Flaschenhals einer teuren Spirituose umfasst und doch dem Kunden die Ware transparent anbieten.

Roland Krieg

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